Gemeinsam gedachten Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak, stellvertretender Landrat Thomas Vizl sowie zweiter Bürgermeister Erich Servatius, dritter Bürgermeister Markus Reuß und Evamaria Bräuer am 9. November der ehemaligen jüdischen Bevölkerung. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadt Gerolzhofen hervor.
Bürgermeister Wozniak dankte Evamaria Bräuer, die sich seit vielen Jahren für die Erinnerungskultur engagiert. In Zeiten eines zunehmend steigenden Antisemitismus in Deutschland sei dies eine wertvolle und wichtige Aufgabe, betonte Wozniak.
In Gerolzhofen lebten 1933 noch 125 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens. Bis 1938 ging die jüdische Bevölkerung auf 57 Einwohner zurück.
Am 9. November 1938 wurde in ganz Deutschland von den Nationalsozialisten Synagogen zerstört, Geschäfte der jüdischen Bevölkerung geplündert und viele Menschen geschlagen und gedemütigt. Die sogenannte Reichspogromnacht war der Auftakt zur Deportation in Konzentrationslager und letztlich die Ermordung von Millionen Juden in Europa.
Die Übergriffe auf jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie auf jüdisches Eigentum fanden in Gerolzhofen am 10. November 1938 statt. SA, SS und NSDAP durchsuchten die Synagoge in der Steingrabenstraße. Anschließend wurde die gesamte Einrichtung der Synagoge am Sportplatz an der Dingolshäuser Straße verbrannt.
Auch die Wohnungen der jüdischen Bevölkerung in Gerolzhofen wurden durchsucht, 24 Menschen festgenommen. Die Gerolzhöfer Synagoge wurde nach der Zerstörung als Dienstraum für die SS genutzt. Und: Die geschädigten Juden mussten alle Kosten der Zerstörungen selbst zahlen.
Am 22. April 1942 wurden 20 Gerolzhöfer Juden nach Würzburg transportiert. Am 25. April wurden sie ins Konzentrationslager Krasnystaw bei Lublin gebracht. An diese Transporte erinnert der Koffer, aufgestellt in der Marktstraße in Gerolzhofen. Ab 18. September 1942 war Gerolzhofen im Nazi-Jargon „judenfrei“.
Es sei wichtig, betonte die Gerolzhöfer Delegation in der Gedenkstunde, dass die schlimmen Verbrechen an einem Teil der Bürgerinnen und Bürger nicht vergessen werden. Solange dies geschehe, könne man dazu beitragen, dass sich solches Unrecht nicht wiederhole, heißt es abschließend in der Mitteilung.