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ZEILITZHEIM: „Da hätt‘ der Shakespeare sich noch was abi schneid‘n könna“

ZEILITZHEIM

„Da hätt‘ der Shakespeare sich noch was abi schneid‘n könna“

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    Bernd Lemmerich (stehend) liest in Zeilitzheim Shakespeare in deutscher Übersetzung vor, Eleonore Lemmerich (links) trägt das englische Original vor und Christine Hadulla (im Dirndl) eine bayerische Version.
    Bernd Lemmerich (stehend) liest in Zeilitzheim Shakespeare in deutscher Übersetzung vor, Eleonore Lemmerich (links) trägt das englische Original vor und Christine Hadulla (im Dirndl) eine bayerische Version. Foto: Foto: E. Kerler

    Drei Personen sitzen nebeneinander: Links, ein älterer Herr, in der Mitte eine junge Dame im langen, eleganten, schwarzen Kleid und rechts daneben eine Frau im blau-schwarzen Dirndl. Alle drei halten Papier in den Händen.

    Gemeinsam ist ihnen, dass sie den gleichen Text dem begierig wartenden Publikum im Jagdsaal des Zeilitzheimer Schlosses präsentieren werden. „After the Brexit: Shakespear is going to Rosenheim“ hieß die Lesung zum Abschluss des Zeilitzheimer Sommers.

    Der ältere Herr, Bernd Lemmerich, einst Lehrer am Schweinfurter Celtis-Gymnasium und seit Jahrzehnten in der Theaterbranche aktiv, führte Regie und entwickelte die Idee für den Auftritt. Er las die deutsche Shakespeare-Übersetzung.

    Seine Tochter, Eleonore Lemmerich, die elegante Dame in Schwarz, trug den englischen Originaltext vor. Gekonnt artikulierte sie Shakespeares Worte und untermalte sie mit passenden Gesten. Der ein oder andere Zuhörer machte durchaus den Eindruck, den Originaltext so besser zu verstehen, als die vorangegangene Übersetzung. Zum Schluss trat dann Christine Hadulla in der Rolle der Rosenheimerin auf – und gab den Text im bayerischen Dialekt wider, auch für Franken verständlich.

    Da war manches wesentlich knapper, als im englischen Original oder in der der Theatersprache nachempfundenen Übersetzung. Aus Hamlets „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ wurde etwa: Sterben und schlafen sei das gleiche, Liebesleid gehe vorbei.

    Um der Stelle trotzdem den gebührenden Rahmen zu verleihen, ließ es sich Hadulla nicht nehmen, die Stelle auf dem Hackbrett zu begleiten. „Absolut authentisch, wie sie es macht. Ohne Umschweife, ohne Verschnörkelung, sie sagt, wie es ist“, lobte Ingeborg Schiebl, die aus der „unmittelbaren Nachbarschaft“ von Rosenheim stammt und mit ihrem Mann Herbert an der Veranstaltung teilnahm, den Auftritt.

    Hadulla hatte auf der Bühne schließlich auch das letzte Wort. Bernd Lemmerich kündigt sie an mit einem „original bayrischen Geschichtl, das von Shakespear stammen könnte.“ Woraufhin Hadulla widersprach: „Da hätt‘ der Shakespeare sich noch was abi schneid‘n könna.“

    Sie erzählte lautmalerisch die Geschichte von Tekla, die erst Frieden zwischen ihrem Arbeitgeber, einem Bauern, und seinem Nachbarn, einem Wirt stiftete, und dann ihren zukünftigen Ehemann gerade durch diese Nachbarschaft, im Heu des Bauern fand.

    Den Hintergrund für das Shakespeare-Spektakel hatte Bernd Lemmerich in der Einführung erläutert. Es beinhalte sowohl Wahrheit als auch Dichtung, und er wolle nicht aufklären, wo das eine anfängt und das andere endet.

    Er war mit dem Brexit eingestiegen. Der könnte womöglich für das Theater zum Verhängnis werden, falls englische Schauspieler dann ein Visum bräuchten, um in der EU auftreten zu können. Kultusminister Spänle suche bereits nach britischen Schauspielern mit Shakespearkenntnissen und biete an, beim Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft zu helfen, fabulierte er. Er selbst, als Shakespeare, würde einen solchen Schritt aber ablehnen.

    So bot nur der Shakespeare-Abend eine Ahnung, wie das Werk des englischen Dramatikers in Rosenheim aussehen, vor allem aber klingen könnte. Manfred Frank sprach sich sehr für solche Sprachspielereien aus: „Das Bayrisch hat Shakespeare auf den Punkt gebracht, war sehr treffend!“ Ihm war auch aufgefallen, wie verschwurbelt die dichterische Übersetzung ins Deutsche demgegenüber geraten war.

    Das passte zur Ansicht Lemmerichs: Shakespeare sei jemand, der auch mal sprachlich auf den Putz haut, bei dem es auch mal zur Sache geht. Das, so Lemmerich, ginge in den Übersetzungen oft unter.

    Die Aufführung unter dem Titel: „After the Brexit: Shakespeare is going to Rosenheim“ ein Erfolg. „Wir sind froh, dass es so ein kulturelles Angebot hier gibt“, lobte Elisabeth Hofmann, der besonders der Einstieg mit dem Brexit gefallen hatte. Leider aber endete mit dieser Veranstaltung der Zeilitzheimer Sommer, der im Schloss eine „Begegnung mit Großbritannien“ bot.

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