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Schweinfurt: Erneut Streit um Schweinfurts Tauben: Fütterungsverbot bleibt

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Erneut Streit um Schweinfurts Tauben: Fütterungsverbot bleibt

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    Finden die Stadttauben in Schweinfurt während der Corona-Pandemie genug Futter auf den Straßen, wenn die Gastronomie nur eingeschränkt offen ist und die Besucherfrequenz deutlich niedriger als sonst?
    Finden die Stadttauben in Schweinfurt während der Corona-Pandemie genug Futter auf den Straßen, wenn die Gastronomie nur eingeschränkt offen ist und die Besucherfrequenz deutlich niedriger als sonst? Foto: Katja Beringer

    Die Frage, ob die Schweinfurter Stadttauben im Winter und wegen der Corona-Pandemie in der Stadt zu wenig Futter finden und deshalb bis zur Aufstellung von Taubenschlägen weiter durch die Stadttaubenhilfe gefüttert werden müssen, wird nach wie vor emotional im Stadtrat diskutiert. Auch bei der Jahresschlusssitzung gab es deswegen wieder Streit.

    Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) hatte erneut ihren Antrag gestellt, die Tauben bis zum Bau der benötigten drei bis vier Taubenschläge zu füttern. Umweltreferent Jan von Lackum lehnt das ab. Es habe massive Beschwerden der Anwohner am Martin-Luther-Platz gegeben, wo die offizielle Fütterungsstelle war und bis vor Weihnachten ein Weihnachtsbaumverkauf. Außerdem hätte sich die Stadttaubenhilfe nicht an Abmachungen gehalten, was diese aber bestreitet.

    Da der städtische Veterinär darüber hinaus erklärte, die Tauben müssten nicht gefüttert werden, weil sie in der Lage seien sich außerhalb der Stadt auf Feldern und in der Flur Futter zu suchen, halte die Verwaltung an dem seit 1997 bestehenden Fütterungsverbot fest. Bis spätestens Sommer 2022 hatte von Lackum konkrete Vorschläge für Standorte von Taubenschlägen versprochen.

    Ulrike Schneider appellierte an ihre Kollegen, die Ausnahme vom Fütterungsverbot im Winter nicht aufzuheben. Sie listete auch die Tätigkeiten der ehrenamtlich tätigen Stadttaubenhilfe detailliert auf und wies die Vorwürfe der Verwaltung zurück. Es sei schon fast "verleumderisch", wie mit den Ehrenamtlichen umgegangen werde.

    Einen Taubenschlag ähnlich diesem in Würzburg will Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Labus auf eigene Rechnung bauen lassen und stellt ihn der Stadt Schweinfurt zur Verfügung. Diese müsse nur einen Standort nennen.
    Einen Taubenschlag ähnlich diesem in Würzburg will Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Labus auf eigene Rechnung bauen lassen und stellt ihn der Stadt Schweinfurt zur Verfügung. Diese müsse nur einen Standort nennen. Foto: Patrick Wötzel

    Schneider zitierte auch zwei Tierärzte, darunter Dr. Michael Göde aus Schweinfurt, der von der Stadttaubenhilfe gerettete verletzte Tiere seit Jahren versorgt. Dieser rät "zu artgerechter Fütterung an mehr als einer Stelle in der Stadt." Eine andere zitierte Ärztin, nicht aus der Region, mahnte: "Im Winter den Tauben das Futter zu entziehen, bedeutet ihren Tod."

    Kritik gab es von Peter Hofmann (SPD), dass die Verwaltung seit über einem Jahr keine konkreten Vorschläge für Standorte von Taubenschlägen vorgelegt habe: "Das ärgert mich sehr." Hofmann plädierte als Kompromiss dafür, bis Mitte März zu füttern.

    "Sie reden bloß, bewegen Sie sich endlich."

    Freie Wähler-Fraktionsvorsitzender Stefan Labus gegenüber Umweltreferent Jan von Lackum.

    Deutliche Kritik an Umweltreferent Jan von Lackum gab es auch von den Freien Wählern. Fraktionsvorsitzender Stefan Labus warf ihm vor, das Thema Taubenschlag seit eineinhalb Jahren zu verzögern: "Sie reden bloß, bewegen Sie sich endlich." Er bot an, innerhalb von zwei Wochen durch einen Schreiner einen Taubenschlag gemäß dem Augsburger Modell bauen und von ihm und befreundeten Sponsoren bezahlen zu lassen. Die Verwaltung müsse nur einen Standort nennen. Auf den Vorschlag ging die Verwaltung allerdings nicht konkret ein.

    Ayfer Rethschulte (Grüne) hingegen ließ Bilder vom Martin-Luther-Platz zeigen und erklärte, ihr sei mitgeteilt worden, Kinder hätten wegen der Fütterung dort nicht an den Spielgeräten sein dürfen. Außerdem hätten ihr Experten die Meinung des Veterinäramtes bestätigt. Tote Tauben in der Stadt "habe ich noch keine entdeckt."

    "Ich gespannt, was Historiker über die Debatte in dieser Zeit einmal sagen werden."

    Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) über die Kritik an der Verwaltung bezüglich des Fütterungsverbotes anlässlich der Herausforderungen der Corona-Pandemie.

    Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) erklärte, Problem sei nicht der Bau des Taubenschlags, sondern der Standort und vor allem das Personal, das den Schlag betreuen soll. Er sei "gespannt, was Historiker über die Debatte in dieser Zeit einmal sagen werden."

    Der Verlauf der Diskussion sowie die Wortmeldungen von Ayfer Rethschulte und dem OB sorgten für heftige Vorwürfe von Ulrike Schneider: Hörbar zornig warf sie Sebastian Remelé vor, er "verschanze sich hinter seiner arroganten Haltung. Sie wollen Christ sein? Das sind Sie nicht." Nach diesem persönlichen Angriff, den der OB nicht kommentierte, wurde ein Antrag auf Ende der Debatte gestellt. Dieser ging durch, Schneider wurde unter Protest das Wort entzogen und abgestimmt. Mit 26:15 Stimmen wurde beschlossen, dass die Tauben nicht mehr gefüttert werden dürfen.

    Im Zusammenhang mit der Diskussion über die Stadttauben ist auch der spätere Eklat in der Sitzung zu sehen, als Jan von Lackum sagte, Beiträge in einer Telegram-Gruppe mit Verschwörungsmythen wegen der so genannten Spaziergänge sonntags in Schweinfurt zu lesen sei "ähnlich schmerzensgeldpflichtig wie so manche Stadtratssitzung." Nach Protest von Sinan Öztürk nahm der Umweltreferent diesen Vorwurf auf das komplette Gremium bezogen zurück, hielt ihn aber Einzelpersonen gegenüber aufrecht.

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