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REGION GEROLZHOFEN: Ein Fall, der sich nicht im Handumdrehen erledigt

REGION GEROLZHOFEN

Ein Fall, der sich nicht im Handumdrehen erledigt

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    Auch fast ein Jahr nach dem bei einem Sturz auf der Arbeit erlittenen Trümmerbruch des rechten Handgelenkes und anschließenden Komplikationen bei der Heilung, sieht die Hand der Patientin immer noch nicht viel besser aus, wie auf dieser etwas älteren Aufnahme.
    Auch fast ein Jahr nach dem bei einem Sturz auf der Arbeit erlittenen Trümmerbruch des rechten Handgelenkes und anschließenden Komplikationen bei der Heilung, sieht die Hand der Patientin immer noch nicht viel besser aus, wie auf dieser etwas älteren Aufnahme. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Maria B. (Name von der Redaktion geändert) ist mit Leib und Seele als Pflegekraft tätig. Vor Weihnachten 2016 stürzt sie unglücklich auf der Arbeit. Beim Versuch, sich abzufangen, zieht sie sich einen Trümmerbruch im rechten Handgelenk hinzu. Sieben Nägel künden von der Operation. Zu allem Überfluss gibt es Komplikationen beim Heilungsprozess und einen Betreuer in der Berufsgenossenschaft, der sie gegen den Rat der sie behandelnden Ärzte zur Belastungserprobung wieder auf die Arbeit schickt.

    Es ist kaum zu glauben. Auto fahren darf Maria B. wegen der massiven Probleme mit der Hand damals wie heute selbst nicht. So wird die Frau aus einer Gemeinde im Umkreis auf Kosten der Berufsgenossenschaft mit dem Taxi zur Belastungsprobe in die Pflegeeinrichtung gefahren.

    Das macht in ihrem Fall 60 Euro am Tag. Obendrein darf sie maximal drei Kilo heben, um das Handgelenk nicht zu sehr belasten und so Gefahr zu laufen, dass das operierte Handgelenk erneut bricht. Doch wie soll das in ihrem Beruf und noch dazu in der Pflegeeinrichtung, in der sie arbeitet, in der Praxis funktionieren? Das ist für den Mann in der Berufsgenossenschaft kein Grund, von seiner Meinung abzuweichen.

    Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass der Versuch mit dem lädierten rechten Handgelenk in diesem Zustand, noch dazu in einer Pflegeeinrichtung, von Vorneherein zum Scheitern verurteilt. Das wissen eigentlich alle.

    Der Abbruch des Belastungstests

    Dennoch hält der Betreuer der guten Frau eisern an der von ihm „verordneten“ Art der Rückkehr an den Arbeitsplatz nach dem Arbeitsunfall fest. Nach zwei Tagen muss die Belastungsprobe abgebrochen werden. Es geht einfach nicht.

    Die Ärzte verwundert das nicht. Nach der erfolgreichen Operation in einem Krankenhaus in der Region und einem bis dahin reibungslosen Behandlungsverlauf „hat sich Sudeck auf den Unterarm gesetzt“, wie Maria B. erzählt. Genau genommen ist es Morbus Sudeck.

    Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Nervenkrankheit, die man auch als komplexes regionales Schmerzsyndrom, kurz CRPS (Englisch: Complex Regional Pain Syndrome) bezeichnet. Die Folgeerkrankung tritt häufig nach äußeren Einwirkungen wie eben Knochenbrüchen oder Operationen auf und hier wieder besonders, wenn das Handgelenk sowie Elle und Speiche gebrochen sind. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

    Als Symptome treten Durchblutungsstörungen, Schwellungen, Hautveränderungen, starke Schmerzen und schließlich Funktionseinschränkungen auf.

    Die nicht mehr versorgte Hand

    Auch bei Maria B. wird die Hand nicht mehr versorgt. Sie erinnert sich: „Erst wird der Arm berührungsempfindlich. Dann ist er mal heiß und weiß wie ein Leichentuch, wenn er überschießt, wie die Ärzte sagen, dann wieder sehr kalt und blitzblau, woran man sieht, dass das Gewebe nicht mehr versorgt wird. Und es schmerzt.“

    Ohne Behandlung würde das Gelenk für immer versteifen oder die Hand im schlimmsten Fall ganz absterben. Als Ursache nehmen Mediziner eine Störung der Schmerzweiterleitung im zentralen Nervensystem an, die zu dieser Reaktion führt.

    Ist schon die neurologisch-orthopädisch-traumatologische Erkrankung selbst sehr schmerzhaft, so ist es zum Teil auch die medizinische Behandlung inklusive der Medikation.

    Dann nämlich, wenn der Arm wie zu einer Operationsvorbereitung blutleer gemacht und dann das Medikament in die blutleere Vene eingespritzt wird. Maria B.: „Zwei Tage lang fühlt man sich danach noch lädiert.“ Mit der intensiven Schmerztherapie im Krankenhaus gehen Krankengymnastik, Lymphbehandlung und Ergotherapie einher.

    Doch dann kommt der „Clou“, wie ihn die Frau aus dem Raum Gerolzhofen nennt. Gemeint ist die besagte, nach sechs Monaten von ihrem Sachbearbeiter bei der zuständigen Berufsgenossenschaft angeordnete Belastungserprobung. Dies, wie erwähnt, obwohl ihr wegen Morbus Sudeck das Autofahren untersagt ist, sie nicht mehr als drei Kilo heben darf und pro Tag 60 Euro für die Taxifahrt für die Berufsgenossenschaft anfallen. Das Ergebnis ist bekannt. Es geht einfach nicht.

    Maria B. berichtet: „Nach zwei Tagen wurde abgebrochen, weil es nichts brachte.“ In einem leichten Anfall von Sarkasmus sagt sie: „Offenbar sind wir Pflegekräfte so unersetzlich, dass wir mit aller Gewalt fit gemacht werden sollen und dazu im Krankenstand mit dem Taxi zur Arbeit gefahren werden.“

    Durch die Behandlung ist der Unterarm inzwischen besser geworden. Die langwierige Therapie schlägt an. Maria B. ist es aber nach bald einem Jahr immer noch nicht möglich, eine Faust zu machen oder die Hand durchzustrecken.

    Im August wurde Maria B. in einem Krankenhaus der Berufsgenossenschaft in Hessen erneut untersucht, um aufgrund des Ergebnisses über ihre Weiterbehandlung zu entscheiden. Ein Ergebnis war die Durchführung einer dreiwöchigen stationären sogenannten multimodalen Schmerztherapie.

    Zwischenzeitlich wurde Maria B. im September von der Berufsgenossenschaft ein neuer sogenannter Berufshelfer als Betreuer zur Seite gestellt und eine ambulante Psychotherapie aufgrund der Schmerzsymptomatik befürwortet.

    Noch kein Ende in Sicht

    Kürzlich weilte sie für drei Tage zu einer erneuten Untersuchung und Diagnosestellung in einer Klinik in Thüringen. Dort hat sie soeben die erwähnte dreiwöchige interdisziplinäre Schmerztherapie angetreten. Im Frühjahr ist dann die nächste Belastungserprobung geplant.

    Aktuell ist aus medizinischen Gründen die Fahrtüchtigkeit der Frau weiter eingeschränkt, weshalb sie von ihrem Mann gefahren wird.

    Sie betont: „Ich werde nach wie vor durch die Mühle gedreht von einer Therapie und einer Untersuchung zur anderen.“ Man darf gespannt sein, wie lange das zermürbende Prozedere noch anhält.

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