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Gerolzhofen: Forstbetrieb: Buche ist kein Baum der Zukunft

Gerolzhofen

Forstbetrieb: Buche ist kein Baum der Zukunft

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    Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner zeigt am Steigerwaldzentrum Handthal, dass auch in ungenutzten Trittsteinflächen des Staatswalds Bäume sterben.
    Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner zeigt am Steigerwaldzentrum Handthal, dass auch in ungenutzten Trittsteinflächen des Staatswalds Bäume sterben. Foto: Norbert Vollmann

    Zu den Aussagen in der Pressemitteilung von Bund Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Freundeskreis Nationalpark Steigerwald  (online seit 21. August 2019) nimmt jetzt der staatliche Forstbetrieb Ebrach Stellung.

    Aussage der Kritiker am Staatsforstbetrieb: „Die Buche ist in Europa heimisch und krisenerprobt, sie gilt im Klimawandel auf vielen Standorten – auch im Steigerwald – als Baumart der Zukunft“

    Dazu der Forstbetrieb Ebrach: Alle Klimaexperten prognostizieren für den fränkischen Raum eine weitere Zunahme der Temperaturen und einen Rückgang der Niederschlagsmengen in der Vegetationszeit. Schon bisher hat die Buche auf den tonigen Keuperböden Probleme mit der Durchwurzelung und unter Wassermangel gelitten. Die Buche kann oft nur ein flaches Wurzelwerk ausbilden, was die häufigen Windwürfe zeigen.

    Neu ist, dass die Buche auch auf den Sandsteinbänken des Schilf-, Blasen- und Coburger Bausandsteins Probleme mit der Wasserversorgung hat. Deshalb hat die Argumentation, die Buche sei heimisch, allenfalls eine Aussagekraft für die Vergangenheit, nicht jedoch für künftige Situationen. Von einer „Baumart der Zukunft“ zu sprechen, wird schon jetzt von der Realität überholt.

    Aussage der Kritiker: „Naturwälder haben ein feuchteres, kühleres Waldinnenklima, weil die hohe Strukturvielfalt die Hitze abhält und das Kronendach nicht ständig durch Baumentnahmen aufgerissen wird“

    Dazu der Forstbetrieb Ebrach: Im Forstbetrieb sind bereits über 1000 Hektar als Naturwälder oder Naturwaldreservate ausgewiesen. Oft sind diese schon seit vielen Jahren nicht mehr genutzt. Unterstellt man gleiche Standortverhältnisse, so ist kein Unterschied zwischen den Naturwäldern und bewirtschafteten Wäldern erkennbar. Beispielsweise handelt es sich bei den massiven Absterbevorgängen, die vom Steigerwaldzentrum in Handthal aus am gegenüberliegenden Horizont zu erkennen sind, um Trittsteinflächen, in denen seit langem schon kein Holz mehr genutzt wurde. Wer sich mit Waldstrukturen in Urwäldern beschäftigt, weiß, dass großkronige Bäume die Regel sind und immer wieder Lücken entstehen, wenn ein solcher Baum umfällt. Genau das ist das Vorbild für die Laubwaldbewirtschaftung im Forstbetrieb Ebrach. Die in den 1970er Jahren im damaligen Forstamt Ebrach unter dessen Leiter Georg Sperber begonnene naturgemäße Waldbewirtschaftung hat sich an der Struktur von solchen Naturwäldern orientiert.

    Kritiker: „Naturwäldern kommt eine zentrale Rolle zu. Denn dort können ungestört Anpassungsprozesse ablaufen, die uns zeigen, welche Baumarten dem Klimawandel standhalten.“

    Dazu der Forstbetrieb Ebrach: Der Aussage kann zugestimmt werden. Allerdings genügen dazu die im Forstbetrieb Ebrach bereits ausgewiesenen 1200 Hektar Naturwaldflächen. Die angesprochenen Anpassungsvorgänge laufen im Übrigen auch in den bewirtschafteten Wäldern ab. Es gibt auf nahezu der gesamten Waldfläche Naturverjüngung. Diese unterliegt in derselben Weise einer Selektion wie sie in Naturwaldflächen abläuft.

    Die Bayerischen Staatsforsten arbeiten bereits seit langem nach dem „Vier-Baumarten-Prinzip“, was bedeutet, dass bei der Waldverjüngung mindestens vier Baumarten vorkommen müssen. Aktuell wird darüber nachgedacht, ob das "Vier-Baumarten-Prinzip“ nicht auf mehr Baumarten erweitert werden muss, um das Risiko zu mindern, sollten eine oder mehrere Baumarten künftig dem Klimawandel zum Opfer fallen.

    Kritiker: „Ein Blick in den Ebracher Forst zeigt, dass Buchenwälder bei intaktem Waldinnenklima Hitze und Trockenheit in der Regel besser überstehen.“

    Dazu der Forstbetrieb Ebrach: Mit Ausnahme der Naturwaldreservate und Trittsteinflächen sind alle Wälder im Ebracher Forst bewirtschaftet. Sie werden seit Jahrzehnten intensiv durchforstet. Teilflächen wurden bereits vor der Zeit der Bayerischen Staatsforsten großflächig im Stil der Naturgemäßen Waldbewirtschaftung (ANW) verjüngt. Es ist deshalb nicht nachvollziehbar, welche Waldorte der BUND Naturschutz mit seinem „Blick in den Ebracher Forst“ meint.

    Es wird überhaupt nicht angezweifelt, dass das Waldinnenklima wichtig ist. Genauso wichtig ist es jedoch, zu durchforsten, um die Vitalität der verbleibenden Bäume zu erhöhen. Wenn die Wälder zu dicht stehen, muss sich der Baum bei Trockenheit das wenige Wasser mit vielen Nachbarn teilen, so dass es möglicherweise für keinen reicht. In den vorsichtig durchforsteten Wäldern wird auch der Unter- und Zwischenstand gefördert, was wiederum für Windruhe sorgt, so dass sich die Feuchtigkeit besser hält.

    Kritiker: „Ein 'Waldumbau' ist in naturnahen Waldgebieten, wie im Nordsteigerwald, nicht nötig“

    Dazu der Forstbetrieb Ebrach: Die Wälder im Steigerwald auf großen Flächen sich selbst zu überlassen, ist kurzsichtig und angesichts der vorliegenden Informationen über das Fortschreiten der Klimaerwärmung verantwortungslos. Es gibt bereits jetzt genügend Hinweise darauf, dass die Baumartenverarmung, die in den ungenutzten Wäldern stattfindet, keine geeignete Vorkehrung für die sich verschärfende Klimasituation bildet.

    Selbstverständlich spielt beim Wald der Zukunft das Potential der bisherigen Baumarten eine wichtige Rolle. Buchen-Reinbestände sind jedoch keine Lösung. Es wird nötig sein, sich mit der Einbringung von Baumarten und Herkünften zu beschäftigen, die in Regionen wachsen, in denen heute schon ein Klima herrscht, auf welches wir uns in Zukunft auch einstellen müssen. Wälder im Steigerwald auf großer Fläche sich selbst zu überlassen, würde uns jeden Handlungsspielraum nehmen und die Leistungsfähigkeit der Wälder für künftige Generationen verringern.

    Abschließende Bemerkung des Forstbetriebs: Es wäre schön, wenn das Problem des Klimawandels so einfach zu lösen wäre, wie es die Pressemitteilung des Bund Naturschutz vermittlt. Kritik an der Waldbewirtschaftung könne dort berechtigt sein, wo noch Nadelbaummonokulturen vorkommen, überhöhte Wildbestände Mischwälder verhindern oder zu stark in die Waldbestände eingegriffen wird. Der Forstbetrieb Ebrach, der sehr stark auf den Gedanken der naturgemäßen Waldbewirtschaftung des früheren Forstamts Ebrach aufbaue, sei dafür jedoch ein denkbar ungeeignetes Objekt.

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