Im Naturschutzgebiet "Garstadter Holz" wird seit Montag mit schwerem Gerät gearbeitet. Gefällt werden Eschen. Möglich geworden sind diese notwendigen Arbeiten durch den in dieser Woche herrschenden Frost.
Seit etwa 16 Jahren leiden die Eschen unter dem Eschentriebsterben, einer Pilzkrankheit, die sich mittlerweile in ganz Europa ausgebreitet hat. Die Bäume werden von einem Pilz namens Hallimasch, der die Wurzeln schädigt, befallen. Stark betroffen davon ist das Garstadter Holz, eines der letzten größeren Auwaldreste am Mittellauf des Maines und ein naturschutzfachliches Kleinod. Hier handele sich um einen strukturreichen ehemaligen Mittelwald, der allerdings zu 75 Prozent aus Eschen besteht, informierte Forstamtmann Bernhard Müller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).
Die Eschen seien mittlerweile derart geschwächt, dass sie schon im noch belaubten Zustand umfallen und Arbeitskräfte und frühere Pflanzungen gefährden. Sie müssten daher aus Gründen der Arbeits- und Verkehrssicherheit und zum Erhalt der Baumartenvielfalt entnommen werden. Im Gegensatz zu früher werde das aber aufgrund der mittlerweile fortgeschrittenen Schäden an den Eschen zu größeren Bestandslücken und Aufforstungsflächen als bisher führen, erklärte Müller.
Aus Gründen der Arbeitssicherheit würden die nötigen Baumfällungen mit einem Vollernter ausgeführt. Diese Maschine bewege sich zum Schutz des Bodens ausschließlich auf Rückegassen, so der Förster. Deren Abstand betrage 40 Meter. Die übrige Fläche, das sind 90 Prozent, werde nicht befahren. Auf zehn Prozent der Fläche würden die unvermeidbaren Bodenverdichtungen konzentriert und zu Gunsten des Arbeits- und Naturschutzes in Kauf genommen. Zum Schutz der Gassen müssten die Arbeiten daher spätestens ab einer Spurtiefe von zehn Zentimeter eingestellt werden.
Den Vollerntereinsatz im Naturschutzgebiet Garstadter Holz begrüßte Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner. Dies diene dem Arbeitsschutz und sei das zurzeit beste Arbeitsverfahren dafür.
An vielen Stellen könne man beobachten, so Forstamtmann Müller, dass sich ohne menschliches Handeln die Brennnesseln und die gewöhnliche Traubenkirsche sehr schnell ausbreiten. Die nur an wenigen Stellen stattfindende Naturverjüngung könne sich ohne Zaunschutz vor dem Rehwild nicht entwickeln. Die zur Erhöhung der Baumartenvielfalt gepflanzte Eichen- und Ulmengruppen würden von den umfallenden Eschen stark in Mitleidenschaft gezogen, so der Förster.
Das Ziel des Naturschutzgebietes – der Erhalt der ehemaligen Auwaldvielfalt – sei mit Prozessschutz nicht zu erreichen. Die Vielfalt und die Bestandsstabilität würden abnehmen. Es werde nicht das gesamte Holz entnommen, sondern weiterhin Totholz angereichert. Wo es geht, würden Hochstümpfe stehen gelassen. An noch vitaleren, dunkleren Stellen des Altbestands, an denen vorerst nicht gepflanzt wird, würden die Kronen belassen. In den Bereichen, in denen die notwendigen Mischbaumarten gepflanzt werden, würden die Gipfel komplett entnommen.
Seit August 1982 sei das "Garstadter Holz" Schutzgebiet, so Philipp Keller vom Umweltamt des Landratsamts. Im Oktober 2023 habe es einen Ortstermin mit dem AELF, der Gemeinde, der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde gegeben. Aufgrund des Schadensbildes an den Eschen sei großflächiges Handeln notwendig erschienen. Bei einem weiteren Ortstermin im vergangenen November seien die konkreten Maßnahmen vorgestellt worden. Nach den zwingend notwendigen forstlichen Arbeiten werde das Schutzgebiet nicht mehr so aussehen wie vorher. "Wir gehen davon aus, dass sich der naturnahe wertvolle Auwaldbestand in den nächsten Jahren wieder erholen kann", betonte Keller.
