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GEROLZHOFEN: Es staubt wie beim Dreschen

GEROLZHOFEN

Es staubt wie beim Dreschen

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    Ein Rübenacker zwischen Gerolzhofen und Dingolshausen, südlich des Lindenbrunnens: Die kleinen Zuckerrübchen sind im knochentrockenen Boden wie einbetoniert.
    Ein Rübenacker zwischen Gerolzhofen und Dingolshausen, südlich des Lindenbrunnens: Die kleinen Zuckerrübchen sind im knochentrockenen Boden wie einbetoniert. Foto: Foto: Klaus Vogt

    Es ruckelt und schaukelt in der Kabine des großen Zuckerrüben-Roders und das, obwohl Reinhard Böhm unter sich rund 30 Tonnen Maschine hat und im Rücken auch noch einmal rund 20 Tonnen Fracht. „In normalen Jahren merkst Du von solchen Bodenunebenheiten gar nichts“, sagt er. Denn da schluckt das rund 770 PS starke Ungetüm mit seinen sechs mannshohen und breiten Reifen an drei Achsen die kleinen Spurrillen oder Verwerfungen auf dem Rübenfeld spielend. Aber was heißt schon „normal“. . .

    In diesem Jahr ist nichts normal auf den Feldern der Region. Auch nicht auf den Zuckerrübenäckern. Durchs Fenster der Kabine deutet Rübenroder-Fahrer Böhm hinaus auf die Zuckerrüben: „Es ist alles wie ausgebrannt.“ Schon von weitem sind tiefe Risse im ausgetrockneten Boden zu sehen – überall dort, wo die Rüben mit welken Blättern kaum über die Größe eines Rettichs hinausgewachsen sind.

    Roden war nicht möglich

    Ende Oktober zogen die Rübenroder weithin sichtbare Staubfahnen hinter sich her, fast wie beim Dreschen. In einigen Bereichen, aufgrund fehlenden Regens und der besonderen Bodenbeschaffenheit, war ein Roden sogar gänzlich unmöglich. „Im Raum Oberschwarzach und Siegendorf mussten wir abbrechen“, berichtet Michael Mikus, Geschäftsführer beim Maschinenring Gerolzhofen, der den Einsatz der zwei großen Erntemaschinen der Zuckerrüben-Rodegemeinschaft steuert. „Es war so hart, dass der Roder dort nicht in den Boden reingekommen ist.“

    Dies stellte die Logistiker, die beim Maschinenring das fein aufeinander abgestimmte Zusammenspiel der zwei Roder der Gerolzhöfer Rodegemeinschaft mit den Lademäusen und den Lastwagen der Ladegemeinschaft LMZ Zeil Ost koordinieren, vor neue Probleme. Denn normalerweise geht das Roden genau nach Plan. Können wegen der extremen Trockenheit aber ganze Bereiche nicht geerntet werden, dann müssen die Roder und die ihnen folgenden Lademäuse quasi im Zickzack-Kurs durch die Region, immer zu den Feldern, wo das Roden und die Abfuhr gerade noch möglich ist. Eine logistische Herausforderung.

    Hoher Verschleiß

    Der leichte Regen in der vergangenen Woche habe die Situation zwar etwas entspannt, berichtet Michael Mikus. Trotzdem würden die Rodekosten heuer deutlich höher liegen als sonst. Denn das trockene Erdreich verursache einen erheblichen Verschleiß an den Maschinen. Die Schare, die die Rüben aus dem Boden holen, wetzen sich schneller ab als sonst. Und auch bei den anderen Aggregaten in den Rodern gebe es vermehrt Reparaturen. Außerdem habe man zusätzliche Stäbe in die Roder eingebaut, damit die manchmal nur rettichgroßen Rübchen beim Ernten nicht verloren gehen. Gleiches gelte für die Lademäuse, wo man unter anderem die Walzen neu einstellen musste, damit auch kleinere Früchte noch gefördert und nicht zerdrückt werden.

    Seit 35 Jahren arbeitet Ernst Merz von der Rübenabteilung der Zuckerfabrik in Ochsenfurt schon in diesem Metier, „aber eine so intensive Trockenperiode habe ich noch nicht erlebt“ – nicht 1976, im so genannten Dürre-Jahr und auch nicht im Jahr 2003, als es auch extrem trocken und heiß gewesen war. Bis in eine Tiefe von 50 Zentimetern ist an manchen Stellen kein Wasser mehr vorhanden.

    „Bedenkliche Situation“

    Selbst wenn es dann regnet, binde erst einmal der Boden das Wasser. Die Pflanzen könnten davon kaum profitieren. Für Merz ist die Situation in diesem Jahr bedenklich. Allerdings: Die Situation sei nicht überall gleich. Auf besseren Böden, wo die Rüben länger durchgehalten haben, könne noch mit einer „leicht unterdurchschnittlichen Ernte“ gerechnet werden, sagt Ernst Merz.

    Die Ernte im Raum Gerolzhofen fällt aufgrund der extremen Trockenheit denn auch enttäuschend aus. Allerdings gebe es sehr starke Ertragsschwankungen von Ort zu Ort, sagt Michael Mikus vom Maschinenring Gerolzhofen. „Man sieht dann schon, wo es etwas mehr geregnet hatte.“ Im Durchschnitt komme man heuer nur auf einen Ertrag von rund 500 Doppelzentner pro Hektar, sprich 50 Tonnen. Wobei es auch Bereiche gibt, wo wegen fehlendem Regen noch deutlich weniger geerntet werden kann. Zum Vergleich: In einem normalen Rübenjahr liegt der Ertrag zwischen 60 und 65 Tonnen. Im vergangenen Jahr, das wegen der idealen Witterung als ein tolles Rübenjahr galt, holten die Roder in der Region Gerolzhofen sogar eine durchschnittliche Menge von 86,7 Tonnen Rüben pro Hektar vom Acker.

    Hoher Zuckergehalt

    Ein wenig ausgeglichen wird der geringere Ertrag durch den überdurchschnittlich hohen Zuckergehalt der Rüben: Der liege im Raum Gerolzhofen derzeit bei rund 21 Prozent, sagt Michael Mikus. In normalen Jahren sei der Wert bei rund 18 Prozent, ergänzt Ernst Merz. Der hohe Zuckergehalt gleiche die fehlende Menge zwar ein wenig aus, aber man sei trotzdem weit entfernt von einem normalen Erlös, so Merz. Positiv ist zumindest, dass die Rüben in diesem Jahr wegen der Trockenheit kaum Erdanhang haben: Der liegt bei rund zwei bis drei Prozent, in normalen Jahren ist dieser Wert bei etwa sechs Prozent. Der durchgetrocknete Boden sorgt dafür, dass beim Roden kaum noch Erde mit auf dem Rübenhaufen landet.

    Fabrik braucht länger

    Obwohl in diesem Jahr deutlich weniger geerntet wird als normalerweise, wird sich die Abfuhr-Kampagne nicht verkürzen, sondern wieder bis ins kommende Jahr hineinreichen. „Es wird wohl bis zum 4. oder 5. Januar dauern“, schätzt Michael Mikus. Wegen der geringeren Rübenmenge könne die Ladegemeinschaft LMZ diesmal zwar alle Rüben nach Ochsenfurt fahren und müsse nicht – wie sonst üblich – auch auf benachbarte Südzucker-Werke wie in Zeitz ausweichen. Allerdings benötige die Verarbeitung der Rüben in der Ochsenfurter Fabrik wegen des hohen Zuckergehalts diesmal mehr Zeit als sonst.

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