Ziemlich versteckt in der rückwärtigen Halle auf dem Gelände der Tiefbaufirma Detsch in der Adam-Stegerwald-Straße ist seit mittlerweile 20 Jahren die Firma Anders Sondermaschinen zu finden. Dabei braucht sich der kleine Betrieb wahrlich nicht zu verstecken. Denn so wie man sich hier im Industriegebiet Nord in einer Nische der Stadt behaglich eingerichtet hat, so fühlt sich die Firma in ihrer Produktnische auf dem nationalen und internationalen Markt sehr wohl.
Die Stärken von Anders Sondermaschinen sind, wie der Name schon sagt, einzigartige und nicht selten einmalig bleibende Sonderlösungen in Sachen Automation, Mess- und Prüftechnik sowie Montagetechnik als den Kernbereichen.
Die Herausforderungen, die auf die Konstrukteure und Mitarbeiter in Fertigung und Montage in der eigenen Werkstatt warten, sind dabei groß und so vielfältig wie die Aufgaben der Kunden.
Die Bandbreite des Spektrums reicht von der kleinen Montagevorrichtung über die Schweißaufnahme für Roboter und Mess- und Prüfvorrichtungen aller Art für die Einzel- und Serienkontrolle verschiedenster Teile bis hin zur kompletten, vollautomatischen Montagemaschine.
Geschäftsführer Helfried Beyfuß betont: „Oft wissen wir heute nicht, welche Aufgabenstellungen uns morgen erwarten. Aber es gibt genügend Aufgaben für uns und wir sind sehr gut aufgestellt.“
Zu den wichtigsten Kunden zählen vor allem große Automobilzulieferer in der Schweinfurter Nachbarschaft wie SKF, ZF und Schaeffler, aber auch andere Firmen in ganz Deutschland.
Immer da, wo es zur Lösung einer Aufgabe nichts auf dem Markt gibt, ist die kleine Firma eine gute Adresse. Anders bietet die Lösung aus einer Hand. Etwa wenn sich bei einem Kunden in der Fertigung ein lästiges, weil auf Dauer dem Image schadendes Problem bei der Radmontage beim Autohersteller auftut.
Da hilft der Gewindeprüfer „made in GEO“. Mit dieser Maschine werden die Gewinde in Radlagern nach dem Fertigungsprozess bei den Kunden zu 100 Prozent geprüft. Dabei geht es darum, sicherzustellen, das die Radschrauben, mit denen die vier Räder befestigt werden, sich montieren lassen. Im Klartext heißt das, dass nahezu jeder Autofahrer auf diesem Gebiet mit der Prüftechnologie der Firma Anders Sondermaschinen in Berührung kommt.
Während andere Lösungen oft Unikate bleiben und nur ein einziges Mal gebaut werden, ist diese komplette Eigenentwicklung für die Serienkontrolle von Radlagerkomponenten zu einer Art Verkaufsschlager geworden.
Erst jetzt wurden wieder diese erstmals 2001 entwickelten Maschinen, die dank der sicheren Prüftechnologie automatisch Gewindefehler erkennen, in ein deutsches Werk nach China geliefert. Andere laufen in Brasilien, Indien, der Slowakei, natürlich in Deutschland und bald auch in Mexiko.
Eine Montagevorrichtung aus der Adam-Stegerwald-Straße dient dazu, dass der Einfüllstutzen bei den großen, modernen Kaffeemaschinen ganz sanft nach oben und unten verschoben werden kann. Dafür sorgen winzige, zwischen nur einem und 2,5 Millimeter kleine Metallkugeln in dem Kunststoffkäfig.
Einen Mix aus Montage- und Prüftechnik stellt eine für VW Audi gebaute Montagelinie zur Produktion von Lagerträgern für Getriebewellen dar. Hierzu müssen die Einzelteile nicht nur automatisch zusammengeführt, montiert, gepresst, verschweißt, gereinigt und konserviert werden, sondern am Ende muss auch alles vollautomatisch geprüft werden.
Einen ganz anderen Auftrag stellte die Entwicklung einer Maschine für die Montage von Bügelverschlüssen für die Getränkeindustrie dar. Die große Herausforderung bestand hier darin, dass pro Stück in 0,8 Sekunden Kappe, Gummi und Bügel zusammengefügt, die Verschlüsse mit einem Kamerasystem auf Fehler untersucht und obendrein „in Reih und Glied“ ausgerichtet werden müssen.
Ein weiteres Beispiel ist eine absolut komplexe Prüfmaschine, die dazu dient, an einem Hochgenauigkeitsprodukt aus Stahl Risse auf und unter der Oberfläche zu erkennen. Eine Besonderheit stellt die vollautomatische Umstellung der Maschine beim Typenwechsel dar. Dies ist wegen der kleinen Stückzahlen der zu prüfenden Teile wirtschaftlich erforderlich.
Die Anders Sondermaschinen GmbH ging zum 1. Oktober 1994 in Gerolzhofen an den Start. Von den einst fünf Gesellschaftern sind Helfried Beyfuß und Harald Keidel übrig geblieben. Beyfuß ist der Montagetechnik-Profi, Keidel der Profi für Mess- und Prüftechnik.
Die einst 15 Köpfe zählende Belegschaft wurde in den Jahren 2001 bis 2005 auf fünf Mitarbeiter reduziert, um sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Dank der „kleinen Mannschaft“ war es schließlich auch möglich, die Wirtschaftskrise 2009 „mit einem grün-blauen Auge zu überstehen“, sagt Helfried Beyfuß.
Im Moment sind vier Mitarbeiter in Voll- und drei Mitarbeiter in Teilzeit beschäftigt. Alle zusammen haben sie sehr großen Anteil am Erfolg, heißt es seitens der Geschäftsleitung, die zugleich ihre hohe fachliche und menschliche Kompetenz lobt.
Helfried Beyfuß: „Sie alle identifizieren sich mit der Firma und mit den Aufgaben der Kunden. Nur so lassen sich die qualitativ hochwertigen Lösungen erzielen.“
Denn Qualität, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Flexibilität sind wesentliche Faktoren im Sondermaschinenbau, um erfolgreich auf dem Markt tätig zu sein. Und natürlich muss am Ende unter dem Strich auch der Preis stimmen.