Seit vielen Jahren ist es ein großer Wunsch des AKI-Förderkreises Industrie-, Handwerks- und Gewerbekultur, dass man auch größere Maschinen und technische Geräte lagern und pflegen kann, um die Schweinfurter Industriegeschichte zu erhalten. Das war bisher nicht möglich, weder im vom AKI betriebenen Kleinen Industriemuseuman der Gutermannpromenade noch in der ebenfalls genutzten ehemaligen Hausmeisterwohnung der Ludwig-Erhard-Berufssschule. Jetzt ist es endlich gelungen, ein Depot zu finden - den Goethebunker. AKI-Sprecher Gerhard Fiedler ist sichtlich zufrieden, dass es nun geklappt hat.

Im April 2018 hatte er ein Gespräch mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé, erinnert er sich. Dabei ging es auch um mögliche Räume für ein größeres Depot, denn der AKI musste in den vergangenen Jahren immer wieder angebotene ausgemusterte Maschinen aus Platzgründen ablehnen. Aus historischen Gründen interessant wäre es aber, diese Maschinen zu bewahren, um alte Herstellungstechniken zum Beispiel von Kugellagern zu zeigen. Der OB, so Fiedler, habe die Idee mit dem Goethebunker gehabt, der als letzter der Schweinfurter Bunker im Besitz der Stadt ist. Fiedler tat dies beim AKI kund, mit den Kollegen gab es eine Begehung, es wurden Verträge geschlossen und nun kann es losgehen.
Klimatische Bedingungen testen
Gleichwohl bedeutet "losgehen", dass nun erstmal eine Testphase beginnt. Denn ganz so einfach ist es auch wieder nicht, im Goethebunker Gegenstände zu lagern. Er hat zwar eine relativ konstante Temperatur von gut zwölf Grad, doch die Luftfeuchtigkeit ist entscheidend für die Lagerung. Kann man auch die vielen Papier-Akten, die dem AKI von den Schweinfurter Industriebetrieben übergeben wurden, dort ohne Stockflecken lagern? Könnte sich an den alten Maschinen Rost bilden? Gibt es ein Schimmel-Problem? Wie löst man die Belüftung des Bunkers? Wie kann man ihn temperieren, wenn man dort länger verweilen möchte?

Es gibt eine Vielzahl von Fragen und als strukturiert denkende Ingenieure haben sich die AKI-Mitglieder einen mittelfristigen Plan in mehreren Phasen ausgedacht. Die erste Phase beschreibt Gerhard Fiedler als Testphase im Erdgeschoss. Der Bunker hat eine Grundfläche von rund 800 Quadratmetern, aber aufgrund der räumlichen Gegebenheiten mit vielen kleinen Abteilen zwischen fünf und 24 Quadratmetern nur eine Nutzfläche von 214 Quadratmetern, da man auch den langen Gang in der Mitte schwerlich zur Lagerung nutzen kann.
Zunächst werden nun Messungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit vorgenommen, dafür auch schon einzelne Objekte wie Maschinen und Dokumente mit eingelagert, um unter realistischen Bedingungen zu testen. Die Testphase umfasst das Jahr 2019. Danach will man analysieren, ob es Auswirkungen gab oder nicht.
Gute Zusammenarbeit mit Denkmalpflege
Froh ist Gerhard Fiedler über die gute Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde. Die könnte sich durchaus vorstellen, dass im Außenbereich ein Lastenaufzug möglich wäre, um schwere Maschinen auch in das erste Stockwerk zu bekommen. Das ist aber noch Zukunftsmusik, weil natürlich auch die Finanzierung eines solchen Aufzugs zu stemmen wäre. Ob einzelne Wände abgerissen werden können, um größere Räume zu schaffen, hängt davon ab, ob diese bauzeitlich sind oder erst weit nach dem Zweiten Weltkrieg eingezogen wurden.

Insgesamt gibt es vom Keller bis unters Dach 47 einzelne Räume. Wie diese genutzt werden können, darüber hat sich der AKI in einem Nutzungskonzept Gedanken gemacht. Handwerk und Gewerbe sollen ihren Platz bekommen, die Unternehmer und Unternehmen ebenso wie natürlich die Großindustrie und die verschiedenen Branchen.
Der AKI plant, das große FAG-Werksmodell, das in den Räumen in der Ignatz-Schön-Straße steht, sowie das eingelagerte SKF-Werksmodell in den Bunker zu verlagern. "Mittelfristig wollen wir ein begehbares Depot schaffen, das auch regelmäßig in den Wintermonaten geöffnet ist", so Gerhard Fiedler. Ansonsten handelt es sich um ein geschlossenes Depot, das nach Anmeldung besucht werden kann.
Die Schweinfurter Bunker Zehn Bunker gab es in Schweinfurt in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, sie boten Platz für mehrere tausend Menschen. 94 Städte galten im „Deutschen Reich“ als Hauptziele der Luftangriffe. Beim Sofortproramm zur Errichtung von Luftschutzbunkern im Jahr 1940 gehörte Schweinfurt als Standort der Schwerindustrie zu den besonders gefährdeten Städten. Wegen Mangels an Material wurden jedoch in nur 56 Städten Bunker gebaut. Schweinfurt betrafen diese Kürzungen allerdings nicht. Neben den Bunkern am Nutzweg, am Wasserturm, Degner Straße, Kleinflürleinsweg, Blaue Leite, Galgenleite, Ernst-Sachs-Straße, Wohlfahrtstraße und Spitalseeplatz wurden während der Luftangriffe zwischen 1943 und 1945 Hausbesitzer dazu verpflichtet, Gewölbekeller bombensicher zu machen. Außerdem hatten die Industriebetriebe auf ihrem Werksgelände eigene Luftschutzbunker. Der erste Hochbunker wurde im November 1940 gebaut, geplant waren bis zu 14. Nach 1945 wurden die Bunker zunächst sich selbst überlassen, erst in der Zeit des Kalten Krieges gab es eine Art "Renaissance", als zum Beispiel der Bunker in der Ernst-Sachs-Straße zum "Atombunker" wurde. Interessant ist auch die Geschichte des nun vom AKI genutzten "Goethebunkers" in der Degner Straße. Er steht unter Denkmalschutz. 1941/42 wurde er gebaut, hatte 966 Schutzplätze. Im Krieg waren hier auch Büros der Stadtverwaltung. Zwischen 1945 und 1957 war er das Notgefängnis, bis der jetzige Bau in der Hadergasse fertig war. Danach wurde er vom Zivilschutz genutzt, zuletzt stand er leer.