Nach einer anstrengenden Zeit mit Doppelbelastung durch Betrieb, Familie und Prüfungsvorbereitungen beglückwünschte Dr. Paul Beinhofer nun die neuen Meister. Der aktuelle Strukturwandel biete viele Chancen und Raum für Innovationen, sagte er. Gerade bei einer zunehmenden Zahl von Ein-Personen-Haushalten gäbe es auf dem Markt Nachfrage an flexiblen Dienstleistungen, beispielsweise zur häuslichen Versorgung älterer Menschen. Auch hauswirtschaftlicher Fachservice würde immer stärker gefragt. Diese Serviceunternehmen böten mehr an als Dienste im Haushalt, beispielsweise auch die Organisation und Gestaltung von Festen, so Beinhöfer.
Auf die neuen Landwirtschaftsmeister kommen laut Beinhofer schon bald weitere Reformen bei der EU-Agrarpolitik zu. "Cross-Compliance-Regelungen" für mehr Tier- und Umweltschutz werden zu mehr Kontrollen führen, Exporthilfen sollen gestrichen werden und nicht nur Zuckerrübenbauern, Bullenmäster und Milchviehhalter müssten mit fallenden Marktpreisen rechnen.
Doch auch diese Strukturreform biete Chancen: Die weltweit nur knapp gesicherte Getreideversorgung lasse stabile Preise erwarten, die hohen Energiepreise machten die Erzeugung aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen interessant. So seien beispielsweise die enormen Investitionen der Landwirte im Bereich Solartechnik in unterfränkischen Dörfern nicht zu übersehen.
"Seien sie innovativ, nutzen sie ihr erworbenes Wissen und Können, und geben sie es weiter, bilden sie aus", forderte Beinhofer die Meisterinnen und Meister auf. Jeder landwirtschaftliche Betrieb sei gleichsam Arbeits- und potenzieller Ausbildungsplatz.
Die Festrede der Meisterfeier hielt Benediktiner-Pater Claudius Bals Prior von der Erzabtei St. Ottilien. Er befasste sich mit der Liebe der Menschen untereinander und zu Gott und der Frage, was ein glückliches Leben sei. "Meine lieben Bauern, werden sie keine Pessimisten", schloss Prior, "selbst Fluchpsalme enden mit der Aussage, das Leben ist doch schön".
Erfolg und Zufriedenheit im Beruf wünschte Harald Schneider im Namen der Stadt Karlstadt den neuen Meistern. "In einer Zeit der Veränderung brauchen wir Leute, die unsere Strukturen zukunftsfähig umbauen und bereit sind, unseren ländlichen Raum zu erhalten", sagte Roland Metz, stellvertretender Landrat des Kreises Main-Spessart, in seinem Grußwort.
Das Grußwort von Kreisbäuerin Monika Kraft aus Stadelhofen wa<r eine flammende Rede. Beide Berufsbilder würden eher als altertümlich als chic angesehen, bemerkte sie. Andererseits seien viele private Haushalte überschuldet, weil Hauswirtschaft eben doch mehr sei als "ein bisschen kochen, putzen und waschen". Landwirte hätten einen Traumberuf, in dem sie sich kreativ selbst verwirklichen können. Doch bleibe in der täglichen Praxis zwischen behördlichen Vorschriften und datumsgenauen Vorgaben nicht viel davon übrig. Umso mehr gelte es, Chancen und Perspektiven offen zu halten. Das könne nur mit Sicherheit durch verlässliche und faire Partner geschehen.
Im Namen der frischgebackenen Meister bedankten sich Cäcilie Werner und Philipp Behr für die genossene Ausbildung.
Die neuen Meisterinnen der ländlichen Hauswirtschaft sind Sabine Ehrlich (Oberschwarzach), Heike Schleicher (Kulmbach) und Cäcilie Werner (Wonfurt).
Neue Landwirtschaftmeister sind Walter Kremling (Waigolshausen), Bernd Müller (Dettelbach), Thomas Mauer (Geiselwind), Sebastian Fuchs (Mellrichtstadt), Dominik Molitor (Bastheim), Michael Zirkelbach (Sulzdorf an der Lederhecke, Florian Adrio (Wartmannsroth), Emil Menig (Sulztal), Frank Vogler (Wartmannsroth), Andreas Bauer (Remlingen), Christian Grömling (Rimpar), Burkard Landauer (Giebelstadt), Rainer Wegmann (Theilheim), Philipp Behr (Roden), Jochen Herberich (Eschau), Peter Kraft (Stadelhofen) und Martin Scheiner (Stadelhofen).