Der Trinkwasserverbrauch sinkt. Die Verbraucher sparen. 2006 lieferten die Stadtwerke 5,3 Millionen Kubikmeter an Haushalte, Industrie und Gewerbe in Schweinfurt, Niederwerrn, Dittelbrunn und Sennfeld. Jetzt sind es 4,7 Millionen Kubikmeter im Jahr.
Ein Rückblick: Wasser war am Main über Jahrhunderte hinweg eine Selbstverständlichkeit, der Berichterstattung nicht wert. Die Chronik von Johann Kaspar Bundschuh, die am Anfang des 19. Jahrhunderts gedruckt wurde, dürfte der erste exakte Nachweis der öffentlichen Trinkwasserversorgung mit 30 Zieh-, vier Röhren- und drei Pumpbrunnen sein. Aus dem 17. Jahrhundert stammt die Nachricht von etwa 30 öffentlichen Brunnen. Bereits 1413 hatte Stadtschreiber Nikolaus Spranger den Bau eines Brunnens „Am Anger“ (westlich des Zeughauses) notiert. 13 Jahre später wurde ein Brunnen am Rathaus angelegt. 1430/31 folgte der Roßbrunnen. Das Wasser wurde zum „Neuen Bad“ geleitet, also zum heutigen Albrecht-Dürer-Platz. Ob dieser Roßbrunnen zumindest ab 1522 von den zwei Seen am heutigen Spitalseeplatz gespeist wurde, die ihr Wasser von dem Graben unterhalb der Heeresstraße an der Gartenstadt (Pfannäcker) bekamen, ist möglich.
Brunnenwasser reichte nicht mehr
Der Stadtplan von 1648 (von Reichsvogt Johann Hermann) zeigt 31 Wasserspender, darunter den Katzenbrunnen in der Hadergasse und den Wolfsbrunnen in der Wolfsgasse. 1833, als der erste maßstabsgetreue Stadtplan entstand, wurden 25 Brunnen auf Straßen und Plätzen und sechs weitere öffentliche Brunnen innerhalb von Anwesen eingezeichnet. Die Anzahl der privaten Brunnen ist nicht bekannt, wird in den Chroniken als groß bezeichnet.
Um 1840 war Schweinfurt auf über 7000 Einwohner gewachsen. Das Quell- und Brunnenwasser reichte nicht mehr aus. Bürgermeister Carl von Schultes ließ ein Anzapfen des Lindenbrunnens und das Schöpfen von Mainwasser prüfen. Die Berechnungen des Rathauses fußten auf einem täglichen Trinkwasserbedarf in Höhe von 6400 Eimern. 1861 waren die Pläne für ein Mainwasserpumpwerk fertig. Ein Jahr später wurden sie umgesetzt. Auf den Sandweinbergen wurde ein Hochbehälter (Teilberg I) mit zwei Sand-Vorfiltern gebaut. In der Loh- und Schneidmühle am Main wurden die Pumpen installiert. Die Tagesleistung betrug 2445 Kubikmeter. Verlegt wurden um 1862 rund 12 200 Meter Rohrleitung und gesetzt 137 Hydranten. Angeschlossen waren 361 Abnehmer, 1890 bereits 890 zahlende Schweinfurter.
Weil das Mainwasser für den Genuss nur bedingt geeignet war, schlug Baurat Gustav Henoch 1880 eine Grundwassergewinnung zwischen dem 1. und 2. Wehrwäldchen vor. Gutachten bescheinigten dem Grundwasser eine hervorragende Qualität. Erbaut wurde das neue Wasserwerk im Jahr 1898. In Betrieb blieb es bis 1966. Längst ist das Werk abgerissen, der Standort ein Parkplatz.
Gespeist wurde die Wasserversorgung ab 1900 von 40 Brunnen in den Wehranlagen. Die Leistung lag bei bis zu 7000 Kubikmeter am Tag. Schweinfurt hatte mittlerweile 15 000 Einwohner – Tendenz stark steigend. 1927 erfolgte die Erweiterung des Werkes durch neun zusätzliche Brunnen, was eine Leistungssteigerung auf 17 280 Kubikmeter in 24 Stunden brachte. Während das Rohrnetz um die Jahrhundertwende eine Länge von 22 155 Meter aufwies, wurden 1932 bereits 57 230 Meter registriert. Die rund 40 000 Einwohner verbrauchten 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr. 1950, bei etwa gleicher Einwohnerzahl, wurden über 3,5 Millionen Kubikmeter gefördert. Die Rohnetzlänge lag bei 82 900 Meter. 1953/54 entstand der Wasserhochbehälter an den Eichen (3000 Kubikmeter Fassungsvermögen), 1963/64 der Hochbehälter am Seelenvater (4600 qm). 1956 begann die Stadt mit dem Ausbau der Wassergewinnungsanlage in der Wehr und auf den Geiswiesen.
Noch heute Wasser aus dem Main
Rund 80 Prozent des Schweinfurter Trinkwassers stammen noch heute aus dem Sand und Kies des Mains, gefördert aus über 50 Brunnen. Der Hochbehälter hinter dem Stadion entstand in den 60-er Jahren. Ebenfalls 1965 wurde erstmals im Zeller Grund Grundwasser aus dem mittleren Muschelkalk in einer Tiefe von etwa 80 Metern geholt. Tiefbrunnen im Werngrund (60 Meter) und am Seelenvater (über 120 Meter) folgten. 1975 errichteten die Stadtwerke den Hochbehälter in der Hofrat-Graetz-Straße (Teilberg II – 6000 Kubikmeter). 1982 folgte der Hochbehälter Sattlerau (4000 Kubikmeter).
Die größte Baumaßnahme nach dem Krieg war die des neuen Wasserwerks mit Aufbereitungsanalge, Kaskadenbelüftung, Reaktionsbecken, Filtern und einem Reinwasserbehälter in den Jahren 1964/66. Im angeschlossenen Pumpwerk stehen die Kreiselpumpen. Die Überwachung erfolgt von der Schaltwarte. Ab dem Jahr 2000 wurden die sechs Hochbehälter für mehrere Millionen Euro saniert, das Wasserwerk modernisiert.
Der höchste Wasserverbrauch wurde im Jahr 1976 mit einer Tagesabgabe von 33 500 Kubikmeter und einer Jahresabgabe von 7,65 Millionen Kubikmeter notiert. Die Rohrnetzgesamtlänge beträgt heute um die 250 Kilometer. Der reduzierte Wasserverbrauch geht auf Einsparungen zurück, auch beim technischen Einsatz des Wassers in der Industrie. Am 12. August des Jahres 1998, ein heißer Tag, gaben die Stadtwerke 24 161 Kubikmeter Trinkwasser an die 68 000 Kunden ab. Damit waren fast die 25 000 Kubikmeter, die die sechs Hochbehälter fassen erreicht. Also auch diesen Verbrauch hätten die Stadtwerke bei Totalausfall der Pumpen schultern können. Spitzenwerte wie 33 492 Kubikmeter an einem Tag im Jahr 1976 gehören der Vergangenheit an. Die Ausbeute der bestehenden Brunnen wird derzeit auf Halblast gefahren. Fördern könnten sie in zwölf Monaten zehn Millionen Kubikmeter, gebraucht werden nicht einmal fünf Millionen.