Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die nicht mehr zu toppen sind, gepaart mit einem attraktiven touristischen Programm erlebten 45 Gerolzhöferinnen und Gerolzhöfer, die über Fronleichnam in die französische Partnerstadt Mamers gefahren waren. Höhepunkt war ein Festakt mitten in Mamers, in dessen Verlauf die beiden Bürgermeister Frédéric Beauchef und Thorsten Wozniak zusammen mit den Spitzen der Partnerschaftskomitees, Jacky Vrammout und Anja Hümpfner, die Fortsetzung der schon 50 Jahre andauernden Partnerschaft in gleicher Intensität gelobten.
„Mit Freude und Ergriffenheit“ konstatierte der gastgebende Bürgermeister Beauchef den starken Willen, der vor 50 Jahren die Partnerschaft antrieb. Seither habe es Begegnungen auf vielen Ebenen gegeben. Heute sei die Beziehung mehr als eine Städtepartnerschaft, sondern gemeinsames Engagement für das deutsch-französische Verhältnis. Gemeinsam gelte es aktuell vor allem am Klima- und Umweltschutz zu arbeiten.

Für Menschen in seinem Alter bedeuten 50 Jahre, dass die Partnerschaft schon Zeit ihres Lebens bestanden hat, sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak. Eine Städtepartnerschaft zu gründen, sei zumindest formal leicht. Sie dauerhaft mit Leben zu erfüllen, sei bedeutsam. Die Freundschaft und enge Verbindung, die sich daraus entwickelt habe, sei allerdings außergewöhnlich. Wozniak erinnerte an die Vertragsunterzeichnung vor 50 Jahren durch die damaligen Bürgermeister Henri Courant und Franz Kreppel. Die Menschen, die die Partnerschaft 1972 gegründet haben, hätten jedenfalls einen Eintrag in die Geschichtsbücher verdient.
Junge Gesichter unter den Gastgebern und Gästen
„Wir brauchen die Jungen, um unsere Partnerschaft weiterleben zu lassen und um die deutsch-französische Verständigung fortzusetzen“, sprach der Mamerser Komiteepräsident Jacky Vrammout ein wichtiges Thema an. In der Tat waren unter den französischen Gastgebern und zahlreichen Helfern etliche neue und vor allem junge Gesichter zu sehen. Auch auf Gerolzhöfer Seite war eine Handvoll Jugendlicher dabei. Die Ansprachen übersetzte die Mamerser Deutschlehrerin Margaux Ory. Aus ihrer Klasse stammen auch die drei Schüler, die ein Gedicht zum Thema „Freundschaft“ auf Deutsch vortrugen.

Keine Übersetzerin brauchte Anja Hümpfner, die Präsidentin des Gerolzhöfer Partnerschaftskomitees und gymnasiale Französischlehrerin, die ihre Rede zweisprachig vortrug. Sie verwies auf den 50. Geburtstag ihres Mannes Stefan, der damit genauso alt ist wie die Städtepartnerschaft.

Hümpfner sah Parallelen in der Entwicklung einer Partnerschaft und der eines Menschen. "Wenn das kleine Kind dann größer wird, hat es so einige Anlaufschwierigkeiten zu überwinden bis es zum Beispiel lernt zu sprechen und zu gehen. Diese Anlaufschwierigkeiten gab es auch in der deutsch-französischen Freundschaft und in der Freundschaft zwischen Bürgern aus Mamers und Gerolzhofen", sagte Hümpfner. Wie damals Bundeskanzler Konrad Adenauer vor der Umarmung Charles des Gaulles brauchen auch heute Menschen einen kleinen Stups, um sich anzunähern.
Begegnung verdient den Segen Gottes
Anschließend unterschrieben Bürgermeister und Präsidenten die „Verlängerungsurkunde“ für die Partnerschaft und tauschten Geschenke aus. In der Kirche Saint Thomas d’Aquin, einer Schulkapelle, zelebrierte Pfarrer Emmanuel Jamin den Jubiläumsgottesdienst. Begegnung sei etwas Gutes, das den Segen Gottes verdiene, sagte er in seiner Predigt. Gutes zu tun bedeute, das Wesentliche von sich selbst zu geben.
Am Vorabend des Festakts waren Franzosen und Deutsche zu einem Festessen in die Stadthalle eingeladen. Dieses gestalteten die Mamerser mit einer einer unglaublichen Liebe zum Detail und perfekter Organisation. Den Abend, der sich bis in die Nachtstunden hineinzog, gestalteten zahlreiche Akteure. So zeigte Majorette Julia Hümpfner aus Gerolzhofen den Tanz, mit dem sie die deutsche Vizemeisterschaft gewonnen hatte. Typisch deutsche Weisen führte der Chor unter Leitung von Kantor Karl-Heinz Sauer auf. Helene Fischers Hit „Atemlos durch die Nacht“ hatte Hilde Niklas umgetextet und mit ihrem spontan gegründeten Chor einstudiert.

Begeisterung entfachte auch die Mamerser Line-Dance-Gruppe. Sie erweiterte sich schnell durch Gerolzhöfer Tänzer und Tänzerinnen, nachdem diese einen Grundkurs genossen hatten.
Bäume leiden ebenso wie in Deutschland
Um ein ansprechendes touristisches Programm mit viel Lehrgehalt hatten sich die Mamerser Gastgeber ebenfalls gekümmert. Ein Ausflug führte in den Wald von Perseigne, wo Förster Loukene Damieu dieselben Probleme namhaft machte, wie sie auch in deutschen Wäldern bestehen: Stress der Bäume durch große Trockenheit und starken Schädlingsbefall. Dabei liegt Mamers nur etwa 150 Kilometer vom Atlantik entfernt. Ein weiterer Besuch galt der Cidre-Kelterei „L’Hermitière“.

Genug Zeit blieb diesmal, die Stadt Mamers an einem freien Nachmittag zu erkunden. Dabei musste auch Bürgermeister Wozniak respektvoll anerkennen, dass die Mamerser etliche Straßen und Plätze in der Innenstadt in einem Zug sehr ansehnlich renoviert haben. Wozniak besuchte mit seinem Mamerser Kollegen auch die „24 Stunden von Le Mans“. Dieses weltbekannte Autorennen lief zeitgleich zum Aufenthalt der Gerolzhöfer.
Rundgang durch die Gärten von Claude Monet
Bereits auf der Anreise nahmen die Gerolzhöfer wieder einige Sehenswürdigkeiten in Frankreich mit. So die mittelalterliche Stadt Provins oder die Kathedrale von Evreux. Begeistert war die Gruppe von einem geführten Rundgang durch die allerdings heillos überfüllten Gärten von Claude Monet (1840 bis 1926) in Giverny nahe Paris. Dieser berühmte französische Impressionist holte sich zahlreiche Motive für seine Bilder aus seinen Gartenanlagen.
Bei all diesen Erlebnissen war es kein Wunder, dass der Abschied von den liebenswerten Gastgebern in Mamers vor der 13-stündigen Heimfahrt sehr schwer fiel. Einige Mamerser und Gerolzhöfer werden sich aber schon zum Weinfest in Gerolzhofen vom 14. bis 17. Juli wiedersehen.
Der Autor des Textes, Norbert Finster, ist Partnerschaftsbeauftragter des Gerolzhöfer Stadtrats.