Stadtheimatpfleger Dag Schröder spricht von einer "Sensation" und einem "Glücksfall". Gefunden hat das Ausgrabungsbüro Specht auf dem Grundstück Mainberger Straße 34 a (südlich der Einmündung der Markgrafenstraße) 284 Erdbefunde, die belegen, dass die erste dauerhafte Schweinfurter Siedlung ab dem frühen Mittelalter zwischen derKiliansberg in Nachbarschaft zum Main stand.
und demDie Archäologen haben damit Licht in die Anfänge der Stadt gebracht. Zwar existierten schon Streufunde, die eine Siedlung zwischen Höllental und Marienbach schon zur Zeit der Merowinger (5. bis 8. Jahrhundert n. Chr.) vermuten ließen, doch eine exakte Lagebestimmung für das Fischerdorf gab es nicht.
Mitte März war für die IGeBO-Bau in der Mainberger Straße 34 a die Baustelle eingerichtet worden. Beim Abziehen des Oberbodens zeigten sich Verfärbungen im Untergrund, die vom Landesamt für Denkmalpflege als höchst interessant eingestuft wurden. Acht Wochen hatte das Ausgrabungsbüro Specht dann Zeit, die Belege zur Stadtgeschichte zu sichern.

Dr. Andreas Büttner vom Bayerischen Amt für Denkmalpflege ist sich sicher, das die Funde auf der für Grabungen vergleichsweise großen zusammenhängenden Fläche den Standort der ersten Schweinfurter Siedlung bestimmen lassen. Dass die Siedlung weit größer war, sei gewiss, jedoch nicht deren Umfang. Von hier habe in späteren und letztendlich in den Zeiten der Staufer die Verlagerung der Siedlung nach Westen bis hin zur heutigen Innenstadt rund um den Marktplatz in Etappen stattgefunden. Verlassen wurde das Siedlungsgebiet an der Mainberger Straße dann im siebten und achten Jahrhundert.
Besonders aussagekräftig unter den Bodenfunden sind die Grubenhäuser aus dem frühen Mittelalter. Die Standorte der einstmals 50 bis 80 Zentimeter tief in den Boden gegrabenen Arbeitshäuser, die nach einer Nutzung von wenigen Jahrzehnten anschließend mit Unrat verfüllt wurden, ist exakt zu belegen. Insbesondere durch die Bodenfeuchte waren die drei bis vier Meter langen Grubenhäuser mit dem Holzaufbau und dem Schilf- oder Strohdach nach etwa 25 Jahren abgewirtschaftet.

Dutzendweise wurden auch Reste der Balkenhäuser aus verschiedenen Epochen gefunden. Von den ehemaligen Wohnhäusern der Fischersiedlung sind jedoch zumeist nur noch die Standorte der Stützbalken zu lokalisieren. In den Grubenhäusern wurden dagegen auch Gerätschaften und Keramik gefunden, die Rückschlüsse auf die Bearbeitung von Textilien erlauben. Schlacke weist auf eine Metallverarbeitung hin. Diese könnte jedoch auch aus der Verfüllung mit Unrat stammen.

Überrascht zeigten sich die beiden Grabungsleiter Oliver Specht und Marcel Günther aber auch von dem Auffinden von Vorratsgruben aus der Eisenzeit aus dem fünften bis zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.
Andreas Büttner geht davon aus, dass der frühere Fund von Reihengräbern auf dem nahen Kiliansberg im Bereich der ersten Schweinfurter Kilianskirche zum Fischerdorf gehört, denn Friedhöfe seien damals außerhalb der Wohnbereiche angelegt worden.
Bauherr bezahlt die Grabung
Bauherr Josef Illig freute sich bei der Präsentation der Funde durch das Ausgrabungsbüro "als Schweinfurter" über die neuen Erkenntnisse, nicht aber über die gut 50 000 Euro an zusätzlichen Kosten, die er aufbringen muss, da die elf zu bauenden Wohneinheiten bereits verkauft und die Grabungskosten nicht mehr umzulegen sind. Andreas Büttner fügte dazu an, dass das Landesamt für Denkmalschutz Karten einsehen lässt, die über die Wahrscheinlichkeit von Bodenfunden informieren. Auch sei sein Amt aufgeschlossen für den Wunsch, genauere Voruntersuchungen durchzuführen.
Die Bauarbeiten für die elf Eigentumswohnungen können nach dem Ende der archäologischen Grabungen und der Sicherung der Belege zur Stadtgeschichte jetzt sofort beginnen.