Es ist noch trockener auf der fränkischen Trockenplatte als sonst – und der Supersommer geht immer weiter und weiter. Was nicht nur die trockenste Region Bayerns rund um Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt zu spüren bekommt. Mancher Versorger in Deutschland warnt bereits, das Wasser wird knapp, und mahnt die Abnehmer, sparsam zu sein. Was einige Schweinfurter hochgeschreckt hat und zum Telefonhörer greifen ließ, um bei den Stadtwerken nachzuhaken, sagt Geschäftsführer Thomas Kästner. Seine Antwort darauf: überraschend.
Trotz der vergangenen staubtrockenen Wochen und anhaltenden Hitzerekorde ist man beim Schweinfurter Wasserversorger absolut gelassen. Der Wasserverbrauch ist kaum höher als in vergleichbaren Monaten, liegt zwischen 15 000 und 18 000 Kubikmeter pro Tag, sagt Wassermeister Jochen Röll. Und einen großen Teil davon nimmt wie immer die Industrie ab. Kein Ausschlag nach oben, trotz Trockenheit, warum das? Weil Schweinfurt eben nicht ländlich geprägt ist, erklärt Kästner. Es gibt zwar Gärten, aber keine großen landwirtschaftlichen Bereiche, die in der anhaltenden Trockenperiode viel Wasser bräuchten.
Wasserversorger mit Potenzial
Und wenn die 50 000 Schweinfurt, die die Stadtwerke neben der Industrie und den Gemeinden Dittelbrunn und Niederwerrn versorgen, dann doch mehr Wasser bräuchten? Kein Problem, sagt Geschäftsführer Kästner: „Wir sind gut aufgestellt.“ Schweinfurt hat ein redundantes, also mehrfach abgesichertes, groß angelegtes Wasserversorgungssystem, das noch weit mehr liefern könnte als den Jahresumsatz von rund 4,4 Millionen Kubikmetern, der laut Kästner in etwa mit dem der RMG vergleichbar ist.
40 Uferfiltratbrunnen in den Mainauen und in den Wehranlagen sowie acht Tiefenbrunnen gehören zu diesem System. Das ist sehr gut ausgelegt für eine Stadt in dieser Größe, erklärt Kästner, hat aber seinen Sinn. Schweinfurt hat viel Industrie – und Industrie braucht nicht nur Strom, sondern auch Wasser. Wer für Neuansiedlungen gerüstet sein will, der muss auch Potenzial vorhalten, sagt der Geschäftsführer. Die Tiefenbrunnen sind dabei auch ein Sicherheitsfaktor, wenn es Probleme mit den Anlagen gibt, die am Main liegen. 95 Prozent des Schweinfurter Wassers werden aus ihnen gewonnen.
Lebensader Main: Die Brunnen im Uferbereich
Gespeist werden sie aus dem Fluss. Der dem Main nächstgelegene Brunnen ist 70 Meter entfernt. Mindestens 50 Tage muss es dauern, bis das Wasser aus dem feuchten Ufer langsam durch die Schichten aus natürlichem Kies und Muschelkalk in den Brunnen sickert. Dort ist der Wasserpegel durch Pumpen gesenkt. Bei diesem Filterprozess, erklärt Wassermeister Röll, bauen sich hauptsächlich Bakterien ab. Schweinfurt hat also genug Wasser, denn am Main wird es niemals trocken. „Ein Problem bekommen wir nur dann, wenn der Main trocken liegt“, sagt Röll. Und sein Geschäftsführer ergänzt: „Dann haben wir aber alle ein Problem, und zwar ein großes.“
An erster Stelle stehen Sicherheit und Qualität
Notreserve der Schweinfurter Wasserversorgung sind seine Tiefenbrunnen. Der tiefste, der Seelenvater 1, geht auf 160 Meter hinunter. Ab und an profitieren umliegende Wasserversorger von dem gut dimensionierten Schweinfurter System. Wenn das Wasser bei ihnen knapp wird, helfen die Stadtwerke aus. Das ist allerdings, wie Kästner sagt, nur „an wenigen Tagen im Jahr“ nötig.
Versorgungssicherheit und Qualität des Wassers haben für die Stadtwerke den höchsten Stellenwert, betont Geschäftsführer Kästner. Die Brunnen, vor allem die Uferfiltrat-Brunnen, sind von einer großen Schutzzone umgeben. Nicht nur der engere Bereich, auch die weiter gefasste Schutzzone 2 ist im Besitz der Stadtwerke. Hier gibt es keine Landwirtschaft, keine Düngung – und damit keine Probleme mit Nitratbelastung. Mit 6 bis 18 Milligramm pro Liter liegt das Schweinfurter Wasser, dessen Analysewerte man auch auf den Internet-Seiten der Stadtwerke nachlesen kann, am unteren Wert der Skala, so Wassermeister Röll.
Hart, aber gesund
Dass das Schweinfurter Wasser mit 17 bis 20 Härtegraden Spitzenwerte hat, ist nicht zu leugnen. Allerdings, erklärt Röll: Das hat auch sein Gutes. Denn: Das Wasser, das durch den Muschelkalk sickert und dadurch seine Härtegrade bekommt, ist auch reich an Mineralien. Pro Liter hat es beispielsweise zwischen 90 und 112 Milligramm Kalzium und 23 bis 28 Milligramm Magnesium. Darauf, so Röll, müssten manche Mineralwasser erst einmal kommen.
Dass Wasser gespart wird, haben die Stadtwerke zwischen 2002, als Röll hier anfing, und 2010 zu spüren bekommen. Der Absatz ging relativ konstant nach unten. Inzwischen hat er sich eingependelt. Große Einsparpotentiale, sagt Kästner, wird es nicht mehr geben. Die Technik, im Privathaushalt vor allem bei Waschmaschine, Toilettenspülungen oder Spülmaschinen, sei ausgereizt. Und: „Wasser muss fließen“, sagt Kästner und hat dabei nicht die Absatzzahlen, sondern die Hygiene im Blick.
Im Wasser, das zu lange in privaten Hausleitungen steht, können sich schlimmstenfalls Legionellen bilden. Abwasserkanäle, die immer weniger Wasser zugeführt bekommen, müssen gespült werden. Kästners Credo deshalb: „Wassersparen ja, aber nicht um jeden Preis.“
Supersommer – auch für das Silvana
Alles normal bei der Wasserversorgung in Schweinfurt also. In einem Bereich merken die Stadtwerke den Supersommer dann aber doch: im Silvana. Das hat in dieser Saison schon jetzt ein Drittel mehr Besucher als noch 2017.
Die Stadtwerke als Wasserversorger Das Unternehmen: Die Stadtwerke Schweinfurt GmbH ist für Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser zuständig, außerdem für den Hafen, den Betrieb der Stadtbusse und das Silvana Sport- und Freizeitbad. Das Team der Wasserversorgung: 25 Mitarbeiter kümmern sich in diesem Bereich darum, dass alles läuft – in der Netzwerkleitstelle, an Baustellen oder in den Anlagen, wie den Brunnen oder den fünf Hochbehältern. Für die Optik: Außerdem Sache der Stadtwerke ist die Betreuung der größten Spring- und Laufbrunnen der Stadt – in der Wehr, am Schillerplatz, am Jägersplatz und der Wasserlauf in der Schrammstraße. Alle Brunnen arbeiten im Kreislaufsystem und sind technisch fast wie ein kleines Schwimmbad ausgestattet – mit Filter und Desinfektion. Drin baden sollte man trotzdem nicht, so die Bitte der Stadtwerke. Kurios: Probleme im äußeren Bereich der Wasserschutzgebiete haben die Stadtwerke immer wieder in den Wehranlagen, wo Hundebesitzer ihre Vierbeiner spazierenführen, was nicht erlaubt ist. Die Hinterlassenschaften der Hunde dürfen auf keinen Fall ins Wasser kommen, erklärt Wassermeister Jochen Röll. Er spricht Hundebesitzer an, wenn er sie dort sieht. Man könnte, so Geschäftsführer Thomas Kästner, notfalls aber auch rabiater einschreiten, eben rechtlich. Nötig war das bisher nicht. Das Wasserleitungssystem in Schweinfurt umfasst 320 Kilometer. Und es werden noch einige dazukommen. Zum Beispiel im neuen Stadtteil Bellevue, aber auch im Rest der Konversionsflächen, wo auch der i-Campus liegen wird. Der Wasserpreis bewegt sich im unteren Bereich, seit Anfang des Jahres bei 1,80 Euro pro Kubikmeter Wasser. Zum Vergleich: Würzburg verlangt 2,49, Nürnberg 2,10 und Bamberg 1,87 Euro pro Kubik. Der Durchschnittsverbrauch, so schätzt man, liegt pro Person bei 120 Litern – und damit im Bundesdurchschnitt. 22 Sandsteinfiguren Dieser Artikel ist Teil unserer Sommerserie, die sich um die Symbolfiguren auf dem Giebel des Schweinfurter Rathauses dreht. Sie stehen für Berufsstände, Tugenden oder auch Elemente, wie eben das Wasser.