Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

GEROLZHOFEN: Baukran diente Vögeln als „Donnerbalken“

GEROLZHOFEN

Baukran diente Vögeln als „Donnerbalken“

    • |
    • |
    Zuhauf hatten sich die Stare am Freitag um die Mittagszeit auf dem Schwenkarm des für die Arbeiten am und im Alten Rathaus aufgestellten, zwischenzeitlich wieder abgebauten Baukrans niedergelassen. Von hier aus entleerten die Vögel beim Auffliegen mehrfach Darm und Blase. Danach war der gesamte NKD-Parkplatz inklusive der darauf stehenden Autos mit den nach ausgeschiedenen Resten von Holunder- oder ähnlichen Beeren aussehenden Kotflecken übersät. Einer Anwohnerin gelang dieses Bild aus dem Fenster ihrer Wohnung heraus. Repro-Foto Norbert Vollmann
    Zuhauf hatten sich die Stare am Freitag um die Mittagszeit auf dem Schwenkarm des für die Arbeiten am und im Alten Rathaus aufgestellten, zwischenzeitlich wieder abgebauten Baukrans niedergelassen. Von hier aus entleerten die Vögel beim Auffliegen mehrfach Darm und Blase. Danach war der gesamte NKD-Parkplatz inklusive der darauf stehenden Autos mit den nach ausgeschiedenen Resten von Holunder- oder ähnlichen Beeren aussehenden Kotflecken übersät. Einer Anwohnerin gelang dieses Bild aus dem Fenster ihrer Wohnung heraus. Repro-Foto Norbert Vollmann

    Das Rätsel um den am Freitagmittag mit Hunderten von bläulich-schwarzen Flecken übersäten NKD-Parkplatz mitten in der Gerolzhöfer Altstadt ist gelöst. Es waren „die Vögel“, die hier wohl mehrfach ihren Kot kollektiv abgelassen hatten, während sie auf dem mit ausgerichtetem Schwenkarm auf dem Parkplatz stehenden Baukran hin und her wanderten.

    Daran gibt es aufgrund der Beobachtung durch eine Augenzeugin am Freitagmittag keinen Zweifel mehr. Sie hat das Geschehen auf dem zum Anwesen Schild gehörenden Parkplatz obendrein aus dem Fenster ihrer Wohnung heraus per Handy-Kamera im Bild festgehalten.

    Experte tippte sofort auf Starenschwarm

    Damit bestätigt sich zugleich die Einschätzung unseres Experten Dieter Mahsberg. Der inzwischen im Ruhestand befindliche frühere Akademische Direktor des Biozentrums der Universität Würzburg hatte sich sofort auf den Star, sprich in diesem Fall auf einen Starenschwarm als Verursacher der Verschmutzung mit den großen „Pflatschen“ festgelegt.

    Autos schauten aus, als hätte sie Masern

    Eine betroffene Autobesitzerin hatte in dem diesbezüglich in der Druckausgabe vom Montag veröffentlichen Artikel treffend geschildert: „Mein Auto schaute aus, als hätte es die Masern." Zweimal musste sie mit dem weißen Wagen durch die Waschanlage fahren, bis der Lack wieder glänzte, so hartnäckig war die Kotmasse. Dem Aussehen nach mussten die Flecken ganz offensichtlich von ausgeschiedenen Holunderbeeren oder ähnlichen Früchten stammen.

    Auch Passanten bekamen Spritzer ab

    Neben der Parkfläche selbst und den dort zu dieser Zeit parkenden Autos bekamen dabei auch an der Weiße-Turm-Straße vorbeilaufende Passanten, die sich nicht schnell genug in Sicherheit brachten, den einen oder anderen „Spruz“, also Kotspritzer, von oben ab.

    Die Anwohnerin, die das Geschehen hautnah miterlebte, war am Freitagmittag gegen 13 Uhr heimgekommen. Nichts ahnend hatte sie, wie immer, ihr Auto auf den von ihr privat genutzten Stellplatz vor der NKD-Filiale abgestellt. Als sie das mit bläulich-schwarzen, violetten und rötlichen Flecken überzogene weiße Auto sah, habe sie sich noch gedacht: „Unter was für einen Baum hat sich da bloß jemand gestellt?“. In diesem Moment habe es auch schon über ihrem Kopf zu „regnen“ angefangen. Daraufhin habe sie ihr Auto sicherheitshalber erst einmal in eine Garage gestellt, um einer weiteren Verunreinigung von oben vorzubeugen.

    Blick aus dem Fenster auf die Szenerie

    Von ihrer Wohnung aus hatte sie anschließend einen guten Blick auf die Szenerie. So konnte sie die zuhauf auf dem Schwenkarm des Baukrans sitzenden Vögel gut beobachten, wie sie darauf immer wieder hin und herwanderten und dabei ihren Kot abließen. Das sei gut und gerne fünf Minuten lang so zugegangen.

    Ähnliche Probleme hätte es auch gegeben, als ein Kran für die Dachsanierung des „Weißen Hofes“ nur wenige Meter auf dem kleinen Parkplatz an der Brunnengasse stand. Auch dort hätten sich immer wieder die Vögel auf dem Schwenkarm versammelt, um den Hof des rückwärtigen Bereiches des Kaiserhof-Komplexes mit der Tiefgarage darunter mit ihrem Kot zu überziehen, berichtet die Gerolzhöferin.

    „Erleichtert“ fliegt es sich für Vögel leichter

    Für Dieter Mahsberg war es von Vorneherein klar, dass es nur um einen Starenschwarm handeln konnte, der sich hier auf dem in unmittelbarer Nähe des Alten Rathauses befindlichen Parkplatz in der Gerolzhöfer Altstadt „erleichterte“, zumal sich die Zugvögel gerade zum Abflug in wärmere Gefilde sammeln.

    Krähen, wie teilweise in den Sozialen Medien spekuliert worden war, scheiden seiner Meinung nach aus, da sie nicht in dieser Zahl auftreten würden. Dieter Mahsberg: „Das sieht ganz nach Staren aus, die sich zuvor am Beerenobst gütlich getan haben.“

    Es sei dabei völlig normal, dass die Vögel einen kräftigen Spruz ablassen, um beim Auffliegen leichter zu sein. Der Biologe und Naturwissenschaftler: „Alles, was sie in der Luft mit sich schleppen, kostet Kraft beim Flug. Deshalb entleeren sie Darm und Blase. So fliegt es sich leichter.“

    Somit ist es auch weniger das Erschrecken durch lautes Klatschen, wie zuweilen angenommen wird, als das gewöhnliche Erleichtern beim Auffliegen, das zum kollektiven „Vogelschiss“ führt und eben auch auf dem NKD-Parkplatz geführt hat.

    Erinnerung an Hitchcocks „Vögel“-Thriller

    Wie in dem Artikel „Als die Autos Masern bekamen“ beschrieben, hatten auch eine Geburtstagsgesellschaft in Dingolshausen und Besucher des Saunagartens in Gerolzhofen, die sich jeweils im Garten aufhielten, leidvolle Erfahrung mit dem abgelassenen Vogelkot gemacht. Zeitweise fühlten sich die Betroffenen stark an Hitchcocks Thriller „Die Vögel“ erinnert.

    Die Invasion der Stare ging weiter

    Die Invasion der Stare konnten just an jenem Freitag, als die Stare auf dem NKD-Parkplatz Darm und Blase entleerten, auch Gerolzhofens Altbürgermeister und Ehrenbürger Hartmut Bräuer und seine Frau Evamaria auf ihrem Grundstück in der Gerolzhöfer Friedenstraße beobachten. Evamaria Bräuer berichtet: „Die Vögel kamen buchstäblich wie aus heiterem Himmel. Glücklicherweise hatten sie sich schon in der Innenstadt erleichtert.“ In diesem Moment seien sämtliche Zweige der großen Tanne im Garten besetzt gewesen. Die Vögel, die keinen Platz fanden, landeten nebenan im ebenso hohen Nussbaum des Nachbarn.

    „Ein richtig beschissener Tag“

    Wie hatte übrigens ein Kommentator als Reaktion auf unseren in der Druckausgabe vom Montag erschienenen Artikel auf Facebook treffend geschrieben: „Das muss wohl ein richtig beschissener Tag gewesen sein.“ Der Freitag war es in der Tat.

    Kurz darauf wurde der Kran abgebaut

    Ironie des Schicksals: Im Lauf des Montags ist der Kran, der dort seit Monaten für die Arbeiten zur energetischen Sanierung, Brandschutzertüchtigung und barrierefreien Erschließung des Alten Rathauses inklusive Anbau eines Aufzugschachtes auf der Ostseite stand und von Vögeln als eine Art „Donnerbalken“ benutzt worden war, wieder abgebaut worden.

    Wäre dies schon zum Wochenende am Freitag geschehen, hätte dies etlichen Autobesitzern die Fahrt durch die Waschanlage erspart. Auch mancher Passant, der danach mit ängstlichem Blick vorsichtig nach oben schaute, wäre von den abgelassenen Spritzern verschont geblieben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden