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SCHÖNAICH/HOF/UNTERSTEINACH: An Tagen wie diesen zeigt sich, wie wertvoll Feuerwehren sind

SCHÖNAICH/HOF/UNTERSTEINACH

An Tagen wie diesen zeigt sich, wie wertvoll Feuerwehren sind

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    Das zerstörerische Werk des Orkantiefs Fabienne am Sonntag, 23. September, offenbarte sich vor allem in Ortschaften wie Untersteinach. Dieser Hof präsentierte sich als einziges großes Trümmerfeld, als die Gerolzhöfer Feuerwehr am nächsten Tag mit ihrer Drehleiter anrückte.
    Das zerstörerische Werk des Orkantiefs Fabienne am Sonntag, 23. September, offenbarte sich vor allem in Ortschaften wie Untersteinach. Dieser Hof präsentierte sich als einziges großes Trümmerfeld, als die Gerolzhöfer Feuerwehr am nächsten Tag mit ihrer Drehleiter anrückte. Foto: Foto: Feuerwehr Gerolzhofen

    Was ein Orkan wie Fabienne am Abend des 23. September mit brachialer Gewalt auseinanderreißt und zerstört, das schweißt er auf der anderen Seite gerade in kleinen Ortschaften wieder zusammen. Die Rede ist vom großen Zusammenhalt, der in diesen Notsituationen nach dem schweren Unwetter an den Tag gelegt wurde, bis hin zur persönlichen Erschöpfung der Helfer. So wurde in den am schlimmsten heimgesuchten kleinen Steigerwalddörfern Schönaich, Hof und Untersteinach ebenso wie in anderen betroffenen Ortschaften von den Hilfsorganisationen, aber auch vielen ganz normalen Menschen Übermenschliches geleistet.

    Dadurch gelang es, bis in die frühen Morgenstunden die größten Löcher in den Dächern dicht zu bekommen und von umgestürzten Bäumen blockierte Straßen, soweit möglich, freizuschneiden und freizuräumen. Am nächsten Tag, als sich das ganze Schadensausmaß in den Dörfern und Wäldern offenbarte, ging es dann ans langsame Aufräumen.

    Auf der Hallburg nahm der Sturm Anlauf

    Der Sturm mit orkanartigen Böen mit bis zu 110 Kilometern pro Stunde nahm quasi ab der Hallburg bei Volkach Anlauf. An der B22 bei Stadelschwarzach walzte er bereits auf extreme Einwirkungen ausgelegte und von Fachleuten nicht für einlegbar gehaltene Hochspannungs-Strommasten nieder. Die nach 400 Jahren plötzlich ohne Turmspitze dastehende Kirche im Ort schaffte es deutschlandweit in die Nachrichten.

    Dann nahm die von Nordwesten nahende düstere gelb-milchige Unwetterwand unaufhaltsam über Neuses am Sand und Altenschönbach hinweg Kurs auf die Ausläufer des Steigerwalds mit dem ersten Frontalangriff auf Schönaich, gefolgt von Hof, Buch, Untersteinach und Burgwindheim. Auch Großgressingen und Ebrach blieben nicht verschont.

    In zwei Minuten war der ganze Spuk meist vorbei, zwei Minuten, in denen die Menschen dachten, die Welt geht unter, und in denen sie zeitweise Todesangst ausstanden. So wie eine Frau, die sich allein im Haus in Schönaich befand, als das Unglück plötzlich über sie hereinbrach. Über ihr flog nach und nach das Dach davon, während draußen Bäume und Äste herumwirbelten. Am Ende wusste sie nicht mehr, in welches Zimmer sie sich noch flüchten sollte.

    Der Tod der 78-jährigen Frau in Ebrach

    Trauriger wie tragischer Höhepunkt der Sturmgewalt war der Tod einer 78-Jährigen, die keine 20 Meter neben der B22 oberhalb des Sportplatzes bei Ebrach von einem herabstürzenden Ast erschlagen worden war. Die Frau hatte mit ihrem Mann noch einen Abstecher auf dem Rückweg vom Handthalgrund zu ihrem Garten an ihrem einstigen Elternhaus in der Nähe des Campingplatzes gemacht, als das Ehepaar gegen 18.30 Uhr vom Sturm überrascht wurde und unter die großen Bäume auf dem Grundstück gleich an der Bundesstraße flüchtete.

    Dort hatten nebenan auch bereits die hier weidenden Hochlandrinder der JVA Schutz gesucht. Als diese plötzlich wie auf Kommando Reißaus nahmen und es über ihnen schon mächtig im Geäst krachte, versuchten auch die beiden älteren Herrschaften, sich noch in Sicherheit zu bringen. Während dies der Mann gerade noch schaffte, wurde die Frau von einem herabfallenden großen Ast getroffen. Die 78-Jährige erlag noch am Unfallort ihren schweren Verletzungen. Die in Ebrach gut bekannte und geschätzte Frau wurde unter überaus großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.

    Bei Tageslicht offenbart sich das Ausmaß

    In den anderen schwer heimgesuchten Ortschaften waren wenigstens keine Todesopfer zu beklagen. Das riesige Ausmaß der erheblichen Schäden an Gebäuden und auch Fahrzeugen zeigte sich erst bei Tageslicht.

    In Schönaich hat es gut 20 von 25 Anwesen, mal mehr, mal weniger getroffen. Die Bandbreite reicht von Schäden in Höhe von 3000 Euro am Dach bis praktisch zum wirtschaftlichen Totalschaden. Doch vor allem dort, wo praktisch kein Dach mehr vorhanden war, wurde in beispielloser Art und Weise zusammengelangt. Etwa bei Gunther und Susanne Geiling am Ortsausgang nach Ebersbrunn. Selbst Freunde und Bekannte von weiterher eilten herbei, um beim Zunageln des Daches zu helfen. Ältere Dorfbewohner wiederum trugen ihren Teil dazu bei, indem sie für die Verpflegung der Helfer sorgten.

    „Halb Schönaich stand vor der Tür“

    Susanne Geiling ist immer noch von der Hilfsbereitschaft überwältigt. Sie berichtet: „Das war der Wahnsinn: Am Montagfrüh stand halb Schönaich da.“ Manche halfen den ganzen Tag über von etwa 7.30 bis 20 Uhr, andere noch schnell, bevor sie auf die Arbeit gingen oder nach ihrer Rückkehr. Ein Schönaicher hat ausgerechnet, dass gut und gerne 400 freiwillige Stunden geleistet worden sind, um allein dieses Haus wieder einigermaßen bewohnbar zu machen. Am Mittwoch konnten dann schon die Gerüste aufgestellt werden und die Dachdecker am Donnerstag loslegen.

    Susanne Geiling: „Ich weiß nicht, was wir gemacht hätten, wenn die Schönaicher nicht gewesen wären.“ Die aktive tatkräftige Hilfe sei dabei nur die eine Seite gewesen, der mentale Beistand in dieser schweren Situation die andere. „Man muss ja sehen, was da alles dranhängt“, betont sie.

    Feuerwehrführung mit in vorderster Linie

    Die beiden Feuerwehrkommandanten Andreas Heckel und Andreas Uri hatten mit ihren Leuten in der Unglücksnacht alle Hände voll zu tun, konnten dabei vor Ort aber auf die volle Unterstützung der Kreisfeuerwehrspitze zählen, allen voran von Kreisbrandrat Holger Strunk, Kreisbrandinspektor Alexander Bönig und Kreisbrandmeister Fabian Haubenreich. Auch wenn mitten in der Nacht noch Fragen aufgetaucht seien, die ad hoc am Telefon zu klären waren, habe man anrufen können, bestätigt der frühere Kommandant Martin Dürrfuß.

    Der aufrichtige Dank der gesamten Dorfgemeinschaft gilt allen beteiligten Organisationen wie Feuerwehren und THW und sonstigen ehrenamtlichen Helfern, die den kleinen Ort nach dem schweren Unwetter nicht im Stich gelassen haben.

    Der angewendete Ruin eines Schreiners

    Wenige Kilometer weiter über dem Wald in dem linker Hand auf der Anhöhe an der Straße nach Ebersbrunn gelegenen kleinen Ebracher Ortsteil Hof lobt Norbert Leicht, der Inhaber der örtlichen Schreinerwerkstatt in Hof, die Hilfe, die er erfahren habe, über den grünen Klee. Sein Zulieferbetrieb für Wohnmobilteile hätte ohne die Unterstützung durch die Feuerwehren, die bis aus der Umgebung von Bamberg eintrafen, und durch die Versorgung mit Notstrom durch die ÜZ Mainfranken vor dem Ruin gestanden, weil er die Lieferfristen nicht hätte einhalten können, versichert er.

    Bei Norbert Leicht hatte es sowohl das Dach der Werkstatt abgedeckt als auch den Giebel des Wohnhauses weggerissen. Das größte Problem sei gewesen, das Dach auf die Schnelle zuzubekommen, damit kein Wasser in die teuren Maschinen eindringen konnte. Norbert Leicht: „Vor der technischen Hilfeleistung kann ich nur den Hut ziehen. Bis früh um 4.30 Uhr waren sie bei mir.“ In solchen Notfällen werde einem auch wieder die Bedeutung von Familie und Familienzusammenhalt bewusst, so ein nachdenklicher Norbert Leicht. Spontan sei auch die Fußballmannschaft aus Ebrach, in der der Junior spielt, auf der Matte gestanden, um mit anzupacken.

    32 beschädigte Häuser in Untersteinach

    Im Burgwindheimer Ortsteil Untersteinach mit seinen 120 Seelen wurden 32 Häuser durch das Sturmtief Fabienne beschädigt. Ganze Bauwerke stürzten zum Teil ein. Es bot sich ein Bild der Verwüstung. Mit am schwersten betroffen war neben einem Sägewerk und einer Gärtnerei das landwirtschaftliche Anwesen von Burgwindheims Bürgermeister Heinrich Thaler. Der Hof war ein einziges Trümmerfeld.

    Bürgermeister loben Akt gelebter Solidarität

    Heinrich Thaler als auch sein Ebracher Bürgermeisterkollege Max-Dieter Schneider sprechen von einem „Akt gelebter Solidarität“. Ihre Erkenntnis nach der Nacht der Zerstörung: „Es ist gut zu wissen, dass man mit unseren Feuerwehren in Notfällen Helfer hat, auf die man sich verlassen kann.“

    Mittendrin befand sich auch die Gerolzhöfer Feuerwehr mit ihrer begehrten Drehleiter. Kommandant Roland Feller: „Am Sonntag waren wir in Schönaich und am nächsten Morgen dann gleich in Untersteinach. Dazu haben wir mit der Drehleiter in Unterspiesheim noch einen Baum heruntergeholt, der auf ein Gebäude gefallen und nicht anders herunterzubekommen war.“

    Doch wie wichtig bei solchen Katastrophen auch und gerade kleine, von manchen schon totgesagte und insgeheim aufgegebene Ortsfeuerwehren sind, auch das hat sich in jener Nacht des 23. September nochmals gezeigt.

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