„Weil einer einen kennt, der einen kennt, der einen kennt…“ So funktioniert eines der Erfolgsrezepte des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises. Das zweite heißt: „Ein ganzes Dorf packt mit an.“ Ehrenvorsitzender Günther Birkle belegt dies an einem Beispiel aus den Anfängen des Vereins.
Als der Ortsgeschichtliche Arbeitskreis 2002 von der Gemeinde die erste Schlossscheune bekam, waren in dieser noch die Betonwannen der ehemaligen Sauerkrautfabrik. Heimo Graf vom Scheunen-Team rückte mit seiner Hilti an. Die schüttelte zwar die Mitarbeiter kräftig durch, die Wände aber dachten gar nicht daran zu fallen.
Ein anderer Mitarbeiter, Egon Blatz, war ehrenamtlich beim THW: Auf seine Vermittlung hin habe ein Trupp des THW die Entkernung der Scheune als „Übung“ übernommen. Die Schwebheimer Landwirte hätten die Betonplatten dann mit ihren Traktoren abtransportiert. „Es war ganz toll, wie viele Schwebheimer mit Hand angelegt haben“, so Birkle.
Und nicht nur das: Immer wieder brachten und bringen die Schwebheimer auch Exponate zum Ortsgeschichtlichen Arbeitskreis – von der Dreschmaschine bis hin zu ganzen Handwerksbetrieben. Schon vor der Eröffnung der Ortsgeschichtlichen Sammlungen begann Günter Leutsch, Ideengeber und Motor des Scheunenteams, eifrig zu sammeln.
Zur 25-Jahr-Feier des Vereins präsentiert man nun fünf Bereiche mit insgesamt 45 Abteilungen: Da ist der ehemalige Friseursalon ebenso nachgebaut wie die Seilerwerkstatt oder die alte Post, aber auch die zweitgrößte Sammlung von Kameras und Raritäten rund ums Fotografieren findet sich dort.
Die Jugend wird einbezogen
Astrid Pellengahr, die Leiterin der „Landesstelle für nichtstaatliche Museen“, die zum Jubiläum des Vereins extra aus München angereist war, zeigte sich beeindruckt: „Eine solche Bandbreite hätte ich nicht erwartet, bemerkenswert“, so Pellengahr. Sie bewundere die Beharrlichkeit und das Engagement, mit dem hier alles aufgebaut worden sei, meinte sie und betonte: „Ich habe ein großes Herz für die Ehrenamtlichen. Ohne ihr Engagement wäre unsere Museumslandschaft nicht so reich.“
Nicht nur in den Ortsgeschichtlichen Sammlungen selbst beweisen die neun Mitglieder des Scheunen-Teams ihr Engagement. Sie waren auch die ersten im Landkreis, die auf Initiative von Günter Leutsch einen Waschtag präsentierten (1995), bei dem wie zu Omas Zeiten gewaschen wurde, oder die einen Handwerkermarkt (1997) aufbauten.
Auch die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen liegt dem Arbeitskreis am Herzen und so halfen Jugendliche bei der Aktion „Eine Zeit für Helden“, die Schlossscheune auf Vordermann zu bringen. Und Schüler der Heideschule kommen regelmäßig, um das Scheunen-Team bei der Arbeit zu unterstützen. Führungen für Schulklassen und die alljährliche Ferienspaßaktion gehören zum festen Programm.
Pellengahr bot dem Verein jede Unterstützung an. Man könne sogar finanziell unterstützen, allerdings nur projektbezogen, erklärte sie. Das musste Birkle nur einmal hören. Man plane da schon ein neues Projekt, hakte er gleich ein. Der Arbeitskreis will alle aktiven und nichtaktiven Vereine der Gemeinde aus Vergangenheit und Gegenwart vorstellen.
„Wider das Vergessen“
Beim Gang zum Bürgerhaus enthüllte Pellengahr zusammen mit Altbürgermeister Hans Fischer die Erinnerungstafel „Wider das Vergessen“, die an die Geschichte der letzten Juden im Dorf erinnert (wir berichteten). Auch das würdigte Pellengahr. Es gebe leider noch viele Gemeinden, die ihre Geschichte im Nationalsozialismus noch nicht aufgearbeitet hätten.
Zum anschließenden Festakt im Bürgerhaus begrüßte die Vorsitzende Hedi Seifert Mitglieder und Gäste. „Wer in die Zukunft blickt, muss sich der eigenen Wurzeln bewusst sein“, meinte Bürgermeister Volker Karb, der im Namen der Gemeinde dem Vorstand, den Ehrenamtlichen und allen Mitgliedern dankte.
Die Grüße des Landkreises überbrachte die stellvertretende Landrätin Christine Bender. „Heimat- und Volkstrachtenvereine, Musikkapellen und auch die Siebener bewahren die Kultur und sorgen für die Weitergabe an die nächste Generation“, lobte sie. Dem Scheunen-Team galt besonderes Lob. „Sie haben die Ziele, die Sie sich gesetzt haben, nicht nur erreicht, sondern übertroffen.“
Angereichert mit vielen persönlichen Erfahrungen und lustigen Geschichten blickte Birkle dann kurzweilig auf „Merk-Würdiges aus 25 Jahren Vereinsgeschichte“ zurück, bevor die Vorsitzende die Ehrungen übernahm.
Mit einem Zitat des englischen Dichters Lord George Gordon Noel Byron schloss die stellvertretende Vorsitzende des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises, Britta Ritter, den Festakt: „Der beste Prophet für die Zukunft ist die Vergangenheit.“
Ehrungen: Von den 19 Gründungsmitgliedern konnten noch 13 geehrt werden: Günther Birkle, Hans Fischer, Peter Götz, Heimo Graf, Günter und Rita Gröner, Ekkehard Klement, Harald und Jutta Leitherer, Günter Leutsch, Richard Ludwig, Thomas Schäfer und Hedi Seifert.
Noch im ersten Jahr stießen 13 weitere Mitglieder zum Verein dazu, sie wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt: Renate Birkle, Friedhelm Dapper, Julius Goldschmidt, Werner und Paul Müller, Anton Römer, Fritz Roßteuscher, Heidi Schuhmann, Inge Sprügel, Fritz Wagner und Manfred Werner.