Dolce vita ist doch was Schönes, genau das, was wir uns jetzt gerade im Moment mitten im Dauer-Lockdown wegen dieser furchtbar tristen Pandemie wünschen. Schön gepflegt im Sommer am Gardasee an der Strandpromenade flanieren oder in Florenz die Kunstschätze anschauen. Und wenn uns heiß ist und wir durstig sind, dann gehen wir einfach ein paar Schritte und schon sehen wir einen Trinkbrunnen, aus dem das kühle italienische Nass sprudelt und nicht nur uns Teutonen erfrischt.
Etwas weltmännischer daher zu kommen ist ja schon immer der große Traum Schweinfurts, aber nicht so düster industriell, sondern natürlich locker flockig italienisch. Also wollte auch Schweinfurt einen Trinkbrunnen, jedenfalls wenn es nach Grünen und CSU geht.
Möglicherweise hat sich die Verwaltung, oder wer auch immer für den Trinkbrunnen zuständig war, das falsche Beispiel aus unserer für Italien auserkorenen Klischee-Kiste genommen. Denn den Teilnehmern der Haushaltsberatungen im vergangenen November, noch vor dem Lockdown, dürfte durchaus noch erinnerlich sein, dass damals die Verwaltung vor allem von der CSU geschimpft wurde.

Und zwar wegen des zum damaligen Zeitpunkt immer noch nicht gebauten Brunnens vor dem Rathaus. Die CSU-Rätin Stefanie Stockinger-von Lackum war zu Recht verwundert, wurde ihr 2018 gestellter Antrag doch so behandelt wie sonst nur die von Ulrike Schneider oder anderen nicht ganz so beliebten Räten: Er wurde auf die ganz lange Bank geschoben.
Über zwei Jahre tat sich nichts in Sachen Trinkbrunnen, da half selbst der von Reginhard von Hirschhausen eingebrachte Grünen-Flankierungsantrag nichts, denn er wollte gleich noch drei weitere stationäre Trinkbrunnen am Schillerplatz, vor der Kunsthalle und am Schelmsrasen bauen – Entnahmestellen für Trinkwasser, was auch immer das auf Italienisch heißt.
Erstmal den einen Trinkbrunnen testen
Auf jeden Fall wollte der OB erstmal die ursprüngliche "Fontanella" aufstellen und testen, ob das überhaupt jemand nutzt – gerade während einer Pandemie, in der man bekanntlich auf Hygiene achten muss, ein wichtiges Thema. Wobei natürlich die meisten Menschen sich einfach ihre mitgebrachte Flasche mit Wasser füllen.
Um es auszuprobieren, muss es natürlich überhaupt erst mal aufgestellt sein. Das 15 000 Euro teure deutsche Qualitätsprodukt sollte laut Finanzreferentin Anna Barbara Keck noch in der Woche nach den Haushaltsberatungen stehen. Doch dann kam wahrscheinlich wieder Corona dazwischen, später ein nasser, dann ein eisiger Winter – monatelang ragten nur die Leitungen aus dem Boden, erst in diesem Jahr nun ist das Werk fertig.
Was heißt fertig? Im dritten Jahr nach CSU-Antragstellung steht "Fontanella di Maiale Guado", der Trinkbrunnen aus Schweinfurt, ein wenig einsam an der Rathaus-Ecke vor dem Sparkassen-Automat am Treppenaufgang in den Rathaus-Innenhof und wartet darauf, dass er zum einen angeschaltet wird, zum anderen überhaupt mal wieder Menschen in der Innenstadt sind. Sprudelndes leckeres Schweinfurter Nass gibt's nach wie vor nicht, eine pompöse Eröffnung auch nicht, nicht mal eine schnöde Pressemitteilung. Träumen wir halt weiter von dolce vita im Original.