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Schweinfurt: Glosse Zeug gibt's: Diskjockey Remelé und der Live-Stream

Schweinfurt

Glosse Zeug gibt's: Diskjockey Remelé und der Live-Stream

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    Der erste offizielle Live-Stream einer Stadtratssitzung aus der Schweinfurter Stadthalle beinhaltete auch, dass sich Ratsmitglieder online zuschalten konnten.
    Der erste offizielle Live-Stream einer Stadtratssitzung aus der Schweinfurter Stadthalle beinhaltete auch, dass sich Ratsmitglieder online zuschalten konnten. Foto: Oliver Schikora

    So, jetzt ist also auch der Schweinfurter Stadtrat im 21. Jahrhundert angekommen und streamt seine Sitzungen ganz offiziell live ins weltweite Netz. Jeder, egal ob in Timbuktu, im australischen Busch, im eiskalten Grönland oder am Bergl kann als an Schweinfurter Stadtpolitik Interessierter sich jetzt mindestens einmal monatlich gemütlich zu Hause vor den Computer setzen und Stadtrats-TV schauen.

    Geboten bekommt man da für gewöhnlich eine ganze Menge, zumindest wenn man auf Streit, langwierige Debatten, spitze Bemerkungen und den einen oder anderen überraschenden Aufreger steht. Je nachdem, ob man nun Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und seiner Verwaltung, der schwarz-grünen Koalition oder den Oppositionsparteien nahe steht, wird man sich mehr oder weniger stark aufregen.

    Wenigstens kann man lautstark lospoltern daheim auf der Couch, denn für die eh schon seltenen Besucher der Ratssitzungen gilt, dass sie sich nicht äußern dürfen. Vielleicht aber, so mal als Fazit der jüngsten Stadtratssitzung und dem Streit um das Gebäude 210 als ukrainische Flüchtlingsunterkunft in Ledward, ist es ganz gut, dass die Sitzungen nur live auf Youtube zu sehen sind und nicht als Video zum Abrufen auf der städtischen Homepage. Denn es reicht vollauf, die Streitereien einmal zu erleben.

    Zur Ablenkung von all dem Unbill aber mühten sich der Oberbürgermeister als selbst ernannter "Diskjockey" auf der Verwaltungsbank und seine Stellvertreterin Sorya Lippert (CSU) mehr als redlich, das Publikum zu unterhalten. Sebastian Remelé musste nämlich nicht nur die Übersicht über die Fragesteller im Saal und deren Abstimmungsverhalten behalten, sondern auch über die zwei online Zugeschalteten. Die CSU-Stadträtinnen Theresa Schefbeck und Sorya Lippert nutzten die ebenfalls neue Möglichkeit, einer Sitzung online beizuwohnen und nicht extra in den Sitzungssaal zu kommen.

    Was im übrigen laut Gemeindeordnung ungeahnte Möglichkeiten bietet: Der Einzige, der grundsätzlich vor Ort sein muss, ist der Oberbürgermeister. Alle anderen dürften es sich zu Hause gemütlich machen und sich zuschalten. Sie würden dann den Diskjockey vor leerem Saal sehen. Und er hätte noch nicht mal einen der berühmten Tanzfläche-Leeren-Songs gespielt.

    Die Stadtverwaltung verschickte im Vorfeld der ersten super-duper-Online-Live-Sitzung einen Leitfaden an alle Ratsmitglieder. Wir wissen nicht, ob da auch eine Netiquette erklärt wurde, Sorya Lippert würde es wohl helfen. Ihre Autofahrt zu Beginn der Stadtratssitzung, das Aussteigen in der Tiefgarage und das Ankommen im heimischen Wohnzimmer (inklusive minutenlanger Videoabwesenheit) waren ebenso sehenswert wie ihre Gespräche mit dem Ehemann und fänden in Youtube-Filmchen über moderne Online-Live-Sitzungen in Corona-Zeiten sicher ihren Platz.

    Während Theresa Schefbeck ganz offenbar mehr Erfahrungen mit solchen Formaten hat und vor neutralem Hintergrund aufmerksam lauschte, wollen wir Frau Lippert aber zu Gute halten, dass sie trotz aller Ablenkung aufmerksam war: Wenn abgestimmt wurde, hob sie entsprechend die Hand oder applaudierte, als die Verwaltung für ihre Arbeit für die Ukraine-Flüchtlinge gelobt wurde.

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