Im Mamersweg im südlichen Stadtgebiet von Gerolzhofen steht demnächst ein größeres privates Bauvorhaben an. Am rechten Eckgrundstück Mamersweg/Berliner Straße sollen das rund 50 Jahre alte Zweifamilienwohnhaus und die Garage abgerissen werden. Auf dem frei geräumten Areal werden dann ein zweistöckiges Einfamilienwohnhaus mit Satteldach entlang der Berliner Straße sowie ein erdgeschossiger Verbindungsbau mit Flachdach entlang des Mamerswegs errichtet. Im südlichen Teil des Verbindungsbaus wird die Doppelgarage untergebracht. Im nicht einsehbaren Gartenbereich ist ein fest eingebauter Pool geplant.
Zustimmung für Überschreitungen
Nach den aktuellen Planungen kommt es allerdings auf dem Grundstück zu mehreren Überschreitungen der im Bebauungsplan "Ziegelhütte VI" festgelegten Baugrenzen, sowohl auf der westlichen als auch auf der östlichen Braugrenze. Der Stadtrat sah hier allerdings keine Probleme und erteilte sein Einvernehmen für die Abweichungen.
Im neuen Baugebiet "Nützelbach II" stehen die Bauwerber bereits in den Startlöchern. Bislang wurden bei der Verwaltung vier Bauanträge eingereicht, die sich alle an die Festsetzungen des dort geltenden Bebauungsplans halten. Sie wurden deshalb im sogenannten Genehmigungsfreistellungsverfahren gleich an das Landratsamt Schweinfurt weitergeleitet, ohne dass der Gerolzhöfer Stadtrat damit befasst war.
Platz für Stellplätze fehlt
Nun aber wurde ein Bauvorhaben eingereicht, das von den Festsetzungen des Bebauungsplans abweichen möchte. Damit war der Stadtrat am Montagabend während seiner Sitzung in der Stadthalle gefragt. Es handelt sich um den Bau eines Mehrfamilienwohnhauses mit insgesamt neun Wohneinheiten sowie sechs Balkonen und zwei Terrassen. Gemäß den Vorgaben des Bebauungsplans müssen auf dem Grundstück an der neuen Rodewischer Straße 18 Auto-Stellplätze angelegt werden.
Die Planung des Wohnhauses entspricht vollumfänglich dem Bebauungsplan. Die größtmögliche Anzahl an Wohnungen wird voll ausgereizt. Allerdings soll aus Platzgründen ein Großteil der Stellplätze auf dem Grundstück außerhalb der Baugrenze errichtet werden.
Grundsätzliches Problem
Bürgermeister Thorsten Wozniak sah hier ein grundsätzliches Problem. Man müsse vielleicht darüber nachdenken, dass bei künftigen Bebauungsplänen die Baugrenzen nur noch für die Gebäude gelten sollten. Arnulf Koch (CSU) sah dies ebenso. Man wolle ja bezahlbaren Wohnraum und eine Verdichtung des Wohnraums, sagte er. Deswegen werde wohl ständig das Problem auftauchen, wo die Auto-Stellplätze untergebracht werden können.
Auf Kochs Frage, ob man dem aktuellen Bauwerber schon kurzfristig helfen könne, sah Wozniak keine rechtliche Möglichkeit. "Dafür wäre eine Änderung des Bebauungsplans nötig." Christian Ach (CSU) schlug vor, als Lösung des Problems eine Stellplatz- und Garagensatzung als Ergänzung des Bebauungsplans zu erlassen.
Geo-net übt Kritik
Thomas Vizl (Geo-net) sagte, man hätte das Haus sicher auch anders planen können, damit alle Stellplätze innerhalb der Baugrenzen möglich gewesen wären. Es sei aber nicht Aufgabe des Stadtrats, hier Alternativen aufzuzeigen. Die Geo-net-Fraktion sehe es als problematisch an, jetzt gleich schon wieder Befreiungen von einem Bebauungsplan zu erteilen, der erst vor kurzem aufgestellt worden ist.
Der Stadtrat erteilte schließlich mit 12:4 Stimmen sein Einvernehmen zu den beantragten Befreiungen. Dagegen war nur die vierköpfige Fraktion von Geo-net.