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Zeuzleben: Aus der Uni in die Tagespflege: Wie eine Therapie im Kampf gegen Gedächtnisprobleme und Demenz helfen kann

Zeuzleben

Aus der Uni in die Tagespflege: Wie eine Therapie im Kampf gegen Gedächtnisprobleme und Demenz helfen kann

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    Die motorischen Fähigkeiten der Seniorinnen und Senioren zu üben zählt zum Konzept der MAKS-Therapie, die hier von Betreuungsassistentin Denise Wörner angewandt wird.
    Die motorischen Fähigkeiten der Seniorinnen und Senioren zu üben zählt zum Konzept der MAKS-Therapie, die hier von Betreuungsassistentin Denise Wörner angewandt wird. Foto: Silvia Eidel

    Im Alter nehmen geistige Fähigkeiten oft ab. Oder Demenz-Erkrankungen erschweren das Leben. Dass sich schon allein der Besuch einer Senioren-Tagespflege günstig auf das Wohlbefinden pflegebedürftiger Menschen auswirkt, hat eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg nachgewiesen. Die dort entwickelte MAKS-Therapie wird seit einem Jahr auch in der Caritas-Tagespflege Sankt Michael in Zeuzleben angewandt – zur Freude der Tagesgäste.

    MAKS ist eine Gruppentherapie, die aus mehreren Komponenten besteht und ganz ohne Medikamente auskommt. Verantwortlicher für das MAKS-Konzept ist Prof. Dr. Elmar Gräßel, Hochschullehrer und Leiter der Medizinischen Versorgungsforschung und des Bereichs Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen.

    Zurück in Zeuzleben. Das Frühstück ist eingenommen, jetzt beginnt an diesem Morgen für drei Gruppen von Seniorinnen und Senioren im ehemaligen Schulhaus in Zeuzleben das Beschäftigungsprogramm. Mit zehn Frauen und einem Mann zieht sich Betreuungsassistentin Denise Wörner in einen Gruppenraum zurück. Auf dem langen Tisch erwarten die Tagesgäste einige bunte Frühlingsblüher: Schneeglöckchen, Tulpen mit Zwiebeln, Narzissen, Hyazinthen.

    Aus welchen vier Komponenten die MAKS-Therapie besteht

    "Die MAKS-Therapie läuft jeden Tag immer in der gleichen Reihenfolge ab", hat Denise Wörner zuvor erklärt. Wobei jede ihrer sechs Kolleginnen und Kollegen inhaltlich eigene Akzente setzt. Sie selbst nutzt gerne Themen aus Haushalt und Garten.

    MAKS steht für die vier Therapie-Komponenten motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, sozial, erläutert Wörner. Entsprechend gestaltet ist der stets gleiche Ablauf in den nächsten eineinhalb bis zwei Stunden. Nach einer sozialen Einstimmung folgen Lockerungsübungen zur Beweglichkeit, dann schließt sich die kognitive Aktivierung an, also das Merken und Wiedererkennen, erklärt die gelernte Erzieherin, die sich entsprechend weiterbildete. Schließlich wird das Gehörte umgesetzt in eine alltagspraktische Tätigkeit.

    Ziel ist eine intensive Förderung von Personen mit Gedächtnisschwierigkeiten, so dass die kognitiven und alltagspraktischen Fähigkeiten stabilisiert werden. Soweit die Theorie.

    Plaudern, Singen, Fitness: Wie die Tagespflege Zeuzleben das Konzept umsetzt

    In der Praxis sieht es so aus, dass nach der herzlichen Begrüßung und Geplauder über Wetter und Ereignisse der letzten Tage ein gemeinsames Gebet gesprochen wird. Denise Wörner stimmt das Lied "Von guten Mächten" an, sechs Strophen singen die Tagesgäste mit.

    "Fürs Geistige haben wir gesorgt, jetzt tun wir was für unsere Fitness", motiviert die Betreuungsassistentin zum Mitmachen. Sie verteilt einige Tropfen Zitronenöl auf die Hände ihrer Seniorinnen und Senioren und zeigt Übungen für die Fingermuskulatur, für Hände, Arme und Beine. Eifrig sind die Tagesgäste dabei, ahmen die vorgemachten Bewegungen nach oder riechen an den Händen das Öl-Aroma.

    Die Stimmung ist locker und fröhlich, Scherze fliegen hin und her, das ein oder andere Gedicht wird zum Besten gegeben. Selbst die Trinkpause wird zum gemeinsamen Singen "Trink mer noch a Tröpfle" genutzt. Manche Seniorin ist begeistert bei der Sache, andere sind eher zurückhaltend, lassen sich aber zum Mitmachen motivieren.

    Wie Frühlingsblüher wie Narzissen Gedächtnis und Sinne trainieren

    Mit einer Geschichte über "Die Narzissen" stimmt Denise Wörner auf das Thema Frühlingsblüher ein. Danach will sie von den Tagesgästen wissen, von welchen der Blumen, die auf dem Tisch stehen, die Rede war. Die Antworten kommen teils umgehend, teils hilft die Betreuungsassistentin auf die Sprünge. Immer wieder geht sie reihum, lässt jede Besucherin intensiv die Blüten von Schneeflöckchen oder Krokus ansehen und anfassen. "Man guckt sie sonst nicht so genau an", stellt eine Seniorin überrascht fest.

    In der MAKS-Therapie in der Senioren-Tagespflege Zeuzleben werden täglich auch alltagspraktische Fähigkeiten trainiert, hier das Einpflanzen von Frühjahrsblühern.
    In der MAKS-Therapie in der Senioren-Tagespflege Zeuzleben werden täglich auch alltagspraktische Fähigkeiten trainiert, hier das Einpflanzen von Frühjahrsblühern. Foto: Silvia Eidel

    Um sich "den Frühling ins Haus zu holen", wie die Betreuerin es nennt, funktioniert sie eine ausgediente Suppenschüssel zur Pflanzschale um. "Das hätte meine Mutter nicht erlaubt", entfährt es einer Teilnehmerin. Denn so ein Geschirr war früher ausschließlich den Festlichkeiten vorbehalten.

    Ausführlich bespricht Wörner, was es alles fürs Pflanzen braucht: gute Erde, Sand, vorsichtiges Gießen mit Wasser, weil kein Abflussloch vorhanden ist. "Die langen Wurzeln an den Zwiebeln müssen etwas gekürzt werden", weist eine Frau auf eine weitere Voraussetzung hin. Mit einer Schere befolgt Denise Wörner die Anregung, gibt der Seniorin dann das Werkzeug in die Hand, damit diese selbst hantieren kann.

    Warum Betreuerin Denise Wörner auf jede Gruppe anders eingeht

    Eine Zwiebelblume nach der anderen wird in die Schale gesetzt, während die Betreuerin von Platz zu Platz geht. Entstanden ist ein bunter Blumenschmuck, der nun die Tagespflege zieren wird. Mit einem Gedicht über Schneeglöckchen wird der Vormittag beendet. Das Mittagessen ruft die Tagesgäste.

    "Ich liebe solche Tage", bekennt Denise Wörner. Dann, wenn die Besucher so eifrig bei der Sache sind und aus ihrem Erfahrungs- und Erinnerungsschatz berichten. Denn je nach Personengruppe, mit leichter oder mittlerer Demenz, richtet die Betreuerin ihre Inhalte aus.

    Ein Forschungsprojekt belegt die Wirkung der MAKS-Therapie auch in der Tagespflege

    Dass die konsequent durchgeführte MAKS-Therapie nicht nur in Pflegeheimen, sondern auch im ambulanten Bereich, also in Tagespflegeeinrichtungen, wirkt, hat ein Forschungsprojekt der Uni Erlangen-Nürnberg bestätigt. Auch bei zuhause lebenden Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen werden damit Fähigkeiten wie Erleben, Denken, Wahrnehmen und Verhalten stabilisiert. Allerdings: Nur vier Prozent der zu Hause versorgten Pflegebedürftigen nutzen eine Tagespflegeeinrichtung.

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