„Baut die Krippen so, wie eure Heimat ist.“ Das soll der Heilige Franziskus gesagt haben. Der Satz wird auch heute noch zum Knackpunkt für alle Krippenbauer. Die einen sagen, die Geburtsszene Jesu müsse historisch-authentisch sein, gehöre also in eine orientalischen Umgebung. Die andern halten es lieber mit Franziskus und verlegen die Szene in heimische Gefilde.
Das erklärte der passionierte Krippenbauer Bruno Steger zu Beginn des Eröffnungsrundgangs durch die Gerolzhöfer Krippenstraße, die Spitalstraße. „Zwanzig Krippen – zwölf Orte – eine Straße“ ist die Ausstellung überschrieben. Bei der Eröffnung dabei waren die ausstellenden Krippenbauer, Krippenbesitzer, Anwohner der Spitalstraße, Pfarrer Stefan Mai, Diakon Albert Hein, Bürgermeister Thorsten Wozniak, sein Stellvertreter Erich Servatius sowie die Organisatoren Beate Glotzmann von der Tourist-Info und Daniel Hausmann vom Altstadtbüro dabei.
55 Altbürgermeister bei Premiere
Unmittelbar vor diesem Rundgang hatte Bruno Steger bereits 55 Altbürgermeister aus dem Landkreis Schweinfurt durch die Spitalstraße geführt, die sich begeistert von dieser Krippenparade zeigten.
Bürgermeister Thorsten Wozniak sagte, die Krippenstraße sei gut geeignet, die Vorfreude auf die Weihnachtszeit zu vertiefen. Die Krippen zeigen, dass die Geschichte, die vor 2000 Jahren begonnen hat, auch heute noch ihre Faszination behalten habe. Das bestätigte Bruno Steger: Das Wesentliche für jeden Krippenbauer sei die Geburt Christi.
Steger erläuterte dann alle Krippen einzeln. In der Galerie Schild steht eine norddeutsche Bauernhofkrippe von Marianne Nies. Gisela Steger hat eine Krippe mit Figuren arrangiert, die in den 50er Jahren Margarinepackungen beilagen. Sie ist im Asia Wok zu sehen. Im Fotostudie Ira Müller präsentiert Bernd Detsch ein Krippenrelief, das er aus Krippenholz geschnitzt hat.
Etwas Besonderes ist die südländische Krippe von Guido Plener nicht nur wegen des lebhaften Flairs, sondern auch deswegen, weil sie zwei junge Flüchtlinge, jesidische Kurden aus dem Irak, mitgebaut haben. Sie ist in Nadjas Beauty Etagen zu sehen.
Ein paar Schritte weiter, in der Main-Post, ist eine Papierkrippe ausgestellt, die der neunjährige Max Petry, ein Enkel Bruno Stegers, ausgeschnitten und aufgebaut hat. Ebenfalls in der Main-Post steht die Zinnfiguren-Szene von Franz Winkler, einem der führenden Zinnfigurenmaler in Deutschland.
Im Geschäft Miris tolle Wolle zeigt Dietlinde Adametz eine sogenannte Notkrippe ihres Bruders Hans Pfeiffer. Sie ist aus Sperrholz und stammt aus der Endphase des zweiten Weltkriegs. „Auch in dieser schweren Zeit hat eine Krippe Halt gegeben“, kommentierte Bruno Steger.
Im Haus Schwarz präsentiert Robert Düring eine fränkische Geburtsszene, die er für seine Heimatkirche in Vögnitz gebaut hat. Merkmale sind viel Fachwerk, eine Viehwaage und ein Holzschuppen. Im gleichen Haus steht eine Amphoren-Krippe aus der Sammlung von Bruno Steger. Er hat sie in Deruta in Umbrien gekauft. Zu sehen sind hier nur die Heilige Familie und das Kind.
Simultan-Krippe
Eine Simultan-Krippe von Bruno Steger findet sich im Friseursalon Prachtschnitt. Simultan bedeutet, dass hier neben der Geburt auch bereits die Anbetung des Kindes durch die Hirten und die Drei Könige stattfindet.
Janis Lange aus Kleinwachenroth zeigt im Altstadtbüro die Krippe seiner Großmutter aus der Zeit um 1920. Sie ist im heimatlichen Stil gehalten und hat Gipsfiguren. Im gleichen Haus hat Bernhard Radler eine moderne Krippe mit Figuren ohne Gesichter aufgebaut.
Alpenländisch wird es im Haus Engel bei der Krippe von Doris und Ronny Weißenberger. Im gleichen Haus macht Holger Dorsch eine heimatliche Krippe aus Familienbesitz der Öffentlichkeit zugänglich. Sie stammt aus der zeit um 1955.
Die Weihnachtsszene hat Bruno Steger in eine orientalische Landschaft mit der Ruine einer Burg gesetzt. Die Figuren sind polychrom bemalt und über Drahtgestelle von seiner Frau Gisela bekleidet. Diese Krippe steht bei NKD.
Glaskrippe braucht Licht
In den Erdgeschoss-Fenstern des Küchenbaus am Alten Rathaus erstrahlen gleich drei Variationen. So eine Papiergrippe auf Sperrholz von Theresia Bühler aus Sulzheim, die vor 80 bis 90 Jahren von ihrem Onkel Alois Thurn, einem Benediktiner–Mönch, ausgesägt wurde. Oder eine Glaskrippe noch einmal von Bruno Steger, die erst mit Beleuchtung ihre volle Wirkung zeigt. Und schließlich eine Krippe als Paradiesgärtlein aus dem Familienbesitz von Waltraud Schäflein.
In der Rüstkammer des Alten Rathaus steht traditionell die neapolitanische Krippe aus der Zeit um 1780 und als Zugabe zwei Holztafelgemälde um 1600 aus dem Bestand der Katholischen Kirchenstiftung Gerolzhofen, die die Anbetung durch die Hirten und die heiligen Drei Könige zeigen.
Um die neapolitanische Krippe versammelte sich auch die ziemlich durchgefrorene Gruppe, um bei Glühwein und Gebäck Fachgespräche über Krippen zu führen.