„Sie haben Hosen an! Sie haben auch die Hosen an!“ „ Und Herr Landrat, hat bei Ihnen auch sie die Hosen an?“, fragte die Historikerin Nadja Bennewitz provokativ anwesende Frauen sowie Landrat Florian Töpper in der Veranstaltung zum Weltfrauentag.
Thema des Abends war „so sie in mans kleidern funden wird..“ Er wurde in Kooperation der Gleichstellungsstellen des Landkreises Schweinfurt, der Stadt Gerolzhofen, der Volkshochschule und der Stadtbibliothek durchgeführt.
Das Sprichwort „Bei uns hat die Frau die Hosen an“ macht deutlich, was einst Allgemeingut war: Mit der Hose verbanden sich Macht, und zwar die männliche, so die Referentin weiter. Frauen in Männerkleidern waren etwas Verbotenes, das war eine Attraktion, das war eine Seltenheit.
Bereits im hohen und späten Mittelalter finden sich einige Beispiele und in der frühen Neuzeit häufen sich die Hinweise auf Normverstöße, die nicht immer glücklich für die Betroffenen endeten. Doch was veranlasste Frauen dazu, ihr eigenes Geschlecht zu verleugnen und als Mann aufzutreten. Mal war es Abenteuerlust, beruflicher Ehrgeiz oder der Wunsch, mit einer geliebten Frau zusammenleben zu können.
Noch bis ins 19. Jahrhundert lassen sich Frauen in Männerkleidern finden, denen ein politischer Zusammenschluss verboten war. Die kämpferische Sozialdemokratin Anna Blos berichtete: „Das Verbotene reizt und so besuchten lerneifrige Frauen die Männerversammlungen in Männerkleidung oder erzwangen sich als geschlossene Masse Eintritt.“
Eine der ersten Frauen in „Beinkleidern“ war Johanna von Orléans, berichtete Nadja Bennewitz, die selbst, als ihr der Prozess gemacht wurde, nicht auf ihre Männerkleidung verzichtete, wobei sie sich dadurch gegen jegliche, damals gültige Ordnung stellte. Doch warum hielt sie an ihren Beinkleidern fest? Es könnte der Grund gewesen sein, sich gegen eine Vergewaltigung durch die Gefängniswärter zu schützen, denn die Beinkleider wurden mit 20 Nesteln am Wams befestigt.
Eine Frau, die als Mann getarnt in ein Männerkloster eintrat, war die junge Hildegund. Unter dem Decknamen Josef trat sie in das Zisterzienserkloster Schönau in Heidelberg ein, hielt die strenge Askese nicht durch und verstarb als junger „Novize“. Entdeckt wurde „sein“ Geheimnis erst, als er vor der Beerdigung gewaschen wurde.
Auch in städtischen und ländlichen Chroniken findet man Nachrichten über Frauen, die sich der Gefahr aussetzten, als Frau entlarvt zu werden. „So sie in mans kleidern funden wird, solle die Frau in die Lochgefängnisse geführt werden“, befahl der Nürnberger Rat 1447.
Frauen war der Zugang zum Handwerk zur damaligen Zeit verboten. Darüber hinaus waren es auch ganz unprosaische Chancen, die sich durch das Tragen von Männerkleidern eröffneten: Frauen konnten dann in der Öffentlichkeit unbeschadet saufen und rauchen.
In der Gegenwart angekommen, zeigte die Historikerin auf: Die deutsche Bundeskanzlerin wird als modernes Vorbild für die Frauen aller Welt mit einer Barbie-Puppe geehrt. Natürlich ist das Outfit der Merkel-Barbie dem Original nachempfunden. Sie trägt einen klassischen einreihigen Hosenanzug. Deutlich dabei wird, der Rock ist weiblich und noch immer bedeutet dies Schwäche und mangelnde Kompetenz. „Es stellt sich also die Frage, ob denn umgekehrt Gleichberechtigung dann erreicht sein wird, wenn man sich als Mann schminken und Röcke tragen kann, ohne dass deshalb an der Kompetenz gezweifelt wird.“