Ein langer Raum im ersten Stock der Schweinfurter Kunsthalle. Links und rechts hängen Bilder und Fotos an den Wänden. Im Gang stehen Skulpturen, Güsse und Architekturmodelle. Aus dem Klassenzimmer in die Kunstwelt. Der Kunstverein Schweinfurt zeigt mit der Ausstellung "Moment Mal: Kunst am Celtis" die Werke von Schülerinnen und Schüler des Celtis-Gymnasiums aus den vergangenen Jahren.
Das Celtis habe ein besonders ambitioniertes Kunstprogramm, lobte Kunstvereinsvorstand Karl-Heinz Körblein bei der Eröffnung. Das künstlerische Talent "steht und fällt mit dem Engagement der Lehrkräfte". Die Kunsthalle arbeite schon seit Jahren mit dem Celtis zusammen, was die Bedeutung der Künste an der Schule betone.

"Es wurde gesprüht, gespritzt, gespachtelt, gerakelt und gegossen", sagte der für die Auswahl der Werke verantwortliche Kunstlehrer Johannes Hock. Mit Zeichnung, Malerei, Skulptur und Architektur zählte er auch die Vielfalt der Arbeiten der Schülerinnen und Schüler auf. Die Ausstellung sei für ihn "eine Hommage an den Kunstunterricht".
Begeisterung für die Kunst mit dem Unterricht geweckt
Von dem schwärmen nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch die Schülerinnen und Schüler, die ihre Kunst in der Kunsthalle zeigen. "Ich hatte vorher nie etwas mit Kunst am Hut", sagt etwa Jessica Junkersdorf. Die heute 26-Jährige, die 2015 Abitur am Celtis gemacht hat, ist erst durch das Engagement der Lehrkräfte zur kreativen Arbeit gekommen. "Das war total erfrischend zwischen dem Schulalltag."

Ihr ausgestelltes Werk zeigt zwei Schwarz-Weiß-Fotografien aus den Hackeschen Höfen in Berlin. Kontraste und Konflikte der Städte hätten sie damals inspiriert. Dafür seien die Höfe perfekt gewesen. Außen die grundsanierte Hochglanzfassade, im Inneren die letzten Überbleibsel der kreativen Szene Berlins.
Einfluss über die Schulzeit am Celtis-Gymnasium hinaus
Auch nach der Schulzeit hätte sie weiter Kunst machen wollen, ihr habe aber neben dem Studium die Inspiration gefehlt. Erst kürzlich habe sie wieder zu malen begonnen, sagt sie, als kreativer Ausgleich zum Bürojob. Dass ihre Bilder jetzt hier ausgestellt werden, habe sie erst vor Ort erfahren. Die Einladung von "Herrn Hock" habe sie aber sehr gefreut.

Der zeigte sich begeistert, seine früheren Schülerinnen und Schüler bei der Ausstellungseröffnung wieder zusehen und zu verfolgen, welchen Einfluss der Kunstunterricht auf ihr weiteres Leben genommen hat: "Einige meiner Ehemaligen sind in die bildende Kunst gegangen, andere sind selbst Kunstlehrer geworden."
Von der Kunstschülerin zur Kunstlehrerin
Zu denen gehört Sandra Ehinger. Die 22-Jährige hat 2018 Abi am Celtis gemacht und ist heute Grundschullehrerin – mit Kunst als Didaktikfach. Auch malen würde sie heute noch, sagt sie. Ihr ausgestelltes Bild sei im Zuge ihres W-Seminars Kunst entstanden. Ihr Thema sei damals der Expressionismus gewesen.

Zu Beginn der Seminarzeit habe sie noch viel ausprobiert, auch in Partnerarbeit. Später dann, wie auf dem ausgestellten Bild, mit Acrylfarbe für einen starken Ausdruck gemalt. Heute sei sie rückblickend sehr froh, das Seminar damals gewählt zu haben. Auch nach der Schule habe sie noch viel Zeit fürs Malen verwendet.
Warum die Ausstellung nicht nur für ehemalige Celtis-Schüler interessant ist
Die Ausstellung lädt dazu ein, die Arbeit von Schülerinnen und Schülern aus dem Schulunterricht zu holen und als Kunst ernst zu nehmen. Ohne die für Ausstellungen typischen Texttafeln spricht die Kunst für sich und wird der Interpretation der Betrachtenden überlassen.

Getreu dem "unprätentiösen Appell Moment Mal", wie Schulleiterin Birgit Weiß sagte, ermuntert die Ausstellung nebenbei dazu, sich daran zu erinnern, was man selbst damals so im Kunstunterricht veranstaltet hat. Spätestens das macht die Ausstellung nicht nur für ehemaligen Celtis-Schüler zu einem spannenden Erlebnis.
Die Ausstellung "Moment Mal: Kunst am Celtis" ist noch bis zum 1. Februar im Kunstsalong in der Kunsthalle zu besuchen.