Ein Drei-Sterne-Komfort wartet nicht auf die 200 Asylbewerber, die ab der kommenden Woche in der Dreifachsporthalle am Schulzentrum in Gerolzhofen untergebracht sind. Jeweils zwölf Betten auf 25 Quadratmeter lautet die ernüchternde Realität für die Flüchtlinge, die überwiegend aus Syrien und Afghanistan stammen und für voraussichtlich sechs Wochen Gäste in Gerolzhofen sein werden.
Am Montagfrüh beginnt die Aufnahmeprozedur für die ersten Ankömmlinge. Für die Bevölkerung des Steigerwald-Städtchens, die Behörden und die Hilfsdienste wird die Aufnahme der Asylsuchenden eine logistische wie zwischenmenschliche Herausforderung. Über die Details der Unterbringung in der Gerolzhöfer Dreifachsporthalle informierten am Donnerstag die stellvertretende Landrätin Christine Bender, Mitarbeiter des Landratsamtes Schweinfurt und Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak.
Mit den bereits in Gerolzhofen aufgenommenen Flüchtlingen steigt die Zahl auf 250. Im gesamten Landkreis Schweinfurt sind ab kommender Woche 1050 Asylbewerber in Unterkünften untergebracht.

„Wir haben für diese akute Notsituation eine optimale Lösung gefunden“, sagte Kreischefin Bender. Die Dreifachsporthalle befindet sich im Eigentum des Landkreises, der nunmehr als letzter der unterfränkischen Landkreise den am 15. Juli von der Regierung von Unterfranken aktivierten Notfallplan zur Unterbringung von Asylbewerbern umsetzt. „Gemeinsam werden wir das schaffen“, betonte Bender und lobte die Vorbereitungsarbeiten, die bisher meist ehrenamtlich geleistet wurden. „Das ist eine große Gemeinschaftsleistung der Hilfsorganisationen und deren ehrenamtlicher Mitarbeiter.“

Während die Landrätin über die vorübergehende Unterbringung informierte, waren Helfer des Roten Kreuzes, der Malteser, der Johanniter, des Arbeitersamariterbunds und des Technischen Hilfswerks in der Sporthalle dabei, die Unterkünfte und das Drumherum herzurichten. In der Halle wurden zum Schutz des Sportbodens Platten verlegt und verklebt. Die Sportgeräte wurden gesichert. 100 Doppelstockbetten überzogen die Ehrenamtlichen mit Laken. Hygienepäckchen mit Zahnbürste, Zahncreme, Kamm, Duschgel und Handtüchern wurden zusammengestellt. Frauen und Familien sind in einem eigenen Schlafbereich untergebracht. Männer werden davon getrennt.

Die Herberge ist in Parzellen aufgeteilt, die mit Planen versehene Bauzäune trennen. Sie garantieren wenigstens ein bisschen Privatsphäre. Die Polizei und ein Sicherheitsdienst werden ab Montag im Einsatz sein, ebenfalls mehrere Dolmetscher. In ihrer Freizeit werden die Flüchtlingsfamilien vor allem durch die Mitarbeiter des örtlichen Asyl-Helferkreises betreut. Laut Gisela Westendorf, Leiterin des Projekts „Notfallplan Asyl 2015“ am Landratsamt, werden die Asylbewerber von einem Caterer versorgt. Er hält auch Gläschen für Babys bereit. Der Gesundheitscheck der Ankömmlinge und die Auszahlung des Taschengelds erfolgen bei der Kreisbehörde in Schweinfurt.

Alle Beteiligten hoffen, die bevorstehende Herkulesaufgabe mit vielen Unbekannten bewältigen zu können. „Das ist alles für uns Neuland. Wir werden täglich Lagebesprechungen durchführen“, meinte Westendorf. Für Schule und Vereine ist die Dreifachsporthalle in den nächsten sechs Wochen nicht nutzbar. Laut Bürgermeister Wozniak müssen die Vereine auf andere Hallen ausweichen. Der Schulsport soll möglichst im Freien oder bei Schlechtwetter im Geomaris stattfinden. Die geplanten Heimspiele im aktiven Spielbetrieb müssen in dieser Zeit nach auswärts verlegt werden. An alle Einheimischen appellierte der Stadtchef: „Heißen Sie die Flüchtlinge herzlich willkommen.“
Informationsveranstaltung: Um die Bevölkerung über die vorübergehende Unterbringung in der Dreifachsporthalle zu informieren lädt der Landkreis Schweinfurt zu einem Infoabend am Montag, 31. August, um 18 Uhr in die Gerolzhöfer Stadthalle (Dingolshäuser Straße 13) ein.