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Schweinfurt: Anerkennung und Neugier für die Geschichte der Gastarbeiter

Schweinfurt

Anerkennung und Neugier für die Geschichte der Gastarbeiter

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    Die Grünen-Politikerinnen Manuela Rottmann (links), Abgeordnete des Deutschen Bundestages, und Schweinfurts Dritte Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte luden zum Kino-Abend ins KuK ein. Dort wurde der mit dem Grimme-Preis prämierte Film "Songs of Gastarbeiter" gezeigt.
    Die Grünen-Politikerinnen Manuela Rottmann (links), Abgeordnete des Deutschen Bundestages, und Schweinfurts Dritte Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte luden zum Kino-Abend ins KuK ein. Dort wurde der mit dem Grimme-Preis prämierte Film "Songs of Gastarbeiter" gezeigt. Foto: Steffen Krapf

    Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch brachte es schon 1965 auf den Punkt, als er den bis heute prägenden Satz sagte: "Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen." Eine lange und lebendige Geschichte haben die Gastarbeiter auch in Schweinfurt. Darüber wollte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann gemeinsam mit Schweinfurts Dritter Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte sprechen. Komplettiert wurde der Abend im Programmkino KuK mit der Vorführung des mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Films "Songs of Gastarbeiter" des gebürtigen Schweinfurters und heutigen Bad Kissingers Cem Kaya.

    "Als Westdeutschland haben wir in den letzten Jahrzehnten viele Fehler gemacht", sagte Rottmann in ihrer Begrüßungsrede. "Zum Beispiel den Fehler, die Leistungen der Gastarbeiter für dieses Land erst sehr spät anzuerkennen." Daraus resultierte ein Schmerz, der die Generationen der Gastarbeiter überdauerte. Um als Gesellschaft zusammenzuwachsen, helfe es, sich füreinander zu interessieren, findet Rottmann. Im Film "Songs of Gastarbeiter" werden das Gefühlsleben und die Realität von Gastarbeitern und den nachfolgenden Generationen auf eindringliche Weise transportiert. Der Film wecke das, wovon das Land mehr gebrauchen könnte, erklärte Rottmann: "Neugierig aufeinander sein, sich verstehen und anerkennen."

    Echte Schweinfurter Gastarbeiter-Geschichten bekamen die Kinobesucher, noch bevor die Leinwand flimmerte, aus erster Hand zu hören. Grünen-Stadträtin Ayfer Rethschulte, selbst Gastarbeiterkind, interviewte vorab zwei Frauen über ihren persönlichen Werdegang in der Stadt.

    Ismihan Aydin Demiri, Gastarbeiterkind der zweiten Generation, lebt seit 53 Jahren in Schweinfurt, ist in der Stadt zur Schule gegangen und machte eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Nach 17 Jahren in ihrem Beruf arbeitet sie nun seit 21 Jahren in der Mittags- und Hausaufgabenbetreuung. Demiri kam als Kind nach Schweinfurt, sie erinnert sich daran, dass ihr die Eingewöhnung in die neue Umgebung damals leichtfiel. "Es war eine Erleichterung", sagt sie, weil sie nach einem Jahr Trennung ihre Eltern, die nach Schweinfurt zum Arbeiten gingen, dort endlich wieder sehen konnte. Hier wurde sie gut aufgenommen. Sie berichtete von ihren zwei "deutschen Omas", von denen sie als Kind unterstützt wurde und von denen sie Deutsch lernte. Im Rückblick fällt ihr vor allem auf, dass ihre Eltern beim Erlernen der neuen Sprache völlig auf sich allein gestellt waren. Angebote wie heute, mit Deutschkursen oder der Mittagsbetreuung für ihre Kinder, gab es seinerzeit nicht. Auf Rethschultes Frage, wo sie sich zu Hause fühlt, antwortete Demiri: "Ich bin sowohl hier als auch in der Türkei zu Hause. Hier habe ich geheiratet und meine zwei Kinder auf die Welt gebracht, aber meine Wiege steht in der Türkei."

    Kevser Atalay, geboren in Schweinfurt, ist aus der dritten Generation der Gastarbeiter. Die junge Frau ist Maschinenbauingenieurin, Künstlerin und vielfach ehrenamtlich engagiert. "Musstest du überhaupt hier ankommen?", fragte sie Rethschulte. "Ich finde, bei der dritten Generation kann man gar nicht so von Integration sprechen", meint Atalay. "Ich hatte nie das Bedürfnis, dass ich mich aktiv integrieren muss. Wieso auch? Ich bin ja hier geboren." Die deutsche Sprache und Kultur bekam sie bereits im Kindergarten noch vor der türkischen beigebracht. Sie fand es immer komisch, wenn jemand von außen sie als Fremde sieht, nur weil sie einen Migrationshintergrund hat. "Ich bin Schweinfurterin", sagt sie.

    "Ihr gehört zu uns, ihr gehört zu Schweinfurt, ihr gehört zu Deutschland", betonte Rottmann. Das zu sagen und zu zeigen, sei gerade in den aktuellen Zeiten wichtiger denn je.

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