Es hat geklappt, es ist alles angekommen – in die richtigen Hände und an das richtige Ziel." Vadym Horvat ist zurück von seiner fast viertägigen Fahrt an die ukrainische Grenze. Mit einem Lkw, beladen mit medizinischen Verbrauchsgütern, Medikamenten und Verbandsmaterial, hatte sich der Mitarbeiter der Zentralen Sterilgutversorgung des Leopoldina Krankenhauses auf den Weg von Schweinfurt in sein Heimatland gemacht, das er 2004 verlassen hatte.
Ziel der Lieferung war eine Klinik in der ukrainischen Stadt Uzhgorod, in der ein Freund von ihm als Chefarzt tätig ist. Und in der Kriegsverletzte behandelt werden.

Doch von Anfang an. Wie können wir wirklich gut und gezielt helfen? Eine Frage, die sich viele Beschäftigte des Leopoldina Krankenhauses und der Stadt Schweinfurt nach Beginn des Krieges in der Ukraine stellten. Weil es nicht möglich war, allen Anfragen der Mitarbeitenden gerecht zu werden, entstand die Idee einer gemeinsamen Spendenaktion. Der Plan: eine Hilfslieferung für die Regionalklinik in Uzhgorod im Westen der Ukraine.
Ärzte aus der ukrainischen Klinik: "Solche Frakturen haben wir noch nie gesehen"
"Wir hatten eine Spendenbox an der Rezeption, die wir täglich geleert haben", erzählt Sabine Langner, Assistentin der Geschäftsleitung. Innerhalb einer Woche kamen 30.000 Euro zusammen – darunter auch eine Spende des Krankenhauses und der Stadt als Vorleistung, um direkt starten zu können. Eine Summe, mit der niemand gerechnet hatte. Sie wird reichen, um einen weiteren Hilfstransport zu organisieren.

Der Kontakt zu der ukrainischen Klinik entstand durch Horvat selbst. Er kennt den Chefarzt Roman Midzoda aus seiner Kindheit. "Wir sind zusammen aufgewachsen, wir waren zusammen in der Schule", sagt Horvat. Das Krankenhaus in der Ukraine sei vom Krieg betroffen. Patienten aus östlichen Gebieten werden in die Klinik im Westen transportiert. Es fehle überall an wichtigen chirurgischen und medizinischen Verbrauchs- und Gebrauchsmaterialien. Der 55-Jährige berichtet, vor Ort sagten sie: "Solche Frakturen haben wir noch nie gesehen".
Geschäftsführer der ukrainischen Klinik nahm offiziell Kontakt auf
Also schrieb der Geschäftsführer der ukrainischen Klinik einen offiziellen Brief an das Schweinfurter Krankenhaus – und Midzoda schickte eine Liste mit medizinischen Gütern, die dringend benötigt werden. "Daraufhin haben unsere Apotheke und unsere Warenwirtschaft die Hilfsleistung zusammengestellt", lobt Pressesprecher Veit-Maria Oertel das Engagement der Mitarbeitenden des Krankenhauses. Er ist froh, dass sich Vadym Horvat und seine ukrainischstämmige Kollegin Olga Kapustina so engagierten. "Es gab viel privates Engagement im Hintergrund."

Horvat machte die Hilfsfahrt in seinem Urlaub. Ein Bekannter half bei der Logistik, stellte einen Lkw und fuhr mit zur Grenze. Für die Übergabe der Lieferung dort organisierten die Männer einen 62-jährigen Fahrer, der ihnen den Lkw abnahm und damit zur Klinik in Uzhgorod fuhr. 62, sagt Horvat, "weil Männer unter 60 das Land nicht verlassen dürfen". Doch vor der Grenze war Stau.

Weil Transporte zur humanitären Hilfe Vorrang in der Schlange haben, klebten Horvat und sein Bekannter ein rotes Kreuz an die Vorderseite des Lkw, berichtet der 55-Jährige. Der ukrainische Fahrer, der den Helfern aus Schweinfurt ein Fahrzeug für die Rückreise mitbrachte, habe die Männer schließlich in der Schlange gefunden. Sie tauschten die Fahrzeuge. Auf dem Rückweg begleiteten sie zwei Frauen, die im Konvoi mit ihnen nach Deutschland fuhren. An das Auto erinnert sich Horvat noch genau: "Da waren überall Schusslöcher."
Nach Horvats Rückkehr erreichte das Leopoldina ein Dankesbrief aus der ukrainischen Klinik. Und auch Vadym Horvat und Olga Kapustina, die als Kinderkrankenschwester im Leopoldina arbeitet, sind froh, dass die Lieferung geklappt hat. Die 41-Jährige sagt: "Vadym und ich sind sehr dankbar, dass wir so eine Unterstützung von den Kollegen hier bekommen haben. Die Ukrainer brauchen das."