Freundschaftliche Bande nach Bad Königshofen hatten es möglich gemacht: Die beiden Mehrfach-Weltmeister und Olympiasieger im Biathlon Sven Fischer und Frank Luck sollten am Samstag, 5. Mai, zu einer Autogrammstunde und der Präsentation ihrer Sportgeräte anlässlich des Schulfestes der Volksschule nach Bad Königshofen kommen.
Die beiden Weltklasseathleten vom WSV Oberhof hatten ihre Zusage gegeben. Was für ein Ereignis für die zahlreichen Biathlon-Fans unter den Volksschülern! Bürgermeister Clemens Behr hatte schon die Eintragung der beiden ins Goldene Buch der Stadt Bad Königshofen eingeplant, "eine prima Werbung für unsere Stadt!" Im Gegensatz zu sonstigen derartigen Auftritten der Sportler wäre das alles natürlich zum Nulltarif gewesen.
Es hätte gerade auch gut gepasst. Am selben Tag kommen sie am Frankfurter Flughafen zurück von ihrem Jahresurlaub, einer Großwild-Safari in Namibia. Dorthin haben die beiden Hobbyjäger seit ein paar Jahren Kontakte auf Vermittlung des Jagdwaffenherstellers Blaser, der zugleich Sponsor von Frank Luck ist. "Jetzt darf ich endlich selber die Flinte in die Hand nehmen, nachdem ich im letzten Winter so für die Jägerprüfung gebüffelt habe," freut sich Sven Fischer schon darauf.
In diesem Gespräch klärt er aber auch den Konjunktiv auf, der die große Attraktion des Schulfestes mehr als in Frage stellt. "Wenn alles gut läuft, wird's diesmal nichts, so leid es mir tut. Aber aufgeschoben, ist ja nicht aufgehoben," verspricht Sven Fischer.
Der Hintergrund ist dieser: Der gemeinsame Freund der beiden, Nationalmannschafts-Biathlet Carsten Heymann aus Sachsen, hat für den selben Tag seine Hochzeit angesetzt, zu der die beiden selbstverständlich auch eingeladen sind. "Der heiratet wahrscheinlich nur einmal. Euer Schulfest gibt's noch öfter," vertröstet der "Fisch" Schulleiter Rudolf Dümpert.
Eine Einschränkung, deshalb der Konjunktiv, macht er aber dann doch. "Wir hatten vor ein paar Tagen einen medizinischen Gesundheits-Check in Freiburg. Dabei haben wir ein kleines Fußballspielchen gemacht, wobei sich der Heymi einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Das wirft ihn sogar mit Blick auf die Olympischen Spiele zurück. Unsere ersten beiden Konditions-Lehrgänge sind schon im Mai und im Juni. Und bekanntlich werden Wintersport-Olympiasieger im Sommer gemacht. Sollte aber deshalb auch die Hochzeit verschoben werden, dann kommen wir selbstverständlich nach Bad Königshofen." Und darauf zu hoffen, wäre nun auch wieder nicht fair.
Und noch eine Nachricht vom Biathlon gibt Sven Fischer durch. Sie bezieht sich auf Marco "Mucks" Morgenstern, der bei der Staffel anlässlich der Weltmeisterschaft in Pokjuka einen Kreislauf-Zusammenbruch erlitt - Bilder im Fernsehen, die die Sportwelt erschütterten. "Der Mucks ist wieder topfit," verrät Fischer, "aber damals hat er sich was vorgemacht, als er nach seiner Krankheit sich für die Staffel fit gemeldet hat. Das sieht er jetzt auch selber ein. Und für uns alle ist's eine ernste Warnung, sowas nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Das hätte schließlich tödlich ausgehen können. Nicht auszudenken. Diesbezüglich waren wir bisher wohl jeder mal schon etwas leichtsinnig. Das sollte eine Lehre sein."
Und dann verrät er noch etwas, worüber er sich im nachhinein Gedanken gemacht hat: "Ich garantiere, wenn man den Mucks aus dem Rennen genommen hätte, was man unbedingt hätte tun müssen, wäre ich trotzdem als zweiter Läufer gestartet. Ich hätte gewartet, bis der Letzte vom ersten Durchgang durch gewesen wäre, und wäre dann mein Rennen gelaufen. Genau so, wie ich's dann auch getan habe. Nur hat man uns ja überhaupt nichts davon gesagt. Jeder wusste das mit dem Marco, nur wir Staffelläufer nicht. Da lassen die mich fünf Minuten in der Wechselzone stehen und sagen einfach nichts."