Hilfsbereitschaft und Solidarität sind es, die in solchen Krisenzeiten den Unterschied machen. Weil ein junges Paar aus dem Kreis Schweinfurt wegen der Coronapandemie in Panama festsaß und diese Redaktion darüber berichtete, kam eine Welle der Hilfsbereitschaft zustande: Jannik Schmitt und Natalie Schneider sind am Montagabend wieder wohlbehalten in ihrem Heimatkreis angekommen. „Es ging jetzt alles superschnell durch den Zeitungsartikel. Wir hätten nie gedacht, dass das solche Früchte trägt“, schildert der 25-Jährige, nachdem er und seine 24-jährige Freundin am Flughafen in Frankfurt angekommen waren.
Auf den Bericht hin hat sich das Reisebüro Völk aus Bergrheinfeld bei dem jungen Paar gemeldet und Hilfe angeboten. Und das, obwohl die Reisenden ihren Urlaub nicht dort gebucht, sondern selbst organisiert hatten. Aber: „Wenn man so etwas hört, dass Leute festsitzen, versucht man halt zu helfen“, sagt Andreas Wareka, langjähriger Mitarbeiter des Reisebüros Völk, auf Nachfrage dieser Redaktion.
Das Reisebüro hat von mehreren Personen aus dem Raum Schweinfurt erfahren, die im Ausland festsitzen. Wo es ging, hätten die Mitarbeiter ihre Kontakte in der Branche genutzt und versucht, Flüge für die Betroffenen zurück in die Heimat zu finden. Nicht immer habe es allerdings geklappt. „Manchmal braucht's auch ein bisschen Glück“, sagt Wareka. Aktuell wird es zunehmend schwieriger: „Jetzt ist halt wirklich der Shutdown überall.“
Flughafen komplett geschlossen
Glück war bei Jannik Schmitt und Natalie Schneider auf jeden Fall im Spiel. Der Flughafen in Panama City ist seit Montag komplett geschlossen, „es hebt kein Flieger mehr ab“, sagt Jannik Schmitt. Das Reisebüro in Bergrheinfeld hatte zunächst einen Flug für den 26. März in Aussicht gestellt, dem ursprünglich geplanten Rückreisedatum des Paares. Allerdings sickerte dann die Info durch, dass der Flughafen in Panama City ab dem 23. März für längere Zeit dicht gemacht wird. Völk hat „uns dann in letzter Minute auf den letzten Flug nach Mexiko City umgebucht“, erklärt Schmitt weiter.

So sind die beiden Deutschen am Sonntag früh um 5 Uhr (mittelamerikanische Zeit, 11 Uhr zentraleuropäische Zeit) mit Copa, der nationalen Fluggesellschaft Panamas, von Panama nach Mexiko geflogen. Nach einem längeren Aufenthalt dort ging es mit einer Lufthansa-Maschine nach Frankfurt. Am späten Montagabend war das Paar dann wieder im Landkreis Schweinfurt. „Ohne das Reisebüro würden wir definitiv wie alle anderen noch festsitzen“, sagt Jannik Schmitt. Dafür seien er und seine Freundin sehr dankbar.
Hilfe von deutschem Landsmann und seiner Frau in Panama City
Auch an anderer Stelle wurde den beiden Hilfe angeboten: Nachdem eine Leserin aus Ochsenfurt über den Main-Post-Artikel auf das Paar aufmerksam geworden war, erzählte sie ihrem Sohn davon, der seit einigen Jahren in Panama City wohnt. Diese Redaktion stellte den Kontakt her und so hatten die Schweinfurter noch ein bisschen mehr Unterstützung in ungewissen Zeiten.
Zwar hatten Jannik Schmitt und Natalie Schneider eine Unterkunft bei einer Einheimischen gefunden, aber sicher war nicht, wie lange das funktionieren würde und wie es um die Versorgung bestellt ist, denn in Panama gilt bereits seit über einer Woche eine Ausgangssperre. Nur zum Einkaufen oder für andere dringende Besorgungen durfte man laut Schmitt das Zimmer verlassen. Und als Touristen aus Europa sei man ihnen in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend, ja sogar manchmal zurückweisend begegnet, da Europa vom Coronavirus besonders betroffen ist. Dass dann ein ehemaliger Ochsenfurter und dessen mexikanische Frau unkompliziert Hilfe anbieten sei toll, sagt Jannik Schmitt: „Sie haben uns bekocht und eine Unterkunft angeboten, falls das mit diesem Flug auch nicht klappen sollte. Und sie haben gesagt, dass wir kostenfrei bei ihnen wohnen können.“
Dankbar für all die Hilfe
Für all diese Hilfsbereitschaft „sind wir super dankbar“, sagt Schmitt, nachdem er und seine Freundin wieder in Deutschland angekommen sind. Freilich habe es auch negative Kommentare gegeben, etwa dass man selber Schuld sei, im März noch in den Urlaub zu fliegen. Aber als das Paar am 8. März seine Reise antrat, war die Coronakrise in diesem Ausmaß keineswegs absehbar, es gab kaum Reisebeschränkungen, die Tourismusbranche ging nicht von einem weltweiten Shutdown aus. Erst, als am 11. März die Weltgesundheitsorganisation die Verbreitung des neuartigen Coronavirus "SARS-CoV-2", das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, als Pandemie einstufte, nahmen die Ereignisse ihren lauf. Binnen einer Woche ging es Schlag auf Schlag, von Tag zu Tag wurden von den Regierungen weltweit neue Regelungen bekannt gegeben.
Auch habe das Paar Kommentare erhalten, „dass wir uns jetzt auf Kosten der Steuerzahler retten lassen und dass das eine Frechheit sei“, sagt Jannik Schmitt. Er stellt jedoch klar, „dass das nichts mit irgendwelchen Steuergeldern zu tun hatte. Wir sind mit dem letzten normalen Flug zurückgeflogen“, natürlich auf eigene Kosten. Auch die vom Auswärtigen Amt begonnenen und noch anstehenden außerplanmäßigen Rückholflüge, die weltweit deutsche Touristen aus anderen Ländern zurück in die Heimat bringen sollen, müssen von den Passagieren – soweit möglich – selbst getragen werden.
"Sollten alle zusammenhelfen"
In seiner solchen Krisensituation sei es völlig normal, dass man sich Sorgen mache und möglichst schnell nach Hause zurückkehren wolle, sagt Andreas Wareka vom Reisebüro Völk. Deswegen hätten die vier Mitarbeiter des Bergrheinfelder Unternehmens auch überlegt, wie sie branchenweit unterstützen können, unabhängig davon, ob ein betroffener Tourist Kunde bei der eigenen Firma ist oder nicht. „In solchen Situationen sollten wir alle zusammenhelfen“, sagt er. Und das, obwohl die eigene Zukunft – wie in vielen anderen Branchen auch – derzeit äußerst ungewiss ist. Wenn die große Reisezeit an Pfingsten und im Sommer auch ausfällt, werde es wirtschaftlich kritisch.
„Wir haben schon sehr viel mitgemacht in der Reisebranche“, erinnert sich der 40-Jährige. Da war der 11. September 2001 mit den Terroranschlägen in den USA unter anderem auf das World Trade Center. Und erst im vergangenen Jahr gab es die Pleite des Tourismuskonzerns Thomas Cook, was weltweit etliche Reisanbieter traf. Jetzt die Coronakrise. „Man meint immer, es geht nicht schlimmer. Aber dann passiert so etwas.“
Zwangsläufig Kontakt zu vielen Menschen
Eine kleines Happy-End immerhin haben nun Jannik Schmitt und Natalie Schneider erlebt, wenngleich die Coronakrise freilich noch längst nicht überstanden ist. Das Wiedersehen in der Heimat mit Familie und Freunden fällt angesichts der Situation nun auch distanziert aus. „Wir reisen zwar aus keinem Risikoland ein, jedoch waren wir längere Zeit an Riesenflughäfen wie Mexiko, Frankfurt und Panama City. Dort hat man zwangsläufig Kontakt zu einer Unzahl an Menschen“, sagt Schmitt. „Wir bleiben jetzt zuhause und vermeiden Besuche sowie Kontakt zu anderen. Alles andere wäre, denke ich, verantwortungslos.“