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SCHWEINFURT: Großartige Gegensätze

SCHWEINFURT

Großartige Gegensätze

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    Grigory Sokolovs Mozart lebt von ausgewogener Tempobalance, Klangverliebtheit und weich ausgeformter Dynamik. Es gibt dabei keine Klischees, alles wirkte wie gerade frisch komponiert oder gar improvisiert bei der Klaviersonate Nr. 2 F-Dur KV 280. Der zweite Satz schien in seiner poetischen Tiefenausdeutung die Stimmung der Winterreise vorwegzunehmen. Wie gemalt und modelliert verzahnten sich die Bilder der Stimmen zu einem intimen Klangbild.

    Der Beginn der Sonate Nr. 12 war ein eher ruhiges Hineinschreiten in eine in sich gekehrte Klangwelt: Da ballten sich düster immer größere Akkordsequenzen zusammen, um sich umso rascher zu verflüchtigen.

    Das Finale wirkte zunächst wie ein kleiner Wirbelsturm, schwenkte aber schnell um in ein ausgewogenes Themenfinden, das die verschiedensten Motive in allen musikalischen Farben gekonnt beleuchtete.

    Auch die Innenspannung der Beethoven-Interpretationen im zweiten Teil beruhte auf extremer Disziplin bei der Tempowahl. Objektiv gemessen, ging Sokolov den 1. Satz der Sonate Nr. 2 A-Dur langsam an, aber dies offenbarte eine innere Klangwelt – man konnte als Zuhörer mehr in die inneren Zusammenhänge des Stücks eindringen. Alfred Brendels Essay „Wie instrumentiere ich am Klavier“ hätte mit dem 2. Satz Largo appassionato allerbestes Lehrmaterial gehabt. Die Konsequenz des Staccato im Bass der linken Hand gab Raum für allerlei Instrumentenfantasien, das Spektrum variierte zwischen Kontrabass-Pizzicato, Tuba und Kontrafagott.

    Den Mollzwischenteil des Schlusssatzes setzte Sokolov mit bedrohlicher Schärfe, fast zerrissen in Szene. Dies war ein großartiger Gegensatz zu den weichen Klangwellen des Rondothemas, die ganz wohl gerundet in sich ruhten.

    Die Sonate Nr. 13 „Sonata quasi una fantasia“ ist kompositorisch noch dichter, intensiver gearbeitet als die drei Sonaten zuvor. Hier bewährte sich auch der Ansatz Sokolovs, die Stücke ganz knapp und dicht aneinanderzusetzen. Der langsame Satz Adagio con espressione war vielleicht der Höhepunkt des Konzerts, weit spannten sich die Bögen, man traute sich kaum, Luft zu holen.

    Im dritten Teil des Konzerts, der leider nicht im Programmheft vermerkt war, zündete der Pianist noch ein Feuerwerk bekannter Préludes, Etüden und Mazurken von Chopin, die schließlich noch von einer Schubert-Zugabe gekrönt wurden.

    Es war ein wunderbarer Klavierabend auf höchstem Niveau.

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