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GEROLZHOFEN: Der Trend geht Richtung Feuchtsalz

GEROLZHOFEN

Der Trend geht Richtung Feuchtsalz

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    20 000 Liter Salzsole fasst der testweise eingesetzte Anhänger für Fahrzeuge im Winterdienst.
    20 000 Liter Salzsole fasst der testweise eingesetzte Anhänger für Fahrzeuge im Winterdienst. Foto: Foto: Peter Herbig

    „Es war ein Winter, wie wir ihn nicht haben wollen.“ Das sagt Peter Herbig, Leiter der Straßenmeisterei Schweinfurt mit Stützpunkt Gerolzhofen, aus der Sicht der Winterdienstler. Wo der normale Autofahrer sich wohl freute, dass er in diesem Winter nur vereinzelt mit Schnee und Eis zu kämpfen hatte, bereiteten den Straßenwärtern die häufigen Phasen mit Temperaturen um den Gefrierpunkt Sorgen.

    Das ist eine Situation, die den Autofahrer oft im wahrsten Sinn des Wortes aufs Glatteis führt. Denn während es beim Losfahren zum Beispiel in der Stadt Gerolzhofen noch zwei Grad plus haben kann, kann es außerhalb von Ortschaften um einige Grad kälter und damit glatt sein. Bis zu sechs Grad Unterschied wurden in diesem Winter zeitgleich im Landkreis Schweinfurt gemessen: drei Grad plus in Gerolzhofen, drei Grad minus in Löffelsterz. Solche Unterschiede wiegen den Verkehrsteilnehmer in falscher Sicherheit. Natürlich bedingt auch die Höhenlage variierende Wetterverhältnisse. „50 Höhenmeter machen unwahrscheinlich viel aus“, sagt Herbig. Der Raum Gerolzhofen war wegen seiner tiefen Lage in diesem Winter relativ harmlos. In der Vorrhön nördlich von Schweinfurt zeigte die kalte Jahreszeit immerhin ab und zu ihr wahres Gesicht.

    Schnee überlebte nicht lange

    In diesem Winter kam es auch oft vor, dass es in der Nacht schneite oder leicht gefror, Schnee und Eis aber den Tagesanbruch nicht lange überlebten. „Wer erst um 8 Uhr losfuhr, hat sich da wohl gefragt, wieso der Winterdienst gestreut hat“, sagt Herbig.

    Nur an fünf Tagen rückten in diesem Winter die Schneepflüge aus. Das geschieht, wenn die Schneedecke höher als drei Zentimeter ist. Ab dieser Dicke kommt das Tausalz nämlich nicht mehr durch.

    300 Kilometer an Staats- und Bundesstraßen betreut die Straßenmeisterei Schweinfurt, plus 30 Kilometer auf der Autobahn A 71. Der Winterdienst verteilte diesmal rund 1700 Tonnen Salz auf den Asphaltflächen. Das ist unterdurchschnittlich. In einem normalen Winter brauchen die rund 35 Männer von der Straßenmeisterei zwischen 2000 und 2500 Tonnen. Kostspieliger ist der Winterdienst nicht geworden, denn die Salzpreise haben sich kaum verändert.

    Nach wie vor gut funktioniert die Kooperation mit dem Landkreis. Gemeinsam entwickelt man Einsatzpläne, um Leerfahrten zu verhindern. Das heißt, wenn ein Fahrzeug des Staates über ein Teilstück Straße des Kreises fährt, um zur nächsten Staats- oder Bundesstraße zu kommen, räumt und streut es diesen Abschnitt gleich mit und umgekehrt.

    Glatteismelder noch außer Betrieb

    Zwar installiert, aber noch nicht in Betrieb waren die vier neuen Glatteis-Meldeanlagen im Landkreis. Der Anschluss soll im Frühjahr kommen. Ein Allheilmittel sieht Peter Herbig aber in den Sensoren nicht. „Raureifbildung kann die Kamera nicht eindeutig erkennen“, meint Herbig. Die Warnanlagen stehen in der Nähe der Anlage des Hundevereins an der Wiebelsberger Straße bei Gerolzhofen (dort liegt ein extremes Kälteloch), am Ende der Michelauer Steige Richtung Geusfeld, auf einem exponierten Punkt bei Löffelsterz und bei Oberlauringen.

    Insgesamt geht der Trend auch in der heimischen Straßenmeisterei beim Streuen Richtung Feuchtsalz. In diesem Winter gab es mehrere Testläufe mit der neuen Feuchtsalztechnik für die vorbeugende Streuung.

    20 000 Liter Salzsole

    Ein eigens entwickelter Lkw-Anhänger fasst 20 000 Liter Salzsole, die ohne Zugabe von Trockensalz direkt auf die Fahrbahn gesprüht wird. Vorteile dabei sind die schnelle Tauwirkung, keine Verwehungsverluste, ein vergrößerter Einsatzradius und keine Umbauten am Lkw. Nachteil: Außerhalb von Autobahnen ist das Gespann nur begrenzt einsatzfähig, weil es eine große Länge und einen sehr großen Wendekreis hat. Deswegen ist es an Kreuzungen und Einmündungen nur schwer zu manövrieren.

    Für die Stadt Gerolzhofen spricht Bauhofleiter Norbert Hackenberg ebenfalls von einem unterdurchschnittlichen Winter. Allerdings gibt es auch in der Stadt Unterschiede. Während es im Zentrum noch Plusgrade haben kann kann, herrscht besonders im winterleidigen östlichen Teil des Kapellbergs manchmal Frost. Besonders anfällig sind die Holzbrücken für Fußgänger über die Volkach. Die Stadt hat einen eigenen Wettermelder, nach dessen Informationen der Räumdienst ausrückt.

    Neben den milden Temperaturen ist es wohl auch der Zuverlässigkeit der Räumdienste zu verdanken, dass die Polizeiinspektion Gerolzhofen keinen einzigen größeren winterbedingten Unfall vermeldet.

    Zurück zum Staat: Weil der Winterdienst relativ wenig Zeit in Anspruch nahm, konnten sich die Männer von der Straßenmeisterei anderen Aufgaben widmen, wie etwa Hecken und Bäume zurückschneiden. Autofahrern wird deshalb ziemlich viel Holz längs der Straßen aufgefallen sein. Dieses Holz kommt in die Hackschnitzelanlage Rothmühle. Die Hackschnitzel werden dann verkauft.

    Kalte Sophie setzt Schlusspunkt

    30 Jahre macht Peter Herbig nun schon seinen Job. Er kann deshalb aus Erfahrung sagen, dass sich die Winter verändert haben. Schnee und Eis gibt es zwar schon noch, aber nur über kürzere Phasen. Wetterwechsel mit extremen Temperaturunterschieden sind viel häufiger als früher.

    Eine weitere Erfahrung Herbigs: Der Winter ist endgültig erst am Tag der Kalten Sophie (15. Mai) vorbei. Bis dahin kann es durchaus sein, dass die Männer vom Winterdienst noch einmal ausrücken müssen.

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