Wer will fleißige Gärtnerinnen sehn – oder kreative Hauswirtschafterinnen oder vielleicht doch fantasievolle Damenschneiderinnen? All dies gibt es am Antonia-Werr-Zentrum, der gemeinnützig heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtung für Mädchen und junge Frauen in St. Ludwig. 16 junge Frauen befinden sich derzeit dort in der Ausbildung, haben sich für einen dieser Berufe entschieden, die immer Konjunktur haben weil immer gegessen, gekocht und schicke Mode getragen wird.
Kreative Leistungsschau

Um der Öffentlichkeit und vor allem den jüngeren Schülerinnen der Von-Pelkhoven-Schule in St. Ludwig, die noch etwas Zeit für ihre Berufswahl haben, das Potential solcher Berufsfelder zu vermitteln, hatte man zum Tag der Ausbildung eingeladen. Herausgekommen ist eine kreative Leistungsschau, die mit so manchem verstaubten Vorurteil aufräumte. Schneidern ist nicht nur im Trend, sondern richtig kreativ, Hauswirtschaft ist viel mehr als Backen und Kochen und man kann auch noch richtig Karriere machen, und die Gärtnerei hat viel Zukunftspotential in Zeiten, in denen die Verbraucher immer mehr auf die Herkunft von Obst und Gemüse achten.
Nützlinge gegen Schädlinge
So hatte zum Beispiel Lorenz Kreßmann, Betriebsleiter Gärtnerei, gemeinsam mit den Azubis viel Informatives rund um den Gartenbau zusammengetragen. So sollte man nicht jedem Insekt gleich zu Leibe rücken, denn unter den Krabblern gibt es durchaus auch sehr wertvolle Nützlinge wie die Florfliege, die allerlei Läuse auf ihrem Speiseplan hat und deshalb dabei hilft, diese kleinen Plagegeister, die sich die Pflanzen schmecken lassen, in Schach zu halten. Dank der Florfliege und des gezielten Einsatzes weiterer Nutz-Insekten kann der Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfern im Gemüsebau deutlich minimiert werden. Interessant auch ein Samen-Quiz, bei dem erkannt werden musste, aus welchem Körnlein einst welches Gemüse wird. Gar nicht so einfach, denn Salat kennt jeder, aber wie sieht eigentlich sein Samenkorn aus?
Karin Heigele, Betriebsleiterin Schneiderei, und ihre Schülerinnen hatten sich für die Gäste einiges einfallen lassen. So nähten sie trendige Schlüsselanhänger, die dann mit flotten Sprüchen oder einfach nur Modeworten wie "Läuft!" bestickt wurden. Gezeigt wurde aber auch die hohe Kunst der Damenschneiderei, wie zum Beispiel das Gesellenstück von Lisa Müller, eine schicke Jacke samt Kleid. Auch für die Landesgartenschau in Würzburg, so war zu erfahren, hat man in St. Ludwig schon geschneidert.
Auch den Tisch decken ist eine Kunst

Am leichtesten hat es natürlich die Hauswirtschaft die Menschen an ihren Stände zu locken, denn dort duftet es lecker, wenn zum Beispiel frische Donuts aus dem Waffeleisen kommen. Gisela Schneider (Betriebsleiterin Schneiderei) und ihre Mädchen zeigten aber auch, wie so ein Tisch richtig perfekt gedeckt wird. Und damit es nicht zu einfach ist, mussten Teller, Besteck & Co. durch einen Parcours zum Tisch getragen werden. Auch so eine Tischdecke sollte mit Stil zum Einsatz kommen, denn das Auge isst bekanntlich mit.
Alfred Hußlein, stellvertretender Gesamtleiter, hatte zum Auftakt Leitung, Mitarbeiterinnen, Schülerinnen und einige Ehrengäste begrüßt. Darunter Beatrix Weber-Hilpert und Ute Klein, Bildungsberaterinnen für Hauswirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg und Nikolai Kendzia, Abteilungsleiter Gartenbau vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Er ist besonders gerne nach St. Ludwig gekommen, denn ein Großteil der Gemüseanbauer in Unterfranken werde hier ausgebildet. "Werkerin im Gartenbau" nennt sich dieser Ausbildungsberuf.
Impulse für die eigene berufliche Laufbahn

Ein Tag mit vielen Eindrücken für die derzeit rund 60 Schülerinnen der Von-Pelkoven-Schule. Die Schule zur Erziehungshilfe bietet eine Mittelschule (fünfte bis neunte Klasse mit Quali), Klassen zur Lernförderung (siebte bis neunte Klasse) und die Berufsschule mit BVJ und BGJ. Daneben gibt es Fachklassen für Vollausbildung und Werkerinnenklassen. Besonders für die Schülerinnen des Berufsvorbereitungsjahres und des Berufsgrundschuljahres dürfte der Tag der Ausbildung die eine oder andere Orientierungshilfe gebracht haben. Hin und wieder gelinge auch Schülerinnen der Sprung auf die Realschule oder sogar auf das Gymnasium, so Alfred Hußlein.