Zum Artikel "Knoblach: Jäger der Region müssen umdenken" vom 17. Januar, erhielt die Redaktion folgende Zuschrift:
Alle heimischen Wildtiere verdienen Respekt und Würde beim Waldumbau für den Klimawandel. Die Art und Weise wie das Schalenwild, besonders das heimische Reh- und Rotwild seit den letzten Jahren verteufelt wird, wie der Wald vor dem Wild verherrlich wird, wie Jagdzeiten verlängert, Hege und Waidgerechtigkeit ignoriert werden und wie das Motto "erst schießen, dann ansprechen" propagiert wird, da müssten sich ökologische Waldretter aufgefordert fühlen, endgültig die Maske fallen zu lassen. Rehe und Rotwild werden zu Öko-Opfern einer verfehlten Waldpolitik, sie werden zu gefährlichen Schädlingen herabgewürdigt, pausenlos diffamiert und bekämpft. Das Wild ist ursprünglicher Bewohner von Wald, Wiesen, Feldern und Waldrändern. Erst durch den hohen Jagddruck werden sie in die Wälder hineingetrieben, wo sie außer Jungpflanzungen nichts zu äsen finden.
Weil die Lebensansprüche des Wildes unbekannt sind, wird nicht bemerkt, dass durch die derzeitige Intensivjagd Tag und Nacht Schäl- und Verbissschäden gefördert werden. Das heimische Wild braucht mehr Lebensraum zum Leben statt immer höhere Abschüsse. „Wald vor Wild“ ist kein Freibrief für grenzenlose Verfolgung des Schalenwildes. Waldbau mit der Büchse betreiben ist widersinnig. Der Tierschutz darf nicht außer Acht gelassen werden.
Faktoren, die den Verbiss beeinflussen, wie hoher Jagddruck, fehlende Ruhezonen, Fütterungsverbot, Mäuseverbiss, Lichteinfall oder Freizeitbeunruhigung, werden ausgeblendet. Es kommt nicht darauf an, was verbissen ist, sondern darauf, was durchkommt. Solange die Bayerische Forstverwaltung über keine wissenschaftlichen Untersuchungen über den direkten Zusammenhang von Verbissprozent und Wilddichte verfügt und nicht mit Sicherheit beweisen kann, wer der Verursacher ( Nager, Reh- oder Rotwild) ist, sind die erstellten Gutachten wertlos. Somit sind die Verbissinventuren als Grundlage für eine Abschussplanung ungeeignet und untauglich.
Nicht das Schalenwild hat die Entmischung, das heißt die Armut der Waldökosysteme, verursacht, sondern in erster Linie die Forstleute. Sie erhoben Alleinanspruch auf diese Flächen und verwandelten sie in Holzfabriken.
Über tonnenschwere Holzerntemaschinen, wie Harvester und Forwarder, die tausende Forstpflanzen schädigen und vernichten, wird nicht berichtet. Weiterhin hinterlassen die Maschinen tiefe Spuren. Dadurch wird der Waldboden teilweise stark geschädigt, er ist ein hochkomplexer Organismus.
Reh- und Rotwild sind nicht die Schmuddelkinder der Tierwelt, die den deutschen Wald vernichten, sie sind die Ureinwohner und hatten lange Wohnrecht vor der Forstwirtschaft und der Tourismusindustrie.
Toni Zembsch
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