Es war eine fröhliche Gruppe, die am Mittwochmittag durch die Stadt Richtung Marktplatz lief: acht oder neun Kinder, einige junge Mütter und viele junge Männer. Die meisten trugen Rosen in der Hand, die sie verschenken wollten, die anderen kleine Schilder, auf denen „Danke Deutschland“ stand – in Deutsch und Arabisch. Es waren Flüchtlinge aus Syrien, die in der Erstaufnahmeeinrichtung leben und sich mit dieser Aktion bei den Schweinfurter Bürgern bedanken wollten.
Erste Blumenaktion fand in Erfurt statt
Die Idee kam bereits im September in Erfurt auf. Saleh Madi wollte den Menschen in dieser Stadt etwas zurückgeben. Und obwohl die Stimmung in den neuen Bundesländern bekanntlich erschreckend ausländerfeindlich ist, war diese erste Blumenaktion ein Erfolg. Freunde in anderen Städten folgten seinem Beispiel und nun erreichte die Aktion auch Schweinfurt.
Organisator hier war Muhannad Sarradeh. Der 30-jährige Apotheker spricht ausgezeichnet Englisch und auch ein paar Worte Deutsch, obwohl er erst seit wenigen Wochen in Deutschland ist. Wie alle anderen in der Gruppe weiß er noch nicht, wie es mit ihm weitergehen wird.
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Trotz dieser Ungewissheit und trotz der schmerzlichen Erfahrungen auf der Flucht war die Stimmung fröhlich. Als Erstes wurden Gruppenfotos für die Freunde und die Familie zuhause gemacht.
Vor allem die Kinder überreichten die Rosen
Dann erst trauten sich die Kinder, auf Passanten zuzugehen und eine Rose zu überreichen. Begleitet wurden sie von Erwachsenen, die auf Englisch die Aktion erklärten. Vieler Worte bedurfte es nicht, denn die Flüchtlinge wollten einfach nur „Danke“ sagen für alles, was ihnen hier gegeben wird: Unterkunft, Nahrung, Kleidung, Deutschunterricht, Sicherheit und Freundlichkeit.
„Fast alle Menschen in Schweinfurt sind sehr freundlich zu uns“, sagte Muhannad Sarradeh und diese Erfahrung wiederholte sich bei der Aktion auf dem Marktplatz. Ein älterer Herr entschloss sich spontan, ein Fahrrad zu verschenken, andere nahmen sich Zeit für ein kleines Gespräch. Nur ganz wenige Menschen reagierten abwehrend. Daneben gab es Passanten, die Abstand zur Gruppe hielten, aber auch hier verschwanden dann doch einige skeptische Blicke, als klar war, dass es sich nicht um eine politische Demonstration handelt.
Auch die Mitarbeiter in der Erstaufnahme freuten sich über die Geste
Begleitet wurde die Gruppe von Stefanie Bader. Die Asylsozialberaterin der Diakonie, die in der Erstaufnahmeeinrichtung arbeitet, hatte die Aktion mit Stadt und Regierung von Unterfranken abgesprochen. Bereits am Vormittag überraschten die Syrer die Mitarbeiter der Einrichtung. Jeder, der da war, bekam eine Rose, die Lehrer, die Leute vom Roten Kreuz, von der Diakonie, vom Wachdienst.
„Alle haben sich gefreut“, erzählte Muhannad Sarradeh. Insgesamt hatte der Apotheker in einem Blumenladen 300 zartrosa Rosen gekauft und vermutlich ebenso vielen Menschen eine Freude gemacht.