Zum ersten Mal fand eine zentrale Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals im Landkreis Schweinfurt bereits am Vorabend statt. Vertreter aus Politik, Kirche, Institutionen, Firmen und Vereinen trafen sich dazu im Schloss in Oberschwarzach. Der Landkreis, die Marktgemeinde sowie der Förderverein des Schlosses gestalteten die Feierlichkeit im Foyer, an die sich ein romantischer Abend mit Volksmusik und kulinarischen Spezialitäten im Schlosshof anschloss.
Landrat Florian Töpper sagte, es sei ein fraktionsübergreifender Wunsch des Kreistags gewesen, den Landkreis Schweinfurt nach außen und nach innen mehr als Kulturraum zu bewerten. Das Landratsamt sehe sich diesem Auftrag verpflichtet und könne auf eine Vielfalt an Kulturträgern zurückgreifen.
Der Tag des offenen Denkmals sei seit Langem auch im Landkreis Schweinfurt etabliert, so Töpper weiter. Ihn zu einem Kulturwochenende auszubauen, habe sich angeboten. Zwölf Objekte im Landkreis würden am Sonntag ihre Türen öffnen und den Bürgern ihre Schätze oftmals durch fachkundige Führungen näherbringen.
Das Eigentum an einem Denkmal wie dem Oberschwarzacher Schloss bringe eine Vielzahl an Herausforderungen mit sich, so der Landrat. Die Gründung des Fördervereins sei daher beispielhaft. Die enge Zusammenarbeit zwischen Kirchenstiftung und politischer Gemeinde sei zwar nicht immer harmonisch, aber stets konstruktiv. Entscheidend sei das Bewusstsein, dass man im südlichen Landkreis über ein Juwel verfüge, welches man gemeinsam einer guten Zukunft zuführen wolle.
Als öffentliche Hand sei man dazu aufgefordert, für die Erhaltung und Pflege eines Denkmals das Mögliche zu tun, sagte Landrat Töpper. Dies gehe allerdings nur im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und mit dem, was die öffentlichen Haushalte in der Lage sind zu stemmen.
Nach einem Ständchen der Handthaler Volkssänger unter der Leitung von Berta Huttner ging Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz auf die jüngste Geschichte des Schlosses ein. Das historische Gebäude sei 1972 nach dem Verzicht des Gemeinderats auf das Vorkaufsrecht von der Kirchenverwaltung erworben worden. Nach einer Anfrage im Jahr 2007 stellte sich der Gemeinde nach dem Wasserschaden 2010 erneut die Frage nach dem Erwerb. Nach vielen Gesprächen mit der Kirchenverwaltung und der Diözese habe der Gemeinderat Mitte April 2012 aber eine Anmietung der Räumlichkeiten des Schlosses als Rathaus abgelehnt, so Schötz weiter. Allerdings stehe man einer gemeinsamen Nutzung des Schlosses von Kirchengemeinde, politischer Gemeinde und örtlichen Vereinen aufgeschlossen gegenüber. Im Zuge dessen habe die Bevölkerung den Förderverein gegründet, sagte Schötz.
Pfarrer Stefan Mai sprach in seinem Grußwort das diesjährige Motto des Tags des offenen Denkmals an: Farbe. Farben würden Gefühle auslösen, Atmosphäre schaffen, den Charakter eines Gebäudes bestimmen oder stehen symbolisch für Begriffe, Haltungen und politische Parteien. Mit den drei Farben der Ampel beschrieb er seine gefühlte Situation mit dem Schloss Oberschwarzach: Mit Rot verbinde er die helle Aufregung durch den „Riesenwasserschaden“ beim Bezirksmusikfest vor drei Jahren. Rot habe der Gemeinderat durch seinen Beschluss im Jahr 2012 signalisiert. Gelb habe die Diözese signalisiert, indem man zusammen mit der Kirchenverwaltung eine grundlegende Vermessung und Untersuchung des Baubefunds beauftragt habe. Noch heller habe die Schlossampel dann geleuchtet, als sich der Förderverein bildete und stets Ideen und Tatkraft einbrachte. Grün bleibe seine Hoffnung, dass in Oberschwarzach das Bewusstsein wachse, dass aus der Krise des Schlosses eine große Chance für ein lebendiges Dorf- und Vereinsleben werden könnte. Einen Umdenkprozess erhoffe er sich auch bei den Gemeinderäten. Schließlich hoffe er auch, dass die Diözese das große Gemeinschaftsprojekt unterstützt.
Willi Groha aus dem Vorstandsteam des Fördervereins ging vor allem auf die Geschichte ein, die zur Gründung des Fördervereins führte. Die hohen finanziellen Belastungen sowie der Wasserschaden im Jahr 2010, der den südlichen Teil des Schlosses stark beschädigte, hätten die Kirchenverwaltung zur Meinung geführt, dass das Schloss für sie allein nicht mehr tragbar sei. Nachdem der Marktgemeinderat es ablehnte, das Rathaus ins Schloss zu verlegen, formierte sich eine Interessengemeinschaft mit dem Ziel, den Verkauf des Schlosses zu verhindern und es somit in öffentlicher Hand zu erhalten. Im Zuge dessen kam es zur Gründung des Fördervereins, der heute 111 Mitglieder zählt.
Weiterhin sagte Groha, dass das Schloss das zukünftige Zentrum für die kirchliche und politische Gemeinde sowie für alle Vereine werden solle. Daher appelliere man an die Marktgemeinde, den Beschluss von 2012 nochmals zu überdenken. Ein Appell erging auch an die Verantwortlichen des Bundes, des Landes, des Bezirkes, des Landkreises und der Diözese. Man hoffe auf eine gute Zusammenarbeit und bei notwendigen Zuschussanträgen auf großzügige Unterstützung, sagte Groha.
Einen kleinen Vortrag zur Baugeschichte des Schlosses hielt der mit der Bestandsaufnahme beauftragte Architekt Georg Böswald von Brunn. Man habe während den ermittelnden Arbeiten im Vorfeld einer Sanierung bereits wichtige Bauphasen am Gebäude ermitteln können. Die wichtigste Bauphase sei die Umgestaltung des Schlosses unter der Regentschaft von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn im Jahr 1604 gewesen. Dieser habe nicht zuletzt durch das Schloss Oberschwarzach die Bau- und Kunstlandschaft seines Bistums entscheidend mitgeprägt.
Im Anschluss an den offiziellen Teil führten Monika Lindner, Gabi Müller, Erich Müller und Kunigunde Reinstein mehrere Gruppen von Gästen durch das Schloss und die angrenzenden Gebäude.
Schließlich konnten die Gäste im Schlosshof und in der Zehntscheune bei Speisen, Getränken und Musik von der Gruppe „LandStreicher“ das gesellige Miteinander pflegen.