Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

Region Gerolzhofen: Glaube an Gott gibt Kraft, Zuversicht und Gelassenheit

Region Gerolzhofen

Glaube an Gott gibt Kraft, Zuversicht und Gelassenheit

    • |
    • |

    Einige Artikel, in denen Frauen und Männer die Gründe schildern, warum sie aus der Kirche ausgetreten sind, waren erschienen, da meldete sich Hans-Walter Schmalzbauer mit dem Angebot bei der Redaktion in Gerolzhofen, darüber zu berichten, warum er in der Kirche bleibe, und was die Kirche ihm bedeutete. Mit diesem Angebot traf er auf offene Ohren, denn es war schon beschlossene Sache, auch über die zu berichten, die - trotz all der Probleme, mit denen die Kirche aktuell zu kämpfen hat, weiter in der Kirche zu bleiben: weil der Glaube für sie Bedeutung hat, wichtig ist für ihr Leben.

    Hans-Walter Schmalzbauer, nach einem erfüllten Berufsleben als Verkaufsleiter für Nutz- und Personenfahrzeuge bei Mercedes Benz seit einem halben Jahr im Ruhestand, blickt zurück auf seine Kindheit: "In den Familien meiner Eltern und Großeltern war die Teilnahme am kirchlichen Leben elementarer Bestandteil des Familienlebens. Der sonntägliche Kirchgang, die Gebete zu den Mahlzeiten, der Rosenkranz, der immer samstags vor dem Gottesdienst und im Marienmonat Oktober gebetet wurde, all das gehörte zu den unhinterfragten Selbstverständlichkeiten im Tages- und Wochenablauf unserer Familie. Ich wurde schon früh von meiner Mutter und auch von meiner Oma mit in die Kirche genommen."

    Gottesdienste waren intensive Erlebnisse der Gemeinschaft

    Klar, dass Hans-Walter mit Begeisterung Ministrant war, und eine gute Beziehung zu Pfarrer und Kaplan hatte: beide begeisterten ihn für den Ministrantendienst. In eigenen Ministrantenstunden, die ein Katechet übernommen hatte, probten die Ministranten nicht nur für den Ablauf der Gottesdienste, sondern wurden auch umfassend über den Sinn der verschiedenen liturgischen Feiern informiert.

    Für Hans-Walter war es auch eine besondere Ehre, dass die Ministranten vorbeten durften, etwa bei Kreuzwegandachten. Der Katechet gab den Jugendlichen auch überzeugende Antworten auf ihre kritischen Fragen zum Glauben. "Diese Stunden waren mir eine große Hilfe, meinen Glauben vom "Kinderglauben" hin zu einer auch argumentativ begründeten Form des Glaubens hin zu entwickeln. Gerne erinnere ich mich an die Ministranten-Ausflüge, da ist eine echte Gemeinschaft entstanden, die gemeinsamen Gottesdienste waren für mich intensive Erlebnisse der Gemeinschaft der Kirche. Der Pfarrer verstand es, uns nahezubringen, dass der Glaube an Jesus weltweit Menschen miteinander verbindet."

    Ohne Zölibatsverpflichtung wäre Schmalzbauer gerne Priester geworden

    In der Pubertät war Hans-Walter mit seinen Großeltern, der Opa war auch Mitglied der Kirchenverwaltung seines Heimatortes, zu Besuch bei den Mallersdorfer Schwestern. Die Mallersdorfer Schwestern leben im Geist des Heiligen Franziskus und führen Kinderkrippen, wirken in Krankenhäusern, in der ambulanten Krankenpflege und in Altenheimen. Sie haben Niederlassungen in Deutschland, Rumänien und Südafrika.

    Das Miterleben des Gemeinschaftslebens der Schwestern, ihre Offenheit und ihr vielfältiger Einsatz für die Menschen begeisterte den Heranwachsenden, sodass er sogar daran dachte, Priester zu werden. "Wenn die Zölibatsverpflichtung nicht bestünde, hätte ich diesen Beruf gerne ergriffen", so Hans-Walter. "Meine Oma war sehr enttäuscht, als ich ihr mitteilte, dass ich von dem Ziel, Priester zu werden, wieder Abstand genommen habe."

    Es gab auch Enttäuschung und Kritik

    Dem Glauben blieb Hans-Walter Schmalzbauer jedoch immer verbunden. "ich hatte immer Kontakt zu Priestern, mit denen ich im regen Gespräch über Glaubensfragen war. So sind mir Pfarrer Stefan Mai und Pfarrer Günter Höfler wertvolle Gesprächspartner. Ein Satz von Pfarrer Mai: "Der Geist Gottes und die Botschaft Jesu sind entscheidend, nicht die Fehler der Institution" ist für mich richtungweisend."

    Es gab jedoch auch Situationen, die für Hans-Walter enttäuschend und kritisch waren: So besuchte er häufiger Seminare des Benediktinermönchs Anselm Bilgri, der zuletzt Prior im Kloster Andechs war, das Kloster verließ, aus dem Orden austrat und schließlich im Jahr 2020 zur altkatholischen Kirche übertrat. "Das war für mich eine große Enttäuschung, und hat mich kurzfristig an der Kirche zweifeln lassen. Ich habe aber einen anderen Pater kennengelernt, der mir auch zu einem wichtigen Gesprächspartner wurde."

    Enttäuschung bei der Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe

    Eine weitere Enttäuschung: Die Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe. Hans-Walter Schmalzbauer meldete sich und seine evangelische Frau am zuständigen Pfarramt in Schweinfurt zur Hochzeit an. Da bekam er die Auskunft, dass er und seine Frau zuerst das Eheseminar besuchen müssten, vorher spreche der Seelsorger nicht mit ihnen. "Ich war damals 33, bereits Führungskraft mit einer Personalverantwortung für  ca. 50 Mitarbeiter. Ich fand es eine Zumutung, mich erst mit Leuten, die meist zehn Jahre jünger waren, zu diesem Seminar zusammenfinden zu müssen bevor wir mit einen Seelsorger über unsere kirchliche Trauung sprechen können. Darüber hinaus war ich damals schon in der Kirche aktiv.

    Glücklicherweise gab es dann doch einen Pfarrer, der mit uns ein sehr persönliches intensives Traugespräch führte und uns dann das Sakrament der Ehe spendete."Für mich und meine Frau war dies ein guter Weg aus einer enttäuschenden und kränkenden Situation."

    Glaube wurde auch im beruflichen Leben sichtbar

    "Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wussten alle, dass mir der Glaube etwas bedeutet", antwortete Hans-Walter Schmalzbauer auf die Frage, ob und wie sein Glaube im beruflichen Leben sichtbar geworden sei. "Wenn Mitarbeiter zu ehren waren, oder ein Geschenk für einen runden Geburtstag anstand, habe ich gerne Bücher von Anselm Grün, wie "Menschen führen – Leben wecken" verschenkt. Manche schauten etwas skeptisch, aber wenn ich mit ihnen ins Gespräch gekommen sind, hat das für einige doch die Einsicht gebracht, dass die Regeln des Heiligen Benedikt als Orientierung für den beruflichen Alltag hilfreich sein können, dass man dadurch innere Ruhe und Gelassenheit finden kann."

    Enttäuschend war für ihn auch die Schulung für neu gewählte Mitglieder des Pfarrgemeinderats, an der er als neu gewählter Pfarrgemeinderat teilnahm: die Inhalte waren gut, auch gut vermittelt, aber dass auf die gemeinsame Eucharistiefeier am Morgen nicht hingewiesen wurde, hat ihm gefehlt. Er fand diese Schulung eher wie ein Training für Führungskräfte, der spirituelle Hintergrund war für ihn nicht spürbar. "Das war für mich fast ein Grund, alles hinzuschmeißen", so Schmalzbauer.

    Schmalzbauer will Leitung des Seniorenkreis übernehmen

    Das hat er aber nicht getan, denn er ist in seiner Kirchengemeinde St. Laurentius in Dingolshausen auch Mitglied der Kirchenverwaltung. In dieser Eigenschaft hat er die Verantwortung für die Durchführung des Hygienekonzepts bei den Gottesdiensten übernommen. Er plant, mit dem Kirchenpfleger Alois Kraft den Seniorenkreis zu leiten, wenn es die Pandemie wieder zulässt.

    Eine besondere Herausforderung kommt auf die beiden zu, vor allem wird es schwierig, wenn Diakon Günter Schöneich, der bisher den Seniorenkreis leitet, sich im Mai in den Ruhestand verabschiedet. Hans-Walter Schmalzbauer sieht es auch als seine Aufgabe an, die Jugend wieder für die Kirche zu gewinnen, auch wenn dies schwer ist. Er wünscht er sich, dass die Omas und Opas mit ihren Enkeln mehr darüber reden, was ihnen ihr Glaube bedeutet. Die Eltern bräuchten vielleicht mehr Anleitung, wie sie mit ihren Kindern über den Glauben reden können. Leider ist es Fakt, dass nach der Erstkommunion der Großteil der Eltern – und mit ihnen auch die Kinder – sich von der Kirche innerlich verabschieden. Pfarrer Mai und Pfarrer Höfler verstehen es, die Kinder anzusprechen. Sie tragen viel dazu bei, ihnen den Glauben nahezubringen.

    Frauen sind nicht nur da um die Kirche zu putzen

    Ein wichtiger Vollzug seines Glaubens ist ihm auch die Wallfahrt der Pfarrei St. Laurentius nach Burgwindheim. Es freut ihn, dass an dieser Wallfahrt auch Frauen und Männer teilnehmen, die nicht regelmäßige Kirchgänger sind. In tiefer Erinnerung ist sind  ihm auch die Soldatenwallfahrten nach Vierzehnheiligen, an denen er in seiner Bundeswehr- und Reservistenzeit teilnahm. "Nach der Pandemie bin ich wieder mit dabei " blickt Schmalzbauer zuversichtlich voraus.

    Mit welchen Gedanken schaut Hans-Werner Schmalzbauer auf den weiteren Weg der Kirche durch die Zeit ? "Das kirchliche Establishment sollte erkennen, dass die Frauen nicht nur da sind, um die Kirche zu putzen und die Kirchengewänder zu pflegen. Die Aktion 2.0 des Frauenbundes müsste mehr Anerkennung finden,  Frauen müssten mehr auch auf Entscheidungsebenen der Kirche beteiligt werden. Wenn Frauen Priester werden würden - da täte ich mir schwer."

    Keine Einsparung im Bereich der Kunst

    Problematisch sehe sieht Hans-Werner Schmalzbauer auch, dass die Schließung von Tagungshäusern beschlossene Sache ist, aber über Einsparungen im Bereich Kunst nichts zu hören ist ."Ich habe in der katholischen Kirche meine Heimat gefunden. Der Glaube an Gott gibt mir Kraft, Zuversicht und Gelassenheit, auch in schwierigen Situationen des Lebens. Ich weiß mich geborgen in Gottes Hand"- so fasst Hans-Werner Schmalzbauer in einem Satz zusammen, warum er weiter Glied der katholischen Kirche bleiben wird.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden