Zucker. „Süß“, „weiß“, „leichtfüßig“ – und „fein verteilt auf dem Bild“. Auf der Zunge zergehen lassen, Augen schließen, dann den Geschmack auf dem Gemälde wiederfinden. Wer will als nächstes? In den Muffinpapierchen liegen noch viele Geschmacksrichtungen, bereit zum Probieren und Assoziieren.
„Projekt Synesthesia“, so der Name der Führung, in der die Celtis-Gymnasiasten Pascal Königer und Jonas Maier am Freitagabend in der Kunsthalle Schweinfurt gemeinsam mit Besuchern den Sehsinn mit dem Schmecken verbanden. Unter dem Titel „Kunst a la cARTe“ lud das P-Seminar Kunst des Gymnasiums ein, gemeinsam mit dem Museums-Service MuSe, der für Kulturvermittlung in den Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt und dem Museum Otto Schäfer zuständig ist.
Ein Abend voller „Köstlichkeiten“

Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es die Kooperation des Celtis-Gymnasiums mit der Kunsthalle zur Museumsnacht. Einmal jährlich setzt sie sich zum Ziel, Alte und Junge auf immer neue Art für Kunst zu begeistern. 2015 hatte der Titel „art'n vielfalt“ gelautet, rund 360 Menschen waren laut MuSe-Leiterin Friederike Kotouè gekommen. Für 2016 versprach Schulleiter Rainer Herzing den Besuchern in seiner Begrüßung, „Kunst mit unterschiedlichen Sinnen“ zu erfahren. Eineinhalb Jahre hatten die Schüler gemeinsam mit Lehrerin Daniela Hübner an Konzept und Umsetzung gearbeitet. Warum mit allen Sinnen? Die Interessen der Schüler hätten sich so entwickelt, sagte Hübner. Friederike Kotouè wünschte „einen Abend voller kreativer Köstlichkeiten“.
Die gab es zwar auch am Buffet, doch sogar das Programm war als Menü-Speisekarte gestaltet: vier Führungen, jede von zweien der acht Projekt-Seminarschüler geleitet. Gleichzeitig zum „Projekt Synesthesia“, in dem neben Geschmack auch Klang mit Kunst verbunden wurde, fand die Kinderführung „Klein, aber fein“ von Nele Gündermann und Eva Kaiser statt. Im Schuhkarton spürten die kleinen Hände Äpfel, ein warmes Kissen, Blätter und versetzten die Kinder gedanklich an den „Blumentisch mit Mädchen“ von Erich Glette (1936).

„Gerücheküche“ mit Düften nach Blaubeeren oder Schokolade
Philipp Weyer und Christina Scipio lockten mit Duftstoffen in die „Gerücheküche“ zu Vanille, Schokolade, Zitronengras, Papaya sowie Blaubeeren und ließen die Besucher im Atelier ihre Gefühle auf Papier pinseln. Einen „Gefühlssalat“ verursachten Carina Kunert und Kim Kirchner: Sie ließen Malerin Karoline Wittmann (1913-1978), dargestellt von Kim Kirchner mit weißem Kopftuch wie auf dem Gemälde an der Wand, über ihr Selbstbildnis sinnieren.

Wer seine Emotionen und Geschmacksempfindungen direkt in Kunst umsetzen wollte, stellte sich an der Fotowand vor die Kameralinse und biss im richtigen Moment auf eine Chilischote oder eine Limette. Während die geführten Gruppen von der großen Halle aus in andere Kunsträume ausstrahlten, spielten die Celtis-Schüler Maria Maier, Fabio Weberpals, Kevin Pfister und Anna Brand mit leichtjazzigen Melodien direkt in die Gehörgänge.
Ein Pfeifen wie ein Halbkreis
Pfefferminz. „Für mich ist das eher in den kalten Farben zu finden, Grün oder Blau“, so ein Besucher. Mancher hätte sich von der Schärfe der Pastille vielleicht eher Rot vorgestellt, erklärte Jonas Maier. Synästhesie – laut Duden „die Reizempfindung eines Sinnesorgans bei Reizung eines andern“ – sei zwar eine Krankheit, sagte Maier, „aber auch eine Begabung“. Man könne, um Kunst wahrzunehmen, auch einen Schritt weiter gehen, als nur mit den Augen zu sehen.
Für die Ohren etwa hatten die Schüler mit dem Programm Audacity Klänge komponiert – vom Pfeifen, das in der Tonleiter wie ein Halbkreis immer höher klettert, bis zum Elektro-Sound, den eine Besucherin im Atelier in einen „sprudelnden“ Wasserschwall auf Papier brachte.