Mit der Skizze aus der Schülerzeitung der Kreismittelschule Königshofen von 1963 machten sich ehemalige Schülerinnen und Schüler auf den Weg, um einmal in "ihren Schulwald" spazieren zu gehen. "Da muss doch die Zonengrenze von damals in der Nähe sein… irgendwo stand die Gulaschkanone der Bundeswehr, die uns damals mit Essen versorgte… und an einem Hang haben wir gepflanzt…", warfen Ulrich Zühlke und Peter Klör und andere ein.
Die Idee zu diesem Spaziergang hatte Roland Schubert, der über den damaligen Mitschüler Hanns Friedrich erfahren hatte, dass dieser auf Unterlagen aus der Pflanzzeit des Waldes gestoßen ist. Heute gibt es dort lediglich die Informationstafel "Naturschutzgebiet Poppenholz". "Davon dass wir damals tagelang gepflanzt haben und unseren Schulwald angelegt haben, steht nichts".
Blick auf die alten Fotos
Als erstes machte man sich auf die Suche nach dem besagten Hang. In der Schulzeitung der "Kreis-Mittelschule Königshofen", 1. Jahrgang vom Nov.-Dez. 1964 fand sich eine Zeichnung und die führte die kleine Gruppe denn auch auf den richtigen Weg. "Das war doch unser Zeichenlehrer Ludwig Stolarski, der die Zeitung mit gestaltet hat", wußte Peter Klör . Und dann erkannten sich einige auf den schwarz-weiß Fotos. Wer die Mädchen sind? Dazu war das Foto zu dunkel.
Dann tauchte die Frage auf, wie es eigentlich zu der Pflanzaktion kam. Hier half dann ein Blick in die Schulzeitung weiter: Dort las man, dass die Gemeinde Herbstadt das etwa vier Hektar große Gelände am Südhang der Poppenhöhe Landrat Dr. Karl Grünewald zu dessen 50. Geburtstag schenkte. "Der Landkreis Königshofen beschloss, diese Fläche aufzuforsten und mit der Durchführung die neue Kreismittelschule Königshofen zu beauftragen."
Lieder und Gedichte
Am 15. Mai 1963, dem Tag des Baumes, wurde die Arbeit mit einer kleinen Feierstunde auf der aufzuforstenden Fläche begonnen. "Lieder und Gedichte umrahmten die Ansprachen von Landrat Dr. Karl Grünewald und des Direktors der Mittelschule, Bruno Schafmeister." Gepflanzt wurden in den kommenden Tagen dann 3000 Hainbuchen, 1000 Vogelbeeren, 2000 Winterlinden und 1000 Japanische Lärchen. Schmunzelnd erzählten die ehemaligen Klassenkameraden, dass beim Graben der Löcher die Mäuse flüchteten und von einer Mäuseplage die Rede war.
Im neuen Schulwald gab es in den kommenden Jahren aber auch Unterricht. Dazu hatte man vom Bauamt ein Nivelliergerät ausgeliehen. Das Stativ des Gerätes war so schwer, dass es gemeinsam mit einer Messlatte in den Schulwald mit dem Auto des Klassenlehrers transportiert werden musste. "Heute nicht mehr vorstellbar bei der derzeitigen Technik", so Ulrich Zühlke.
Listen und Karten erstellt.
Außerdem gab es Unterricht im Wald. Dabei wurden mehr als 50 Pflanzenarten, darunter Herbstzeitlose, Türkenbund, Kuhschelle, Berberitze, Karthäusernelke und Heckenrose ebenso gezählt wie Feld-, und Brandmaus sowie Feldhasen. Bei den Vögeln waren es Goldammer, Eichelhäher, Neuntöter, Feldlerche, Hausschwalbe, Kuckuck, Mäusebussard und der Rote Milan. Vielfältig war die Welt der Schmetterlinge: Tagpfauenauge, Admiral, Scheckenfalter, Gemeiner Bläuling und Schachbrettfalter. Ebenso Maikäfer und Zauneidechsen.
Angedacht waren Vogelschutzmaßnahmen, Bodenuntersuchungen oder auch die Schaffung einer naturkundlichen Schausammlung für die Schule. Außerdem wurden entsprechende Listen und Karten zur Erfassung der Tier- und Pflanzenwelt erstellt. Heute ist der Schulwald fast in Vergessenheit geraten. Aber das könnte sich wieder ändern, heißt es von der Schulleitung der Dr.- Karl-Grünewald-Realschule.
