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GRAFENRHEINFELD: Darum wird das KKG noch länger laufen

GRAFENRHEINFELD

Darum wird das KKG noch länger laufen

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    KKG im Spiegel: Ein Thema, zwei Positionen. Am Dienstag treffen in Schweinfurts Stadthalle Vertreter der Atomwirtschaft, Gegner und Kritiker zusammen. Auslöser für die Informationsveranstaltung der Stadt ist die Diskussion der vergangenen Wochen um einen möglichen Riss in einem Rohr des Primärkreislaufs des Kernkraftwerks.
    KKG im Spiegel: Ein Thema, zwei Positionen. Am Dienstag treffen in Schweinfurts Stadthalle Vertreter der Atomwirtschaft, Gegner und Kritiker zusammen. Auslöser für die Informationsveranstaltung der Stadt ist die Diskussion der vergangenen Wochen um einen möglichen Riss in einem Rohr des Primärkreislaufs des Kernkraftwerks. Foto: Foto: Herbert Markert

    Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG/Lkr. Schweinfurt) wird doch nicht wie geplant am 31. Mai abgeschaltet. Wie Betreiber E.ON am Montag mitteilte, wolle man das KKG voraussichtlich bis in die zweite Junihälfte 2015 weiter betreiben und erst dann vom Netz nehmen. Diese Nachricht überrascht viele – sogar das bayerische Umweltministerium, wie ein Sprecher am Montag gegenüber dieser Zeitung erklärte. Als Grund nennt der Energiekonzern den milden Winter. Im Reaktor sei die „Restverfügbarkeit an Kernbrennstoff höher als bei den ursprünglichen Planungen angesetzt“.

    Auf Nachfrage dieser Zeitung nennt E.ON-Kernkraft-Sprecherin Almut Zyweck den 20. Juni als intern geplantes Abschaltdatum. „Es könnten aber auch ein, zwei Tage früher oder später sein.“ Der Energieriese entscheidet sich zum jetzigen Zeitpunkt also für keinen genauen Termin. Und will auch nicht sagen, wann man sich auf einen bestimmten Tag festlegen will.

    Die Berechnung, wann die Brennelemente im Reaktor „verbraucht“ sein werden, hatten die E.ON-Ingenieure zur letzten großen Revision vor knapp einem Jahr angestellt. Wie warm oder kalt wird der Winter? Wie oft wird das KKG vom Lastverteiler angefordert? – Faktoren, die laut Zyweck nicht hundertprozentig vorausgesagt werden können. Mit dem Wechsel bereits bestrahlter Brennelemente im März dieses Jahres habe die jetzige Entscheidung nichts zu tun.

    Die Entscheidung, das KKG länger als angekündigt am Netz zu lassen, sei laut der Sprecherin über das Wochenende gefallen. „Das ist wirklich ein Thema, das circa in den letzten zehn Tagen aufgekommen ist“, so Zyweck auf die Frage, ob man nicht schon länger habe absehen können, dass es nicht beim KKG-Aus am 31. Mai bleibt. Dass der 31. Mai womöglich niemals in Stein gemeißelt war, will E.ON nicht bestätigen.

    Aus gesetzlicher Sicht hat der Konzern noch viel Spielraum. Das Atomgesetz legt fest, dass für das KKG als ältestes Atomkraftwerk am Netz erst Ende des Jahres Schluss sein muss. Auch mit der überraschenden Terminverschiebung schaltet E.ON das KKG also immer noch früher ab, als der Konzern müsste. Grund sind betriebswirtschaftliche Erwägungen, weil man für einen Betrieb bis Jahresende neue Brennelemente hätte einsetzen müssen. Angesichts der dafür fälligen Steuern hätte sich das nicht gelohnt.

    Für die „Laufzeitverlängerung“ des KKG hagelt es indes Kritik. Die Energieexpertin und Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, wundert sich über die plötzlich aufgetauchte „Restenergie“: „Im ,Land der Ingenieure‘ ist so eine Begründung und ein solches Vorgehen mehr als verwunderlich.“ Kohnen fragt, ob die Laufzeiten jetzt nach der Salamitaktik verlängert werden, während CSU-Chef Horst Seehofer die Energiewende blockiert?

    Der Bezirksverband der Grünen in Unterfranken zweifelt an der Verlässlichkeit des Energieriesen. „Da sieht man mal wieder, wie gut man sich auf Aussagen und Ankündigungen der Atomkraftwerksbetreiber verlassen kann: nämlich gar nicht!“, heißt es in einer Presseerklärung.

    Die Anti-Atom-Aktivisten in der Region sind entsetzt. So wirft die Sprecherin des Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft, Babs Günther, E.ON ein Katz-und-Maus-Spiel mit Bevölkerung und Behörden vor. Dass man dem Konzern den Abschalttermin am 31. Mai geglaubt habe, sei unvorsichtig gewesen. „Der Konzern setzt wirtschaftliche Interessen immer vorrangig vor alle anderen.“

    Der gleichen Meinung ist auch Hubert Lutz, der Vorsitzende der Schweinfurter Bürgeraktion Umwelt- und Lebensschutz, Bürgerinitiative gegen Atomanlagen (BA-BI). Die BA-BI will am 31. Mai auf dem Marktplatz in Schweinfurt ein großes Abschaltfest veranstalten. Lutz erfuhr erst beim Anruf dieser Zeitung von der KKG-Neuigkeit. Seine spontane Reaktion: „Wir feiern trotzdem, und zwar am 31. Mai.“

    Dass E.ON mit dem Terminchaos vielleicht auch die Atomkraftgegner ärgern will, glaubt Lutz allerdings nicht. „Wir sind denen nicht so viel wert, es geht nur um Kapitalinteressen.“ Damit könnte er richtig liegen. E.ON-Sprecherin Zyweck sagt dazu nämlich: „Wir haben andere Faktoren, nach denen wir unsere Entscheidungen treffen.“

    Infos rund ums KKG Grafenrheinfeld auf

    mainpost.de/kkg

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