SCHWEINFURT Dominik Brähler und Ralf Hofmann aus Schweinfurt sind Honky Tonk Men. Sie haben das Honky Tonk Festival erfunden, das es inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Bulgarien und der Schweiz gibt. Ralf Hofmann über den Exportschlager aus Schweinfurt.
FRAGE: Rückblick: 14 Jahre Honky Tonk in Schweinfurt - was war das schönste Erlebnis?
RALF HOFMANN: Im Jahr 2001 hat es um 19 Uhr ein Riesenunwetter gegeben, mit Sturm und allem was dazugehört. Anfangs hatten wir überlegt, die gesamten Open Airs abzusagen. Als es um 21 Uhr aufgehört hat zu regnen, sind aus allen Ecken der Stadt die Leute gekommen. Für mich ein unglaubliches Erlebnis, eine Abstimmung mit den Füßen sozusagen.
Wer ist damals auf die Idee gekommen?
HOFMANN: Dominik. Er war auf einem ähnlichen Festival in Emden, das aber auf Blues beschränkt war. Wir haben das Honky Tonk von Anfang an viel weiter gefasst. Das Festival in Emden war eine allein auf eine Stadt bezogene Geschichte.
Zurück in Schweinfurt kam die Erleuchtung?
HOFMANN: So in der Richtung. Die besten Sachen entstehen, wenn man nicht groß hinterfragt, sondern macht. Wir sind den Leuten richtig auf die Nerven gegangen, haben jedem die Geschichte von vorne bis hinten erzählt, stundenlang. Bis sie gesagt haben, sie unterstützen uns.
Was hat sich geändert in den vergangenen 14 Jahren?
HOFMANN: In der Schweinfurter Kneipenszene hat sich viel zum Positiven verändert. Was hier mittlerweile geboten ist - für die Größe der Stadt, die Möglichkeiten und die Zielgruppe -, ist wirklich sehr gut: Restaurants, Szene-Cafés, Schweinfurt ist sehr abwechslungsreich.
Trotzdem seid ihr hier weg . . .
HOFMANN: Dominik ist 1997 nach Leipzig gezogen. Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass wir beide in einem Büro sitzen müssen. Von der Lage her ist Leipzig der deutlich bessere Standort als Schweinfurt. Das hört sich vielleicht großkotzig an, aber wir sind sehr viel unterwegs und Leipzig hat einen ICE-Bahnhof und einen Flughafen. Diese Vorteile sprechen für Leipzig.
Mittlerweile steht auch Bulgarien auf der Liste - was wäre eure Honky-Tonk-Traumstadt?
HOFMANN: Für jemanden, der unsere Art von Musik mag und betreibt, gibt es eigentlich nur eine Stadt: New Orleans. Aber ich behaupte mal, das klappt nie, die brauchen uns nicht (lacht). Außerdem wissen wir mittlerweile, dass unser Konzept eher geeignet ist für Städte mit überschaubarer Kneipenstruktur. In Metropolen sind wir nicht unbedingt beheimatet.
Was hast du vor dem Honky Tonk gemacht?
HOFMANN: Äh . . . Gute Frage, wie soll ich das knapp zusammenfassen? Wir waren lokale Veranstalter, die mit viel Spaß und Enthusiasmus erfolglos durch die Gegend gelaufen sind und mit viel privatem Geld die Partyszene subventioniert haben. Wir haben viele Konzerte veranstaltet, unter anderem die Schweinfurter Bluestage. Irgendwann hat sich gezeigt, das wird unsere Lebensaufgabe, unser Beruf.
Kneipenfestivals als Lebensaufgabe _ ein Traumjob!
HOFMANN: Wenn man eine flapsige Beschreibung unseres Berufs abgeben will: Man fährt in meistens interessante Städte, geht von Kneipe zu Kneipe, trifft sich mit Geschäftsleuten und verhandelt mit ihnen Dinge, die darauf hinauslaufen, dass man ihre Stadt auf den Kopf stellt. Das ist eigentlich schon ein geiles Berufsbild.
Woher kommt der Name?
HOFMANN: Es gibt zwei Varianten, die wahre und die falsche. Wahr ist: Wir haben am Anfang ziemlich viele Veranstaltungen in den Sand gesetzt. Mit einer aber, dem Honky Tonk im Jugendhaus, damals noch kein Kneipenfestival, haben wir Geld verdient. Das haben wir als gutes Omen gesehen und später unser Kneipenfestival auch so genannt.
Und die falsche?
HOFMANN: Wir haben mit dem Namen eine wunderbare Schnittmenge gefunden. Der Begriff Honky Tonk beschreibt sowohl eine Art Bluesmusik als auch einen Gastronomie-Typen in den amerikanischen Südstaaten. Das wussten wir aber vorher nicht. Erst später stellte sich heraus, dass der Name ein Glücksgriff war. Diese Variante würden wir nehmen, wenn wir eine große Chronik schreiben müssten (lacht).
Gab es Zeiten, in denen das Projekt auf der Kippe stand?
HOFMANN: Die gab's, vor allem in der Phase der großen Expansion 1999/2000. Damals haben wir alle Fehler gemacht, die ein Unternehmen machen kann. Wenn du plötzlich ein Konzept hast, mit dem du Geld verdienst, hast du auf einmal viele tolle Berater. Dass wir auf sie gehört haben, hätte uns fast das Genick gebrochen.
Wie habt ihr die Kurve gekriegt?
HOFMANN: Wir haben gemerkt, dass wir uns die fehlenden Kompetenzen selbst aneignen müssen und einen brutalen Schnitt gemacht. Unsere Partner haben wir über die Lage informiert und das gesamte Netzwerk hat uns aufgefangen.
Und mittlerweile habt ihr euch eine goldene Nase verdient . . .
HOFMANN: Ja, ja klar. Ich zum Beispiel fahre mit meinem Ferrari bis in den Hafen und steig dann in einen Passat um, damit die Leute nicht sehen, dass ich zu viel Geld habe. Im Ernst: Wir verdienen uns keine goldene Nase. Ich habe, bei 60 Stunden Arbeit die Woche, 25 Wochenenden, an denen ich im Jahr unterwegs bin, kein Problem damit, dass ich heute mehr verdiene als vor zehn Jahren. Das Wichtigste für uns ist, dass wir mit dem Honky Tonk rund 30 Leuten Lohn und Brot geben können. Das macht Dominik und mich, die nichts in dem Sinne gelernt haben, stolz. Auch, dass wir jemanden ausgebildet haben und übernehmen konnten. Das macht Spaß - und trotzdem ist es Arbeit.
Wann fängt für dich am Samstag die Party an?
HOFMANN: Bei einer der Late-Night-Shows, so gegen ein oder zwei Uhr. Da kann ich durchatmen und auch mal ein Bier trinken. Sowieso gibt es aber, wenn man während des Festivals mit Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt seine Runde läuft, ein großes Hallo. Es ist immer schön, einige Leute wieder zu sehen, gerade wenn man nicht mehr in der Stadt lebt.
Zum 14. Honky-Tonk-Festival am
9. September (ab 19 Uhr) kosten
die Tickets (Bändchen) im Vorver-
kauf 9,50 Euro, am Abend 12 Euro.
Erhältlich sind die Tickets in allen
beteiligten Lokalen, bei der Städti-
schen Sparkasse, Seufert's Back-
haus und Galeria Kaufhof. Infos:
Tel. (03 41) 30 37 300 oder im Internet
www.honky-tonk.de