Dem Verein „Arbeitsförderungszentrum“ (afz) gehörten nach dem offiziellen Ausscheiden der Stadt zum 31. Juli 2016 nur noch zwei Mitglieder an. Das hätte die Auflösung des Vereins bedeutet. Die ist mit dem Beitritt von acht neuen Akteuren vom Tisch. Die afz-Vereinsmannschaft – nach der neuen Satzung auf zehn Mitglieder gedeckelt – ist nun also wieder komplett. Bei einer ersten Versammlung vor wenigen Tagen ist afz-Geschäftsführerin Monika Urlaub zur neuen Vorstandsvorsitzenden im dreiköpfigen Vorstand gewählt worden.
Mit dem Rückzug der Stadt und den schon vorher erfolgten Austritten von Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen waren beim eingetragenen Verein zuletzt nur noch der ehemalige SPD-Stadtrat Theo Hergenröther (er war bis zuletzt der Vorstandsvorsitzende) als Einzelperson und die Arbeiterwohlfahrt Mitglieder.
Die meisten Mitglieder sind beim Arbeitsförderungszentrum beschäftigt
Sechs der Neumitglieder sind afz-Beschäftigte. Mit Verwaltungsleiter Artur Gaus und der für das Hotel- und Gaststättenwesen zuständigen Bereichsleiterin Kerstin Mack stellt das afz auch – neben der neuen Vorsitzenden Urlaub – die beiden weiteren Vorstände. Weitere neue Mitglieder aus dem afz sind Hannes Schnabel (Bereichsleiter für Bildungsmaßnahmen), Dieter Rinke (Koordinator Hotel und Gaststätten) und Claudia Pressler (Verwaltung).
Hergenröther und wie gehabt die AWO bleiben dem afz als Mitglieder treu. Als drittes Mitglied von außen kommt neu Harald Quasigroch (Gerolzhofen) hinzu, ein Banker. Die zehnte Mitgliedschaft nimmt ein Mitglied des afz-Betriebsrates ein, das noch bestimmt wird.
Urlaub spricht von einer harmonischen Zusammenkunft, in deren Verlauf alle Entscheidungen – Wahl der Vorstände, Satzungsänderung – einstimmig erfolgten. In der Fokussierung auf afz-Beschäftigte im Vorstand sieht sie keine Probleme. „Wir tragen sowieso die Verantwortung“, sagt sie. In der Tochter, der afz GmbH, ist der Verein der einzige Gesellschafter.
Zentrale des afz ist künftig am Heckenweg
Organisatorischer Vorteil seien die nun kürzeren Wege, wozu auch beiträgt, dass die derzeit noch ausgelagerte Buchhaltung und das Personalwesen (Gartenstraße) an den künftig Firmensitz im Heckenweg 38 verlegt werden. Alles kommt also unter ein Dach.
Finanzieller Vorteil: Die Immobilie Heckenweg befindet sich im Eigentum des afz, die Miete für die Räume in der Gartenstraße entfällt künftig. Vollzogen werden soll der Umzug im Frühjahr 2017, wenn nötige kleinere Umbauten am Heckenweg erledigt sind.
Der Mitsprache, unter anderem wegen des für den Betriebsrat reservierten Platzes, sei nun für alle Bereiche Rechnung getragen. Das Regulativ sei weiterhin der Verein, sprich die Mitgliderversammlung. Ziel sei ohnehin „so viel Transparenz wie möglich“, sagt Urlaub. In früheren Jahren sei das nicht immer der Fall, mitunter sogar ein Riesenproblem gewesen. Als ein Zeichen dafür stehe auch der erstmals am 22. September praktizierte Versuch, an die vierteljährliche Betriebs- zusätzlich eine eigene Mitarbeiterversammlung anzudocken. Geplant ist außerdem, die Beschäftigten über Neuigkeiten regelmäßig und zeitnah zu informieren.
Beim afz sind rund 250 Mitarbeiter beschäftigt
Der afz-Verein ist am 1. April 1985 wegen der damals hohen Jugendarbeitslosigkeit gegründet worden. Die afz GmbH folgte 2002, insbesondere um die Bereiche private Arbeitsvermittlung und Personalservice-Agenturen zu betreiben. 250 Mitarbeiter verdienen ihre Brötchen beim afz, das derzeit rund 300 Menschen „in ihrer Obhut hat“.
Teils gravierende Fehlentscheidungen vorheriger Geschäftsführer bescherten dem afz allerdings Millionenverluste und Schulden bis heute. Nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden des letzten Geschäftsführers Ende 2014 übernahm Hergenröther interimsmäßig das Ruder. Urlaub, vorher Stellvertreterin, folgte im Juni 2015. Nun führt die Geschäftsführerin auch den Verein.