Wenn Rentiere, Nikoläuse und mehrere Knechte Ruprecht fröhlich zusammen Jägerschnitzel essen, in Wipfeld bei Hildegard Gais, ist klar: Es ist wieder Spendenübergabe für die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg.
Seit über 30 Jahren dirigiert Hildegard Gais mit Hingabe und Effizienz den Einsatz der Wipfelder Nikoläuse. Dreierteams, bestehend aus Nikolaus, Knecht Ruprecht und dem Rentier, dem Fahrer, schickt sie in der Vorweihnachtszeit zu Familien, zu Firmen, zu Vereinen, in Heime. Kurz: dahin, wo ein Nikolaus und ein Knecht Ruprecht dringend gebraucht werden. Der Einsatz ist ehrenamtlich, den Sprit zahlen die Teams selber. Der Lohn: Was gespendet wird, geht an die Elterninitiative. Und zur Spendenübergabe lädt Hildegard Gais zum Essen ein und serviert ihre legendären Jägerschnitzel.

123.300 Euro sind bisher zusammengekommen. Eine beeindruckende Summe findet das Nikolaus-Team und Heidrun Grauer von der Elterninitiative. "Es ist toll, was ihr macht", freut sie sich. "Die Treue, die ihr uns haltet, berührt mich sehr." Auch Hildegard Gais ist stolz auf ihre Truppe. Fünf Teams hat sie heuer losgeschickt.
Nachwuchssorgen gibt es keine. Neue Mitglieder sind dazugekommen zu den Wipfelder Nikoläusen. "Ich muss euch mal loben", sagt die Mutter der Nikolausaktion. Sie ist über 70, drei Jahre will sie auf jeden Fall noch weitermachen, sagt sie. "So lange du das machst, bin ich dabei", meldet sich ein lang gedienter Nikolaus zu Wort.
Alle Jahre wieder ist die Stimmung ausgelassen und auch nachdenklich, wenn Heidrun Grauer erzählt, wie die Spenden eingesetzt werden, wie die Elterninitiative Kinder unterstützt, die auf der Station Regenbogen in Würzburg behandelt werden. Auch die Familien, die Geschwister werden mit einbezogen. 800.000 Euro braucht die Initiative im Jahr, um unter anderem Sporttherapie, den Einsatz ambulant arbeitender Schwestern, ein Nachsorge-Team, Erzieher zu finanzieren. Dank der Initiative gibt es auch eine Elternküche auf der Station.

Durch die Chemotherapie verändere sich oft das Geschmacksempfinden, der Appetit. Mit den Kindern gemeinsam etwas zu kochen, was sie gerne haben, trage auch zum Wohlfühlen bei. Darüber hinaus gibt es mehrere Eltern-Wohnungen in Kliniknähe. Es sei für die Eltern angenehmer und erholsamer, in einer Wohnung und nicht in einem Hotel zu wohnen.
Für die Kinder und auch für ihre Eltern werde die Klinik für längere Zeit ein Zuhause. "Wir wollen es positiv gestalten", sagt Grauer. Sie engagiert sich auch regelmäßig in einem Elterncafé auf der Station. 80 Prozent der Kinder, die wegen Tumoren oder Leukämie in die Klinik kommen, überleben die Erkrankung.
Michael Halbig, Nikolaus der ersten Stunde, erinnert sich daran, dass am Anfang die Heilungschancen für die Kinder weitaus geringer waren. Den Kindern und ihren Familien mit der Nikolaus-Aktion helfen zu können, bedeutet allen hier am Tisch viel. Denn alle Angebote, alle Hilfen, von denen Heidrun Grauer erzählt, sind nur möglich, weil Menschen spenden.

Wer sich schon mal Gedanken über einen Nikolausbesuch in der Familie oder bei einer Firmenfeier macht und die Truppe buchen möchte: Hildegard Gais nimmt Wünsche entgegen unter Tel.: (09384) 505. In der Region, bis Würzburg, Main-Spessart, Richtung Bad Kissingen ist die Truppe unterwegs.
Was Gais und den Teams wichtig ist: Sie wollen die Kinder, die sie besuchen, auch loben. "Bitte auch gute Taten mit aufschreiben", gibt Hildegard Gais den Eltern mit auf den Weg, wenn diese ihre Zettel für den Nikolaus vorbereiten. "Nur in Druckbuchstaben und nicht zu klein geschrieben sollen die sein", fügt sie hinzu, damit die Weihnachtsmänner sie auch noch im Wohnzimmer-Dämmerlicht ablesen können.