Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Heimaturlaub im Namen eines Dichters

SCHWEINFURT

Heimaturlaub im Namen eines Dichters

    • |
    • |
    Wieder vereint: Familie Baluyev trifft sich jedes Jahr – abwechselnd in Schweinfurt und in Leo Tolstoi in Russland. Im Bild: Oleg, Alina, Oma und Opa Baluyev, Alexander und Olga.
    Wieder vereint: Familie Baluyev trifft sich jedes Jahr – abwechselnd in Schweinfurt und in Leo Tolstoi in Russland. Im Bild: Oleg, Alina, Oma und Opa Baluyev, Alexander und Olga. Foto: Foto: Baluyev

    Jedes Jahr im Sommer verlassen Menschen die Stadt und fahren in den Urlaub: Italien, Türkei, Spanien. Hauptsache ans Meer. Die Schweinfurter mit Migrationshintergrund zieht es hingegen meist in die Heimat. Da ist es egal, wie dort das Wetter ist, wie weit der Strand entfernt ist, oder ob andere Urlauber mit ihrem Handtuch die Liegen besetzen – sie wollen ihre Familie wiedersehen. So auch Olga Baluyev, die alle zwei Jahre mit ihrem Mann Oleg, Tochter Alina und Sohn Alexander ihre Schwiegereltern in Russland besucht.

    „Wir brauchen das für unsere Seele“, sagt Olga Baluyev, die seit sieben Jahren mit ihrem Mann in Schweinfurt lebt. Studiert haben beide in Kaluga, Russland. Sie: Musikpädagogik. Er: Maschinenbau. Nach der Hochzeit lebten sie sieben Jahre zusammen bei seinen Eltern in Leo Tolstoi, einer Stadt, benannt nach dem russischen Dichter und Philosophen, der dort ein Sommerhaus hatte. „Meine zweiten Eltern“, nennt Olga Baluyev ihre Schwiegereltern liebevoll. „Ich freue mich jedes Jahr darauf, wieder Zeit mit ihnen zu verbringen“, so die 35-Jährige, die als Förderlehrerin für Migranten in der Albert-Schweitzer-Schule, als Musikpädagogin im Altenheim und nebenbei als Chorleiterin arbeitet.

    Kostbare Zeit füreinander

    Im Urlaub haben Olga und Oleg auch mal kostbare Zeit für sich: Der kleine Alexander spielt am liebsten mit seinem Opa. „Und dann hat Großvater mir eine Spielzeugpistole gekauft“, erinnert sich der Sechsjährige an den letzten Urlaub. Alina, 13 Jahre, freut sich immer besonders darauf, mit ihrer Oma Shoppen zu gehen.

    Die meiste Zeit in Leo Tolstoi verbringt die Familie im Garten der Großeltern. „Der ist wirklich wunderschön“, sagt Olga Baluyev. Kartoffeln, Äpfel, Tomaten, Johannisbeeren – hier wird alles zum Eigenbedarf angebaut. Auch Alina nascht gerne Früchte von den Bäumen und Sträuchern. Öde wird's im Garten nicht, erzählt der Teenager: „In Schweinfurt ist es langweiliger.“

    Wenn die Familie mal nicht im Garten grillt, schaukelt oder das Wetter genießt, geht's auch mal zu den Quellen des heiligen Tihan, um Wasser zu holen oder um zu baden. „Aber es ist sehr kalt“, warnt Alina und schüttelt sich. Olga und Oleg Baluyev treffen sich während des Urlaubs gerne mit ihren alten Studienkollegen in Kaluga, der nächstgrößeren Stadt. Dort ist mehr los als im Dorf, erzählt Olga: „Kino, Museen, Einkaufsmöglichkeiten.“ Sie freut sich auch immer auf ein Zusammentreffen mit der Gruppe von jungen Mädchen, die sie als Kinder in Gitarre und Gesang unterrichtete. Immer sonntags geht die Familie außerdem mit Oma und Opa in die orthodoxe Kirche, „wo man sich entsprechend kleiden muss“. Letztes Jahr waren Olegs Eltern zu Besuch in Schweinfurt, wo auch Olgas Schwester und Eltern leben. Diesen Sommer geht es wieder nach Leo Tolstoi. Geplant ist diesmal auch ein Stopp in Moskau, um den Kindern ein wenig Heimatkultur zu zeigen. Alexander freut sich besonders auf den Zirkus. Drei Wochen Freunde, Familie und Entspannung erwarten die Baluyevs in ihrer Heimat. „Da ist das halbe Leben geblieben“, sagt Olga. Dann geht es wieder zurück in die zweite Heimat Schweinfurt.

    Urlaub in der Heimat

    Brasilianer, Griechen, Thailänder, Russen, Türken – in Schweinfurt leben viele Menschen mit Migrationshintergrund. In der Ferienzeit fahren viele in die Heimat, um Verwandte und Freunde zu besuchen. Wie schaut so ein Urlaub aus, in dem sie in eine ungewohnte Kultur und Mentalität zurückgeworfen werden? Wie gestalten die Heimkehrer das Wiedersehen mit ihrer Familie – Alltag oder Abenteuer? Und was vermissen sie am meisten, wenn sie wieder zurück in Deutschland sind? Wir haben mit Schweinfurtern verschiedenster Nationalitäten gesprochen. In unserer Serie erzählen sie von ihren schönsten Urlaubserlebnissen, aber auch von Land, Leuten und Kultur.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden