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GRAFENRHEINFELD: AKW: Kreistag zerreißt Rückbaupläne

GRAFENRHEINFELD

AKW: Kreistag zerreißt Rückbaupläne

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    Rundweg abgelehnt hat der Kreistag am Donnerstag die Abrisspläne für das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Er hält sie für oberflächlich und gar nicht genehmigungsfähig. Über das Konzept entscheidet das Umweltministerium.
    Rundweg abgelehnt hat der Kreistag am Donnerstag die Abrisspläne für das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Er hält sie für oberflächlich und gar nicht genehmigungsfähig. Über das Konzept entscheidet das Umweltministerium. Foto: Foto: Anand Anders, Bearbeitung: Jutta Glöckner

    Die schallende Ohrfeige, die der Schweinfurter Kreistag dem Kraftwerksbetreiber Preussen-Elektra (früher E.on Kernkraft) am Donnerstagnachmittag verpasst hat, dürfte man noch im fünf Kilometer entfernten Grafenrheinfeld gehört haben. Die Pläne für den Rückbau des dortigen AKW, der von 2018 bis 2030 dauern soll, hält das Gremium für nicht genehmigungsfähig. Und zwar einstimmig.

    15 Probleme auf 21 Seiten

    Einen ganzen Katalog von 15 „Problemfeldern“ hat die Landkreisverwaltung unter Federführung von Thomas Benz ausgemacht, weswegen sich der Landkreis gegen das Abrisskonzept wendet. Eingeflossen sind die Argumente in eine 21-seitige Stellungnahme, die der Kreistag im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung abgibt.

    Eines der Hauptargumente betrifft ein Kernstück der Abrissphilosophie von Preussen-Elektra: Das Unternehmen will eine Halle für schwach- und mittelradioaktive Abfälle (BeHa) bauen, die während des Abbaus anfallen. Grund: Das dafür vorgesehene Endlager im Schacht Konrad wird nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen.

    Schwachstrahlender Müll nach Mitterteich

    Benz hält den Bau aber für nicht möglich und nötig: „Zentrale Sammlung geht vor dezentraler Lagerung“, fasste er am Donnerstag das Atomgesetz zusammen. Demnach steht für diese Stoffe die zentrale Sammelstelle in Mitterteich (Oberpfalz) zur Verfügung.


    Standpunkt: Zu viele offene Fragen zum AKW

    Dort sei Platz für 40 000 Behälter, von denen erst 13 000 angeliefert seien. Preussen-Elektra plant für den Abbau in Grafenrheinfeld mit 1200 Containern. Und die hätten in Mitterteich noch reichlich Platz. Deswegen sei BeHa gar nicht genehmigungsfähig.

    Gehemigung hängt am Reaktorgebäude

    Um die Betriebsgenehmigung geht es auch beim schon vorhandenen Zwischenlager für hoch radioaktive Stoffe (Bella). Dies müsse ebenfalls in die Betrachtung einbezogen werden, so das Landratsamt, auch wenn es nicht Teil des Planungsverfahrens ist.

    Denn laut Benz gibt es einen engen Zusammenhang zum AKW: In der Bella-Genehmigung steht, dass die Reparatur von defekten Castoren „im Reaktorgebäude“ stattzufinden habe. Werde dies weggerissen, so entfalle auch die Betriebserlaubnis für das Zwischenlager. „Schon 2027 oder noch früher“, sagte Benz. Ähnlich hatten auch die Gemeinden Sennfeldund Röthleinin ihren Einwendungen argumentiert.

    Die Kraftwerksleitung hatte bislang öffentlich darauf hingewiesen, dass es im Zwischenlager selbst eine Vorrichtung für die Reparatur gebe.

    Neues Konzept für Zwischenlager

    Das Landratsamt macht sogar den Vorschlag, das Zwischenlager so zu ertüchtigen, dass man dort auch Behälter mit schwach strahlenden Stoffen einstellen kann – als kurzzeitigen Puffer vor einem Transport nach Mitterteich.

    Neben weiteren Punkten plädiert der Kreistag dafür, nicht nur den Abriss des AKW, sondern auch den Erhalt der Gebäude gleichwertig und parallel zu untersuchen. Insgesamt fordert er, dass ein stark überarbeitetes Konzept vorgelegt werde.

    Lob von allen Fraktionen

    Ein hohes Maß an Lob gab es aus den Fraktionen für den Entwurf der Verwaltung. Friedel Heckenlauer (CSU) würdigte, dass die fehlende Genehmigungsfähigkeit gut unterfüttert worden sei. Für Hartmut Bräuer (SPD) gehe es nicht darum, das AKW „so schnell wie möglich, sondern schadlos“ abzubauen. Ewald Öftring (FW) beschäftigte die Frage, weswegen der Betreiber „so oberflächliche“ Unterlagen eingereicht habe: „Ich finde keine Antwort.“  

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