„Als Bub bin ich oben herumgeklettert und dieses Gebäude war unser Spielplatz.“ Alois Kömm, der letzte Müller der in dem die Mühlen ja schon im Namen stecken, bestens auskennt. Er verbrachte als Bub viel Zeit bei seiner Oma auf einer anderen Mühle, der „Kleinen Mühle“, wo natürlich auch viele abenteuerliche Spielmöglichkeiten zur Verfügung standen.
, der bis 1971 dort lebte und arbeitete, bevor es den heute 82-Jährigen in eine andere Ecke Bayerns zog, erinnert sich an seine Kindheit auf der Wolfsmühle unweit der Ortsgrenze von Mühlhausen. Ähnliche Erinnerungen hat Heinrich König, ein Mühlhäuser, der sich mit den Mühlen seines Heimatortes,Abenteuerspielplatz Mühle
Die beiden Männer mit ähnlichen Mühlenerfahrungen stehen am großen Mühlrad der Wolfsmühle, das schon lange stillsteht. Nicht nur, weil das Wasser, das es antreiben könnte, nicht mehr im ausreichenden Maße vorhanden ist. Unbeschwerte, aber doch auch arbeitsreiche Kindertage waren das einst, denn auf einer Mühle mussten auch die Buben hin und wieder anpacken, denn Arbeit gab es immer mehr als reichlich.
500 Jahre wird die Wolfsmühle heuer alt. Das ist verbrieft, denn eine Urkunde aus dem Jahr 1518 berichtet, dass die Brüder Karges und Michael Wolf mit Erlaubnis des Landesherren am Riedener Bach die Wolfsmühle, auch als Obere Mühle bekannt, errichteten. Eine heute nicht nur noch erhaltene, sondern restaurierte Steintafel mit dem Wappen des Fürstbischofs Lorenz von Bibra und der Inschrift „Anno Domini 1518 haben Karches und Michael Wolf dieses Werk vollbracht“ weist darauf hin. Gleich über dem Eingang des altehrwürdigen Hauses ist diese Steintafel, sozusagen die Geburtsurkunde des Hauses zu finden.
Bis in die 70er-Jahre als Mühle genutzt
Als Mühle wird das idyllisch gelegene Anwesen schon lange nicht mehr genutzt. Heinrich Kömm, der Vater von Alois Kömm, kaufte das Anwesen 1933 für 17 000 Reichsmark, vergrößerte die Scheune und betrieb das Handwerk bis 1971. Schon einige Jahre zuvor wurde dort kein Mehl mehr, sondern nur noch Getreide zu Viehfutter geschrotet. 1974 wurden Wohnhaus und Mühlenbereich an den Wernecker Fritz Bonengel, besser bekannt als Bim, und seine Frau Margrit verkauft. Die Familie kaufte Wiesen und Ackerland dazu, betrieb Landwirtschaft und Pferdezucht. Fritz Bonengel starb 2001, sein Sohn Tilman, der mit seiner Mutter heute die Mühle bewohnt, hat viel Arbeit in die Mühle gesteckt, um sie nicht nur zu erhalten, sondern auch zu restaurieren.
Die lange Geschichte des Anwesens ist bestens dokumentiert. Besitzerwechsel und auch mal immer wieder Streitigkeiten wurden in Büchern festgehalten. So beschwerte sich 1874 der damalige Müller, dass sein Nachbar Hofmann ungenehmigte Änderungen an dessen Mühle vorgenommen habe. Das Stauwehr sei erhöht worden, so die Klage, so dass das Wasser ungebührlich hoch stehe und die oberhalb liegenden Wiesen des Wolfsmüllers gefährdet seien. Die Veränderungen wurden rückgängig gemacht.
Mühle gekauft, Müllerin gefreit
Die heute noch gebräuchliche Bezeichnung „Weckles Mühle“ kommt übrigens vom „Weckles Klella“, einen früheren Besitzer namens Nikolaus Rudloff, der ab 1876 der Mühlenbesitzer war. Der heiratete auch gleich noch die Tochter der Vorbesitzerin, verbreiterte die Mahlkammer und baute 1884 das heute noch bestehende Wohnhaus. Als Rudloff – inzwischen Witwer – 1932 kinderlos starb, vermachte er sein Anwesen und reichlich Bargeld an die Kirchengemeinde Mühlhausen, die damit ihre Schulden vom Kirchenbau abtragen konnte. Dass sich die örtlichen Müller – ursprünglich gab es drei davon am Brummbach und vier am Riedener Bach – nicht immer grün waren, zeigt eine Klausel im Testament des Nikolaus Rudloff. Sie besagt, dass die Mühle keineswegs an Heinrich Wehner, seinen Konkurrenten von der Eßlebener Mühle, verkauft werden dürfe, denn der sei ein „schlechter Wirtschafter“. So kam Heinrich Kömm zum Zug.
Auch wenn dort kein Mehl mehr gemahlen wird, die Mühlentechnik und die Ausstattung sind noch vorhanden und wären betriebsfähig. Zwei komplette Mahlwerke mit Beutel- und Kleiekästen, sowie Mahlsteine und Getriebe gibt es noch. Alois Kömm und Heinrich König erinnern sich an den Alltag in der Mühle. Die Mahlstube lag direkt neben der Kammer des Gesellen oder Knechts. Wenn viel zu tun war, wurde rund um die Uhr gemahlen. Lief ein Mahlgutbehälter leer, wurde eine Mechanik ausgelöst, die mittels Seilzug die Mühlglocke läutete. Die hing direkt neben dem Bett des Gesellen oder Knechts. Er musste dann raus und nachfüllen. Das nennt man wohl einen Rund-um-die-Uhr-Job, auch wenn die Pausen dazwischen schon einmal ein paar Stunden betragen konnten.
Am Samstag wird gefeiert
Anekdoten und Geschichten rund um die Mühle gibt es reichlich. Auch ein Buch – ein Historienroman – ist 2006 erschienen, dessen Handlung in der Zeit kurz vor dem Bauernkrieg in weiten Teilen auf der Wolfsmühle spielt. Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, gibt es am Wochenende beim Fest „500 Jahre Wolfsmühle Mühlhausen. Direkt an der Mühle wird am Samstag, 15. September, ab 16 Uhr gefeiert. Unter anderem gibt es Backofenbrot. Es besteht die Möglichkeit, die Mühle zu besichtigen. Der Erlös des Festes kommt Projekten von Pfarrer Martin aus Nigeria und der Station Regenbogen zugute.