Endlich: Die Tage werden länger und die Temperaturen steigen. Weil wir durch die Corona-Krise viel Zeit zu Hause verbringen, macht es umso mehr Freude, jetzt Garten und Balkon zu neuem Leben zu erwecken. Kleine und große Frühlingsblüher – Mini-Osterglocken, Traubenhyazinthen und strahlend gelbe Forsythien – zeigen, dass der Winter vorbei ist.
Wie man das eigene Zuhause mit Zweigen, Moos, Blumenzwiebeln, Eierschalen und anderen einfachen Mitteln in einen Frühlingstraum verwandelt, erklärt Henriette Dornberger. Sie ist Deutsche Meisterin der Tafelideen und bietet seit 20 Jahren Seminare rund um Dekoration und Blumen an. Im Garten des Pfarrhauses in Wetzhausen (Lkr. Schweinfurt) hat sie schon den Frühling eingeläutet. "Gerade in dieser Zeit der Angst und der Ungewissheit ist die Natur die beste Therapie."
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"Blumenzwiebeln sind die effektivste Frühlingsbepflanzung", sagt Dornberger. Wenn es kalt ist, stagniere das Wachstum, bei Wärme treiben sie weiter aus. Sie brauchen kaum Wasser und müssen daher nicht gegossen werden. "Höchstens ein- bis zweimal in der Woche mit Wasser besprühen." Alle vorgetriebenen Frühlingsblumenzwiebeln - wie Tulpen, Narzissen und Krokusse - sind derzeit nur im Internet erhältlich, Gatencenter und Gärtnereien haben geschlosen. Aber viele regionale Gärtnereien nehmen trotzdem Bestellungen entgegen und liefern die Waren.

Eigentlich ist Henriette Dornberger Fachlehrkraft für Gestaltung und Sport. Mit 40 Jahren hat sie sich selbstständig gemacht und beschlossen, etwas Neues auszuprobieren. Dekorieren, backen und schöne Gegenstände sammeln - das gehörte schon immer zu ihren Leidenschaften. Zuerst hat sie Seminare für Gestaltung angeboten. "Mir ist es wichtig, bei meinen Seminaren die Natur im Zeichen der fünf Elemente zu vereinen", sagt die 66-Jährige. „Du erdest dich mit der Natur.“
Holz, Obstbaumschnitt und Fruchtstände
Je nach Jahreszeit verwendet sie alles, was sie in der Natur findet, für ihre Deko-Leidenschaft. Auf ihren Spaziergängen sammelt sie Holz, Obstbaumschnitt oder Fruchtstände aus der Natur. Sich selbst bezeichnet sie als Gestalterin mit grünem Daumen. "Meine Erfahrungen habe ich in meinen eigenen Gärten gesammelt", erzählt sie. Fünf Gärten hat sie bereits im Laufe ihres Lebens bepflanzt und später wieder verlassen.

Heute pflanzt sie Kugel-Primel, Duftveilchen und Bergenien in einen dekorativen Drahtkorb. Sie sollen durch ihren Duft und ihre Farben die ersten Bienen anlocken. Wichtig sei es, die vorgezogenen Pflanzen von ihren Plastiktöpfen zu befreien. "Nur so bekommen sie Luft und können sich entfalten." Moos eignet sich gut zum Dekorieren, denn es sieht frisch und natürlich aus.
"Das Ei ist die Frühlingsbotschaft schlechthin"
Eierschalen oder bunt gefärbte Eier dienen als Blickfang. „Das Ei ist die Frühlingsbotschaft schlechthin“, erklärt Dornberger. Ein Osterfest ohne Eier sei undenkbar. Das Ei wird in vielen Ländern als Symbol der Fruchtbarkeit und als Zeichen immer wiederkehrenden Lebens verehrt.

Drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, hat Henriette Dornberger großgezogen, bevor sie alles hinter sich gelassen und in Wetzhausen noch einmal ganz von vorne angefangen hat. "Kinder sind wie Vögel, sie möchten losgelassen werden, um immer wieder gerne heimzukommen."
Wetzhausen war für sie ein Neubeginn. Und das mit 54 Jahren. "Als meine Kinder groß waren, habe ich die Chance genutzt und meinen Lebenstraum verwirklicht." Derzeit ist die Freiberuflerin auch von der Corona-Krise betroffen. "Meine Seminare bis Mai sind gecancelt. Mein Sonntagscafe hat geschlossen. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Sobald wir wieder öffnen dürfen, werde ich mit meiner Forsthaus-Familie und meinem Mann Reiner jeden Sonntag für unsere Gäste die Tür öffnen", sagt sie. Und sie hat auch schon neue Idee: Kaffee und Torten wird es künftig auch zum Mitnehmen geben. "Die Gäste können dann im Schlossgarten verweilen. Dort haben sie weit genug voneinander Abstand und können trotzdem den Garten genießen."
Bemooste Zweige sind ein Blickfang
Für ihre Frühlingsdekorationen verwendet Henriette Dornberger auch gerne Efeu. Und bemooste Zweige. "Die können auch alleine schon ein Blickfang sein." Aus Obstbaumschnitt, den man derzeit überall am Straßenrand findet, baut Dornberger eine Art dekoratives Nest. "Wie ein Vogel schichtet man die Zweige terrassenförmig übereinander", erklärt sie.

Primeln in drei unterschiedlichen Lila-Tönen werden nun mit etwas Erde in einer Schale in die Mitte des Nestes gesetzt. "Um die Farben noch mehr zum Leuchten zu bringen, setze ich nun eine gelbe Pflanze in die Mitte." Auch eine Schlüsselblume mache sich in diesem Gesteck sehr gut.
Wer seine Balkonkästen bepflanzen möchte, sollte darauf achten, dass sie nicht zu klein sind, denn Pflanzen brauchen genug Wurzelraum. Je größer das Erdvolumen, desto langsamer trocknet die Erde aus. Die Kästen sollten mindestens 20 Zentimeter hoch und breit sein, die Länge kann variieren und hängt davon ab, wie viele Pflanzen man darin unterbringen möchte.
Nicht die Erde vom Vorjahr verwenden
Wichtig sei auch gute Pflanzenerde. "Eine gute Erde hat einen möglichst hohen Humusgehalt“, erklärt Dornberger. Der sorge dafür, dass die Nährstoffe gespeichert werden und die Erde gut belüftet ist. Das Wiederverwenden der Blumenerde aus dem vergangenen Jahr sei nicht empfehlenswert. Beim Einsetzen der Pflanzen sollte man darauf achten, sie nicht zu dicht zu pflanzen. "Halten Sie deshalb mindestens eine Handbreit Abstand zwischen den Pflanzen ein."
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Vor dem Einsetzen in den Balkonkasten sollte man jeden Topfballen in einen Wassereimer tauchen, bis keine Blasen mehr aufsteigen – so sind die neuen Pflanzen von Anfang an gut mit Wasser versorgt und wachsen schneller an. "In der Regel ist die Balkonblumenerde bereits mit Dünger angereichert, so dass die Pflanzen in den ersten Wochen nach dem Eintopfen ohne zusätzliche Nährstoffe auskommen", sagt die Expertin. Die meisten Arten sind aber sehr nährstoffbedürftig und brauchen bald Nachschub. "Verwenden Sie am besten einen flüssigen Balkonblumen-Dünger, den Sie etwa einmal wöchentlich mit dem Gießwasser verabreichen."
Café und SeminareDas Café im Alten Forsthaus öffnet, wenn da bis dahin möglich ist, am Sonntag, 3. Mai, von 14 bis 18 Uhr, wieder seine Türen. Bis zum Herbst gibt es dort immer sonntags von 14 bis 18 Uhr Kaffee, Kuchen, Brotzeiten, Bratwürste und Liköre. Adresse: Altes Forsthaus, Alter Schlossweg 2, 97488 Wetzhausen. Eine Liste aller Seminare, die Henriette Dornberger anbietet, finden Sie auf www.atelier-dornberger.de