In das leidige Thema "Stadthalle" scheint nun Bewegung zu kommen. Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak sagte jetzt in einem Gespräch mit dieser Redaktion, das Stadtbauamt prüfe derzeit, wie man die derzeit gesperrte Halle mit relativ geringem finanziellen Aufwand "wieder zum Laufen bringen kann".
Im Haushaltsplan für 2019 der Stadt Gerolzhofen, der im Frühjahr verabschiedet worden ist, ist für die Stadthalle in diesem Jahr kein einziger Cent eingeplant. Auch für die Folgejahre bis 2022 haben Bürgermeister, Stadtrat und Kämmerer kein Geld für eine Sanierung eingeplant. Erst unter der Haushaltsspalte "spätere Jahre" ab 2023 ist - allerdings ohne eine rechtliche Bindung - ein Betrag von rund 1,55 Millionen Euro eingestellt.
Die Gründe dafür sich bekannt: Erstens fehlt es der Stadt am nötigen Kleingeld und zweitens steht noch die Grundsatzentscheidung aus, ob man – eventuell mit dem Neubau der Gebäude für die Grund- und Mittelschule – gleich auch eine moderne Multifunktionshalle errichten wird. Diese neue Halle würde es dann ermöglichen, dass in Gerolzhofen endlich wieder mal größere Veranstaltungen, Konzerte, Kabarett-Abende mit überregional bekannten Künstlern stattfinden könnten. Käme diese neue Halle tatsächlich zustande, wäre die in die Jahre gekommene Stadthalle dann überflüssig und eine teure, aufwändige Sanierung würde keinen Sinn machen. Das, was Bürgermeister Thorsten Wozniak jetzt vorhat, ist eine Art Zwischenlösung.
Seit zwei Jahren gesperrt
Der große Saal in der Stadthalle an der Dingolshäuser Straße ist bereits seit September 2017 für jegliche Nutzung gesperrt. Der Grund: fehlender Brandschutz. Bürgermeister Thorsten Wozniak ließ damals die Halle schließen, nachdem sich bei Gesprächen mit Verwaltung, Bauamt und Feuerwehr herausgestellt hatte, dass die Voraussetzungen für einen modernen Brandschutz nicht mehr zu erfüllen waren.
Das „Zusammenspiel aus Fluchtwegen, Rettungswegen, Brandschutz sowie die Be- und Entlüftung“ sei im jetzigen Zustand nicht länger tragbar, hatte der Bürgermeister damals berichtet. Es hatte sich auch herausgestellt, dass die heutige bauliche Situation in der Halle nicht mehr den einst vom Landratsamt genehmigten Plänen entspricht. Grund dafür sind nachträgliche, massive Einbauten, insbesondere in den Bereichen, die früher nur zum Abstellen der Turngeräte vorgesehen waren. Außerdem müsse in die veraltete Elektro-Installation der Halle investiert werden, hieß es damals.
Jetzt bauliche Möglichkeiten
Das italienische Restaurant „Picone's“ im Erdgeschoss und die Kegelbahn des Sportkegelklubs Steigerwald im Untergeschoss der Stadthalle waren von der Schließung der Veranstaltungshalle aber nicht betroffen. Dort lief und läuft der Betrieb weiter. Nachdem das "Picone's'" inzwischen aber geschlossen und in den Rewe-Markt Götzelmann umgezogen ist, ergeben sich laut Bürgermeister Thorsten Wozniak jetzt "bauliche Möglichkeiten", um die Halle möglicherweise ohne größeren finanziellen Aufwand zumindest wieder in eine begrenzte Nutzung zu bringen.
Das Problem ist klar: Die Halle wird gebraucht. Für größere Veranstaltungen gibt es in Gerolzhofen derzeit keine geeignete Räumlichkeit. Der Saal im Pfarrer-Hersam-Haus in der Salzstraße ist für städtische Empfänge – Stichwort Sportlerehrung oder Ehrenamtsempfang – letztlich zu klein. Und Parkplätze fehlen dort auch. Die Stadt behalf sich deshalb in der Vergangenheit, indem sie diese städtischen Großveranstaltungen auf zwei Tage aufteilte. Nun aber sieht Bürgermeister Wozniak die Chance, wenigstens einige Einzelveranstaltungen ("bis zu zehn im Jahr") wieder in der Stadthalle abhalten zu können.
Neue Fluchtwege
Nach dem Auszug von "Picone's" habe sich die neue Gerolzhöfer Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann, die unter anderem speziell im Brandschutz älterer Gebäude geschult sei, des Problems Stadthalle angenommen, berichtet Wozniak. "Frau Hoffmann hat gute Ideen." Jetzt gebe es die Möglichkeit, den Lager- und Küchenbereich der momentan leer stehenden Gastronomie umzuplanen und umzuorganisieren. "So ergeben sich neue Möglichkeiten für Fluchtwege."
Dazu nötig seien aber gewisse Umbauarbeiten, die einen "kleinen sechsstelligen Betrag" kosten. Wenn diese Umbauten umgesetzt würden, dann sei man optimistisch, dass in Absprache mit dem Landratsamt Schweinfurt wenigstens wieder Einzelveranstaltungen in der Halle stattfinden könnten. "Es muss uns aber auch klar sein, dass damit überhaupt nichts an der Technik und auch nichts an der Optik gemacht wird."
Nach der Sommerpause des Stadtrats will Bürgermeister Wozniak die Ideen der Stadtbaumeisterin und die Kostenschätzung dem Stadtrat vorstellen. "Die Grundsatzfrage ist dann: Ist es uns das Geld wert?" Der Bürgermeister ist aber optimistisch, dass man zu einer Lösung kommen wird.
Wenn es nach ihm geht, dann könnte der diesjährige Empfang für die ehrenamtlich Tätigen im Herbst oder Winter schon in der wiedereröffneten Stadthalle stattfinden.