Mit Wildschutzzäunen entlang der Autobahnen im erweiterten Grenzgebiet zu Thüringen, Sachsen und Tschechien will sich Bayern gegen das Einschleppen der Afrikanischen Schweinepest wappnen. Wandernde Wildschweine sollen ausgebremst und eine einfachere Bejagung in den Schutzzonen möglich sein. Die letzte Zaunlücke an der A 70 bei Bergrheinfeld wurde nun geschlossen, Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber brachte symbolisch die letzten Klammern an.
Auf beiden Seiten des 4,3 Kilometer langen Autobahnstücks wurde im Bereich der Anschlussstelle Schweinfurt/Bergrheinfeld innerhalb von acht Wochen ein spezieller, massiver Zaun gebaut, der im Erdreich verankert ist. "Damit die Wildschweine sich nicht unten durchwühlen", wie der Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, Reinhard Pirner, erklärte.
Bereits seit einem Jahr bereitet sich der Freistaat mit verschiedenen Maßnahmen auf die mögliche Einschleppung des Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) vor, sagte Glauber, der auch für den Verbraucherschutz zuständig ist. Insgesamt 500 Autobahn-Kilometer entlang den Grenzen zu Thüringen und Sachsen, wo neben Brandenburg mittlerweile einige ASP-Fälle aufgetreten sind, sowie zur Tschechischen Republik wurden überprüft und instandgesetzt. 20 Kilometer Zaun wurden ertüchtigt, beziehungsweise neu errichtet, 400 000 Euro vom Umweltministerium dafür zur Verfügung gestellt.

Zwar gebe es noch die Wildbrücken über die Autobahnen oder Unterführungen, gab Glauber zu. Aber im Seuchenfall würden die Wildschweine mit Duftzäunen und Gattern von einer Querung abgehalten. Fertig gestellt ist nun eine Art Abwehr-Ring an den Autobahnen in Nord- und Ostbayern, von der A7 und der A 71 über die A 70 und die A 93 bis zur A 3 in Niederbayern. Der Zaunausbau Richtung Österreich soll im nächsten Jahr beginnen.
Erhöhte Abschussprämien für Wildschweine für die Jäger
Erhöht hat der Freistaat für die Jäger auch die Abschussprämie für Wildschweine: Ab Dezember gibt es überall in Bayern 70 Euro für ein erlegtes Tier, in grenznahen Gebieten 100 Euro. "Das soll ein Anreiz für die Jäger sein", verdeutlichte Glauber. Mit der Jägerschaft arbeite man im Übrigen gut zusammen. Sie hätten, auch wegen der Schäden, die die Tiere anrichten, ein Interesse: "Je höher die Abschussquote, desto besser." Noch einmal 13 Millionen Euro sind im nächsten bayerischen Haushalt für die Prävention und Bekämpfung von Tierseuchen vorgesehen.
Um infizierte Wildschweinkadaver frühzeitig zu entdecken, werden auch Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt und mit Jagd- und Hundeverbänden spezielle Kadaversuchhunde ausgebildet. Weil der ASP-Virus für Wild- und Hausschweine – nicht aber für andere Tiere oder den Menschen – gefährlich ist, können seit Juli auch die Schweinehalter kostenfrei ihre Tiere testen lassen, appellierte Glauber an die Landwirte. Deutschland habe den Status "ASP-frei" verloren, was eine wirtschaftliche Bedrohung für die Bauern und den Schweinehandel darstelle. Man agiere hier gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium.
Mit dem bayerischen ASP-Rahmenplan würden die Maßnahmen koordiniert, so Glauber. Dazu gehören auch die Hinweise in 18 Sprachen an den Autobahn-Raststätten, keine Essensreste, "auch keine Wurstsemmel" wegzuwerfen. Alle Ebenen arbeiten zusammen, bestätigte Landrat Florian Töpper. Die Jäger seien sensibilisiert, über die Veterinärämter können sie erlegte, verdächtige Wildschweine beproben lassen. Vorkehrungen für den Umgang mit infizierten Kadavern wurden am Kreisbauhof in Niederwerrn sowie am Bauhof in Donnersdorf getroffen, die Mitarbeiter geschult, Schutzkleidung besorgt. "Wir sind gut gerüstet".
Der Zaunausbau sei für die Autobahndirektionen eine Win-Win-Situation, denn er erhöhe auch die Verkehrssicherheit, sagte Reinhard Pirner. "Die Autobahnmeistereien holen jedes Jahr 170 unfalltote Wildschweine im Bereich der Autobahndirektion Nordbayern von der Fahrbahn".