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LÖFFELSTERZ/REICHMANNSHAUSEN: Breitband-Neid in Schonunger Ortsteilen

LÖFFELSTERZ/REICHMANNSHAUSEN

Breitband-Neid in Schonunger Ortsteilen

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    Schonungen ist gespalten: Schnelles Internet haben nicht alle Gemeindeteile zum gleichen Preis. Die Bürger von Löffelsterz, Reichmannshausen und im Weiler Rednershof fühlen sind benachteiligt: Hier ist es die Grettstadter Firma FPS Informationssysteme, die auf eigene Kosten – und eigenes Risiko – den Breitbandausbau übernommen hat (wir berichteten). Seit Mitte Dezember ist der „eigenwirtschaftliche Ausbau“ hier abgeschlossen, bestätigt FPS-Geschäftsführer Wolfgang Fähr auf Anfrage.

    Zum 1. Januar senkte FPS seine Preise. Doch auch das überzeugt die betroffenen Bürger nicht: FPS verlangt jetzt monatlich 34,95 Euro für die Standard-VDSL-Geschwindigkeit von 16 MBit/s

    , und auch die Drosselung nach einem gewissen Verbrauch ist zugunsten einer echten Flatrate geändert worden. Für höhere Geschwindigkeiten gilt die Flatrate jedoch nach wie vor nicht unbegrenzt, sondern wird „bei übermäßigem Traffic gedrosselt“, konkret bei mehr als 450 GB, heißt es auf der Webseite.

    Mit anderen Anbietern kämen die Reichmannshäuser günstiger weg

    „Es ist trotzdem noch teurer als andere Anbieter“, sagt etwa Wolfgang Schuler aus Rednershof. Zum Vergleich: 16 MBit/s sind laut Online-Werbung bei der Telekom über einen Zeitraum von zwei Jahren für 27,43 Euro monatlich zu haben – eingerechnet der verbilligten 19,99 Euro in den ersten zwölf Monaten. 50 MBit/s kosten 29,95 Euro.

    „Wenn wir nach Mainberg gucken, kommt ein gewisser Neid auf.“

    Weitere große Konkurrenten wie Kabel Deutschland bieten das 16 000-DSL für 19,99 Euro monatlich an.

    Schuler wartet noch ab, was bei der im Oktober beim zuständigen Ausschuss in München eingereichten Petition herauskommt: Eine Gruppe Betroffener rund um den Löffelsterzer Alexander Nicklaus hatten eine Online-Petition gestartet, die bis zu ihrem Ablauf 598 Unterstützer versammelte. Über sie wird am Donnerstag, 2. Februar, verhandelt.

    Wie die meisten seiner acht Nachbarn in Rednershof bleibt Schuler bis auf weiteres noch beim alten Vertrag mit FPS, obwohl der noch deutlich teurer ist: Via Richtfunk von einem nahen Mast kann er mit 6000 kBit/s oder sechs MBit/s surfen und zahlt rund 59 Euro. Für die Erschließung seines Weilers mit Satellitentechnik vor mehreren Jahren ist er FPS rückblickend dankbar. Die Frage, ob er Festnetz bei der Telekom künftig zusätzlich bezahlen müsste, konnte er noch nicht klären. Ihn ärgert nicht nur die Preisgestaltung von FPS, sondern dass das staatliche Fördersystem Gemeinden wie Schonungen spaltet: „Wenn wir nach Mainberg gucken, dann kommt ein gewisser Neid auf.“

    Rottmann kritisiert „handwerkliche Fehler“ im Förderprogramm

    Grund ist ein unterschiedlicher Breitbandausbau: Im Hauptort Schonungen und in Mainberg, Marktsteinach und Hausen hat die Telekom eigenwirtschaftlich ausgebaut oder ist noch dabei, in Abersfeld, Forst und Waldsachsen hat ebenfalls die Telekom den Ausbau mit einer staatlichen Förderung von 90 Prozent der Kosten übernommen, weil sich hier keine Firma für den eigenwirtschaftlichen Ausbau gefunden hatte.

    In den Ortsteilen, wo die Telekom für den Breitbandausbau verantwortlich ist, können Haushalte Verträge mit frei wählbaren Anbietern wie Vodafone oder 1&1 abschließen. Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann ist zwar dankbar für die Breitbandzuschüsse des Freistaats, kritisiert aber „handwerkliche Fehler“ des Programms: „Besser wäre es, wenn die Gemeinde von Anfang an als Ganzes betrachtet und entweder komplett mit allen Ortsteilen eigenwirtschaftlich oder über das Förderprogramm ausgebaut werden könnte.“

    Auch MdL Günther Felbinger setzt sich für Reichmannshausen und Löffelsterz ein

    Auch Günther Felbinger, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler (FW) und FW-Stimmkreisbetreuer für den Landkreis Schweinfurt, hatte sich für die Belange der Reichmannshäuser eingesetzt: Er leitete im Oktober die Petition an die Vorsitzende des Petitionsausschusses des Landtags weiter. Bei einem Bürgerforum im Dezember versprach er, „die aufgetretenen Unzulänglichkeiten in Schonungen“ weiterhin mitzuverfolgen. Mit den gesenkten Preisen sei für die Betroffenen aber schon „eine Verbesserung ihrer Situation eingetreten“.

    Nicklaus wartet auf die Einladung nach München, sobald der Ausschuss beraten hat. Dann will er kurzfristig einen Bus chartern, um möglich viele Löffelsterzer und Reichmannshäuser vor den Ausschuss zu bewegen.

    Nicklaus setzt auf zwei Lösungen: Entweder Anbieter würden gezwungen, das FPS-Netz zu nutzen, auch wenn sie für die Durchleitung an FPS höhere Gebühren als an die Telekom bezahlen müssen. Oder aber nicht abgerufenes Geld aus dem Fördertopf würde an Firmen wie FPS überwiesen, so dass diese den gleichen Endverbraucherpreis wie die günstige Konkurrenz verlangen können. Auf eine grundsätzliche Änderung der Förder-Gesetzgebung wagen Nicklaus und Schuler nicht zu hoffen: Sie basiert auf EU-Recht.

    Ähnliche Spaltung wie in Schonungen gibt es in Donnersdorf

    Nicklaus will dem Ausschuss zeigen, dass das Schonunger Dilemma kein Einzelfall ist. Dafür sucht er nach Betroffenen in anderen Gemeinden in Bayern. Per Zufall erfuhr er vom Donnersdorfer Ortsteil Pusselsheim (Lkr. Schweinfurt) und nahm Kontakt zum Gemeinderat auf. Weitere Fälle kennt er derzeit nicht, auf eine Anfrage beim Breitbandförderzentrum erhielt er mit Verweis auf den Datenschutz eine Absage. Nun hofft er auf Hinweise aus der Bevölkerung.

    Gerhard Hartmann, Breitbandbeauftragter des Landkreises und Leiter der Schweinfurter Filiale des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, erklärt auf Anfrage dieser Redaktion, dass der Stand der Anträge auf eine staatliche Breitbandförderung immer aktuell auf der Webseite www.schnelles-internet-in-bayern.de einsehbar sei. Die Übersicht lässt sich auch nach dem Landkreis Schweinfurt filtern. Doch hieraus kann Nicklaus nur die eigenwirtschaftlich ausgebauten Ortsteile ablesen, nicht jedoch ob die Telekom oder eine andere Firma den Zuschlag erhalten haben.

    Gegen das Wort „Monopol“ wehrte sich FPS

    Das Wort „Monopol“ ist derweil aus der Petition gewichen. Gegen die Formulierung hatte sich FPS vehement gewehrt: Fähr argumentierte, auch andere Anbieter könnten über die FPS-Technik einen Breitbandanschluss schalten, Durchleitungsgebühren vorbehalten. Hartmann erklärt zudem, dass theoretisch mehr als ein Anbieter in einem Gebiet eigenwirtschaftlich ausbauen könnte.

    Und Fähr ergänzt: „Die Deutsche Telekom ist aktuell dabei, für einen Teil der Waldsiedlung (Reichmannshausen) einen Kabelverzweiger zu setzen.“ Die Bewohner dort könnten künftig Telekomkunden werden.
    Nicklaus will für den Donnerstag einen Bus chartern oder Fahrgemeinschaften anbieten, um möglich viele Löffelsterzer und Reichmannshäuser vor den Ausschuss zu bewegen. Kontakt: (09727) 5540

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