Stolzer kann auch der Besitzer einer Penthouse-Wohnung nicht sein. Dabei besteht das Zuhause von Klaus Flügel gerade einmal aus einem Zimmer und einem Bad. Aber es ist sein eigenes Reich, und darin fühlt er sich sichtlich wohl. Wenn er Lust auf Geselligkeit hat, gibt es ja noch die Gemeinschaftszimmer. Zusammen mit elf anderen Betreuten der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen lebt Klaus Flügel im hinteren Bereich des Gasthauses „Zum Bären“ (früher Café Winkelmann). Alle zusammen bilden die Wohngruppe Markus.
„Alle zwölf Zimmer sind schon belegt, das war gar nicht so geplant“, sagt Holger Werner, Leiter der dezentralen Wohnangebote von Maria Bildhausen. Er hatte sich bei den Betreuten umgehört, wer denn gerne in der Gruppe Markus wohnen möchte, und schon waren die neuen Zimmer vergeben.
Die Gruppe Markus ist das älteste dezentrale Wohnangebot in Münnerstadt. Bereits 2008 wurde sie im Hinterhaus des früheren Café Winkelmann eröffnet. Den Mietvertrag schloss das Dominikus-Ringeisen-Werk mit dem inzwischen verstorbenen Karlheinz Winkelmann ab.
Am 1. Januar 2013 kaufte Michael Schaub den gesamten Gebäudekomplex. Wegen eines bestehenden Mietvertrages für das Vorderhaus und den notwendigen Planungen dauerte es noch ein wenig, aber im Dezember 2013 begannen die umfangreichen Umbauarbeiten. „Wir haben alles neu gemacht, Heizung, Wasser, Strom“, sagt Michael Schaub. Im Bereich des Mittelhofes sind die neuen Zimmer für die Betreuten entstanden. Aber auch in den zuvor vorhandenen Räumen der Gruppe Markus wurde einiges verändert. So haben die Betreuten nicht nur einen großzügigeren Aufenthaltsbereich, auch für die Betreuer ist die Arbeit wesentlich angenehmer geworden. Die Menschen mit Behinderungen leben alle in Einzelzimmern, die mit einer Nasszelle ausgestattet sind.
Die Kosten kann der Besitzer nicht genau beziffern, weil die Umbauarbeiten für die Wohngruppe nur ein Teil des Gesamtkomplexes sind. Auch die Gaststätte und das Hotel wurden und werden teilweise noch komplett umgebaut.
Positiv über den Vermieter äußerte sich Rainer Waldvogel, Gesamtleiter von Maria Bildhausen gegenüber unserer Zeitung. „Mit der Familie Schaub sind wir immer gut gefahren, sie ist ein guter Geschäftspartner.“ Auch die Gruppe Raphael ist in einem Haus der Familie Schaub untergebracht.
Holger Werner erinnerte bei der offiziellen Einweihung an den Werdegang. Nach dem Besitzerwechsel hatte es Gespräche über die mögliche Erweiterung gegeben. „Es war ein relativ strenger Zeitplan“, sagt Holger Werner. Im Oktober dieses Jahren zogen die neuen Bewohner ein. „Wir reden von einem Zuhause.“ Die Umbauphase direkt mitbekommen hat unter anderem Tobias Auernhammer, einer der Betreuten, die schon länger in der Gruppe Markus wohnen. Er schilderte die Arbeiten aus seiner Sicht und bedankte sich bei den Verantwortlichen. Immerhin ist nicht nur ein größerer Aufenthaltsbereich für alle Bewohner herausgesprungen, die Gruppe hat auch eine neue Küche bekommen.
Gottes Segen erbat Seelsorger Peter Schott für die erweiterte Wohngruppe. Als Einzugsgeschenk erhielten alle Bewohner eine kleine Taschenlampe für ihren Schlüsselbund. Der Leiter der Wohngruppe Markus, Jonathan Thain, führte anschließend eine Gruppe der Gäste durch das Haus. Gerne zeigten die neuen Bewohner ihr kleines Reich. Beim Rundgang erinnerte Michael Schaub daran, auf welche „Altlasten“ die Arbeiter während der Umbauphase gestoßen sind. So wurden im Hof gleich mehrere alte Mistgruben entdeckt, die aufgefüllt werden mussten.
Die Führung endete im bereits länger bestehenden Teil der Gruppe. Dort wurde von Betreuten der Wunsch geäußert, die Räume ein wenig zu renovieren.